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Bildquelle: ilgmyzin, Lizenz

Telegram Stories, aber vorerst nur für zahlende Kunden!

Der Cloud-Messenger hatte ja schon vor einem Monat die Einführung von Telegram Stories angekündigt. Jetzt wird das neue Feature ausgerollt.

Seit Jahren bitten die Nutzer Telegram, Stories zu implementieren. Mehr als die Hälfte aller Feature-Wünsche, die sie erhalten, beziehen sich nach eigenen Angaben darauf.

Ursprünglich war die Betreibergesellschaft dagegen, da nicht sie, sondern Instagram diese Funktion im Jahr 2016 erstmals eingeführt hat. Daneben gibt es mittlerweile kaum eine Messaging-App, die keine eigenen Stories anbietet. Sogar die datenschutzfreundliche Alternative Signal zog im Herbst letzten Jahres nach.

Der Funktionsumfang von Telegram Stories

Thema Privatsphäre. Die Nutzer sollen selbst definieren können, wer die Telegram Stories sehen kann. Entweder sie sind öffentlich oder Zugriff haben nur die eigenen Kontakte (mit Ausnahmen), einige ausgewählte Kontakte oder eine selbst erstellte Liste von engen Freunden.

Platzsparend. Telegram Stories hat man am oberen Rand der Chatliste platziert. Der Bereich ist klein, kann aber bei Bedarf vom Nutzer erweitert werden. Dadurch soll man auf das Feature leicht zugreifen können, ohne dafür zu sorgen, dass die Software zu unübersichtlich wird.

Telegram Stories
Telegram Stories von Durow.

Flexibel. Stories, die von einem beliebigen Kontakt gepostet wurden, kann man einfach ausblenden, indem man sie in die Liste „Ausgeblendet“ im Abschnitt „Kontakte“ statt in den Hauptbildschirm verschiebt.

Beschriftungen. Man kann nicht nur Dutzende interne leistungsstarke Foto- und Videobearbeitungs-Werkzeuge nutzen, sondern auch Beschriftungen für die eigenen Stories erstellen, um mehr Kontext oder Links hinzuzufügen und andere Personen zu markieren.

Unterstützung für zwei Kameras. Aufbauend auf dem Erfolg von Telegrams Videonachrichten kann man optional Fotos und Videos, die mit der vorderen und hinteren Kamera aufgenommen wurden, gleichzeitig posten.

Vergänglichkeit der Telegram Stories nach Wahl. Du kannst wählen, wann eine Nachricht abläuft – in 6, 12, 24 oder 48 Stunden. Alternativ kann man sie auf der eigenen Profilseite dauerhaft anzeigen.

Reaktionen. Wie bei WhatsApp & Co. auch, kann man auf die veröffentlichten Bilder und Videos reagieren.

Die Telegram Kanäle sollen vom neuen Feature profitieren. Sobald es möglich sein wird, Nachrichten von Kanälen in Stories zu posten, soll es einfacher sein, auf Telegram viral zu gehen.

Telegram Stories vorerst nur für zahlende Kunden

Leider gibt es dazu noch keine offiziellen Angaben. Doch für den Anfang ist der Funktionsumfang der Telegram Stories nur zahlenden Premium-Kunden vorbehalten. Dabei schlägt das Abo mit satten 5,49 Euro monatlich zu Buche. Ob und wann man diese Option für die regulären Nutzer freigeben wird, ist derzeit nicht bekannt. Der offizielle Telegram Blog als auch der eigene Twitter-Account schweigen sich diesbezüglich noch aus.

Viele neue Nutzer, Aktivität dennoch rückläufig

Jeden Tag melden sich weltweit über 2,5 Millionen neue Nutzer bei Telegram an. Anfang dieses Jahres hat man die Marke von 800 Millionen monatlich aktiven Nutzern überschritten. Das massive Wachstum hat für die Betreiber natürlich auch höhere Ausgaben für Speicherplatz und Traffic zur Folge.

Telegram Stories
Viel Sonne, viel Haut …

Die mangelnde Kooperation mit den deutschen Behörden nebst vielen Cyberkriminellen, die bei Telegram präsent sind, hatten zur Folge, dass dieser Messenger-Dienst von den Medien regelmäßig durch den Kakao gezogen wird. Das blieb nicht ohne Folgen.

Ja, das stimmt schon, es gibt immer wieder neue Nutzer. Auch in meinem Bekanntenkreis wird Telegram immer wieder ausprobiert. Doch trotz der enormen Fähigkeiten und des schicken Aufbaus ohne unnötige Schnörkel bleiben die meisten dort, wo sie die meisten Kontakte haben: bei WhatsApp, dem Facebook Messenger oder Instagram.

Das ist doch der Messenger, der häufig im Untergrund genutzt wird, heißt es dann als Antwort. Tja, die sind schon dort, stimmt schon. Aber die Cyberkriminellen sind bei Facebook und den anderen Meta-Töchtern nicht weniger aktiv.

Dieses eine Mal bei Telegram Stories hat man sich ausnahmsweise bei der Konkurrenz bedient. Eigentlich ist es immer andersherum, dass die Wettbewerber Ideen bei Telegram klauen und sich hinterher nicht mal zu schade sind zu behaupten, es wäre ihr Einfall gewesen.

Mangelnde Aktivität in der Telegram-Gruppe von Tarnkappe.info

Leider ist auch die Aktivität in unserer eigenen Telegram-Gruppe rückläufig. Der Trend ist schon seit ca. zwei Jahren zu beobachten. Von den 2.800 Accounts sind nur die wenigsten aktiv, was wirklich bedauerlich ist. Unser Techniker Clemens bastelt schon seit längerer Zeit an einer Bridge zu Matrix. Doch auch wenn das Netzwerk, wie viele Messenger Open Source sind, da ist ja bedauerlicherweise bekanntlich noch weniger los.

Da nützt es wenig, wenn sich auf dem Globus verteilt, täglich 2,5 Millionen Personen neu bei Telegram anmelden. Ja, die Betreibergesellschaft braucht Geld. Das dürfte wohl der Grund sein, warum die normalen Nutzer nicht auf die Telegram Stories zugreifen dürfen. Trotzdem. So wie man jetzt vorgeht, wird es sicher nicht klappen, die Vorherrschaft von WhatsApp zu knacken. Oder wie seht ihr das?

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.