Ecosia und Qwant starten mit „Staan“ den ersten europäischen Suchindex mit dem Ziel, unabhängig zu sein von Google & Bing.
In Europas digitalem Hinterhof hängt vieles am Tropf der US-Giganten. In puncto Suchmaschinen, Cloud und KI diktieren Microsoft und Google nicht nur die Regeln, sondern auch die Preise. Jetzt preschen Ecosia und Qwant vor und präsentieren mit „Staan“ den ersten großen, aktiv genutzten europäischen Suchindex. Das Ziel ist so klar wie provokant. Sie wollen Europas digitale Souveränität zurückerobern und damit die Machtbalance gegenüber den Platzhirschen aus Kalifornien und Redmond verschieben. Zudem versprechen sie mit dem Projekt mehr Datenschutz und digitale Souveränität für Europa.
Der Plan: Europas eigene Suchbasis bringt Unabhängigkeit vom US-Datenmonopol
Bislang dominieren Google und Bing die Suche und das nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Während Google weltweit rund 80–90 % Marktanteil hält, greifen alternative Suchmaschinen meist auf deren Indizes zurück. Ohne eigenen Index müssen sie fremde Datenbanken nutzen und bleiben damit abhängig. Christian Kroll, CEO von Ecosia, bringt es gegenüber der FAZ auf den Punkt:
„Wenn Trump sagen würde, den Europäern geben wir jetzt mal keinen Zugang mehr zu unseren Suchtechnologien, dann müssten wir in Deutschland und Europa aktuell einfach zurück zu Telefonbüchern. Wir haben nichts. Wir haben bei solchen Technologien einfach keine Alternativen.“
Genau deshalb gründeten Ecosia und Qwant 2024 das Joint Venture European Search Perspective (EUSP), so gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt. Herzstück des Projekts ist der neue Index „Staan“ – Search Trusted API Access Network (Vertrauenswürdiges API-Zugangsnetzwerk für die Suche). Dieser verspricht nicht nur Unabhängigkeit, sondern auch Datenschutz „by design“.
Staan: Bibliothek des Internets – made in Europe
Ein Suchindex ist die Datenbank, aus der Suchmaschinen ihre Ergebnisse ziehen – vergleichbar mit einem gigantischen, ständig aktualisierten Bibliothekskatalog. „Staan“ bietet:
- Datenschutz by Design – ohne Nutzertracking
- Transparenz bei der Ergebnisgewichtung
- Offene Nutzung für andere Suchmaschinen und KI-Entwickler
Gerade für generative KI ist ein gut gepflegter Suchindex Gold wert. Wer in Europa eigene KI-Anwendungen bauen will, braucht frische, umfangreiche Webdaten und das ohne von US-Konzernen abhängig zu sein. Frankreich ist Testfeld Nummer eins. Laut TechCrunch stammen dort bereits rund die Hälfte der Qwant-Ergebnisse aus dem EUSP-Index „Staan“. Auch in Deutschland ist der Rollout angelaufen. Aktuell liefert Ecosia etwa ein Drittel seiner Suchergebnisse aus dem neuen europäischen Index, mit dem Ziel, diese Quote bis Ende des Jahres auf rund 33 % aller deutschen Suchanfragen zu erhöhen. Bis Ende 2025 wollen Ecosia und Qwant so viele Suchanfragen wie möglich unabhängig bedienen. Nur etwa zehn Prozent, vor allem seltene Nischensuchen, sollen vorerst auf US-Indizes basieren, da hierfür noch keine eigenen Daten vorliegen.
Ecosia und Qwant: Warum das mehr ist als ein Technikprojekt
„Staan“ ist nicht nur ein technisches Upgrade, sondern ein politisches Statement. Wer den Index kontrolliert, kontrolliert auch einen Teil der öffentlichen Debatte und Innovationsfähigkeit. Während die USA und China ihre eigene Suchinfrastruktur als strategische Ressource behandeln, herrscht in Europa laut Kroll „naive Gleichgültigkeit“ (wörtlich betonte er: „Das wirklich als kritische Infrastruktur zu erkennen, wäre wichtig. Das Desinteresse ist naiv und gefährlich“). Behörden und Unternehmen nutzen oft bedenkenlos US-Technologie und geben damit Daten und Einfluss aus der Hand.
Für Ecosia ist der Aufbau eines eigenen Suchindex zudem nicht nur ein Schritt zur digitalen Souveränität, sondern auch Teil ihrer ökologischen Mission. Als „grüne Suchmaschine“ investiert das Berliner Unternehmen seit Jahren große Teile seiner Gewinne in Aufforstungs- und Klimaschutzprojekte. Jede technische Unabhängigkeit von US-Konzernen bedeutet auch mehr Kontrolle über die eigenen Erlöse und deren Einsatz für Umweltprojekte – ohne Preisdiktate oder strategische Abhängigkeiten. So verbindet „Staan“ zwei Ebenen, die oft getrennt betrachtet werden. Zum einen ist es die Sicherung europäischer Infrastruktur und zum anderen wäre es der konsequente Einsatz von Technologie für den Klimaschutz.
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David gegen Goliath – und die KI-Front
Ecosia betreibt zwar schon seit 2009 eine eigene Suchmaschine, hatte aber bis 2025 keinen eigenen Suchindex. Die Ergebnisse stammten bislang aus lizenzierten Quellen, in erster Linie von Microsoft Bing, zeitweise gemischt mit Google-Ergebnissen. Das bedeutete, Ecosia konnte zwar das Design, die Zusatzfunktionen und die Werbung selbst bestimmen, hatte aber keine Kontrolle über den eigentlichen Datenbestand oder das Ranking. Mit dem neuen, gemeinsam mit Qwant entwickelten Index „Staan“ ändert sich das grundlegend. Erstmals kann Ecosia auf einen selbst gepflegten, europäischen Datenbestand zugreifen, als entscheidendem Schritt zu mehr Unabhängigkeit.
Die Motivation ist somit nicht nur politischer, sondern auch wirtschaftlicher Natur. Als Microsoft 2023 die Preise für den Zugriff auf den Bing-Index deutlich anhob, bekam Ecosia die Abhängigkeit schmerzhaft zu spüren. Der Windows-Konzern konnte die Konditionen diktieren, weil es schlicht keine echte Alternative gab. Mit „Staan“ wollen die Betreiber nun selbst den Hebel in der Hand halten und zugleich eine kostengünstige Option für andere Anbieter schaffen. Wie Kroll bekannt gab, zu einem Zehntel der Kosten, die vergleichbare Angebote von Google oder Bing verursachen.
Gleichzeitig öffnen sich neue Geschäftsfelder wie KI-gestützte Zusammenfassungen, Chatbot-Suchen und preiswerte APIs für Firmen, die nicht die Tarife der US-Giganten zahlen wollen. Für generative KI ist ein gut gepflegter Suchindex unverzichtbar, um Modelle mit frischen, umfangreichen Webdaten zu versorgen ohne bei amerikanischen Unternehmen anklopfen zu müssen.
Fazit: Ecosia und Qwant stehen mit ihrem Projekt noch am Anfang
Mit „Staan“ haben Ecosia und Qwant das Google-Monopol nicht gebrochen. Sie haben aber ein Fundament geschaffen, auf dem Europas digitale Souveränität wachsen kann. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie schnell der Index in weitere Märkte expandiert und ob Nutzer bereit sind, ihre Suchgewohnheiten zu ändern. Fest steht, dass jeder Klick auf „Staan“-gestützte Ergebnisse mehr ist als nur eine Suche. Es ist ein Klick für Europas digitale Unabhängigkeit.
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