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Bildquelle: jadgc

EUIPO Studie: Oh Wunder – Piraten sind auch Konsumenten!

Laut einer aktuellen EUIPO Studie sind nur die wenigsten Europäer Hardcore-Raubkopierer. 61% gaben an, Geld für Inhalte ausgegeben zu haben.

Die neue EUIPO Studie zum Thema geistiges Eigentum basiert auf 25.824 Interviews mit Einwohnern aus allen EU-Mitgliedsstaaten. Das Mindestalter der Teilnehmer betrug dabei 15 Jahre. EUIPO steht übersetzt für das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum mit Sitz in Alicante, Spanien.

Die Mehrheit der Europäer hält es für inakzeptabel, digitale Inhalte aus illegalen Quellen zu beziehen. Dies gilt auch, wenn es sich um den persönlichen Gebrauch handelt. Dies ist ebenfalls inakzeptabel, wenn der Preis für legale Inhalte zu hoch ist oder die Inhalte über legale Quellen (noch) nicht verfügbar sind. Die meisten Europäer kennen legale Online-Angebote und nutzen sie lieber als illegale. Aber eben nur, solange sie erschwinglich sind.

EUIPO, Logo

Das Ziel der Content-Industrie müsse es folglich sein, die Verfügbarkeit legaler Quellen zu verbessern und den Preis zu reduzieren. Die zunehmend ablehnende Haltung vieler Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf illegale Kopien als auch Produktpiraterie hatte sich bereits bei einer früheren EUIPO Studie im Jahr 2017 gezeigt.

Die Mehrheit der Schwarzkopierer kauft auch!

Die Mehrheit der Europäer (61 %), die angaben, im letzten Jahr auf Inhalte aus illegalen Quellen zugegriffen zu haben, nutzten auch kostenpflichtige legale Quellen. Das deutet laut der EUIPO Studie darauf hin, dass nur eine Minderheit ausschließlich auf Raubkopien zurückgreift. Selbst eingefleischte Online-Piraten sind in der Mehrheit durchaus dazu bereit, Geld für Software, Spiele, Musik oder Filme zu investieren.

EUIPO Studie
Quellen für den Bezug illegaler Inhalte. Anteil an P2P-Downloads erstaunlich gering.

Personen, die illegal auf Online-Inhalte zugreifen, tun dies am häufigsten über eigens dafür präparierte Websites. 43 % von ihnen gaben dies bei der EUIPO Studie als einen von ihnen genutzten Kanal an. Soziale Netzwerke kommen mit 32 % an zweiter Stelle. Messaging-Apps wurden mit 23 % nicht mehr so häufig als Quelle genannt. P2P-Netzwerke und illegale IPTV-Dienste (jeweils 19 %) wurden im Vorjahr am seltensten genutzt. Bei den bevorzugten Kanälen gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Altersgruppen oder den Mitgliedstaaten.

Akzeptanz für Schwarzkopien bei Jüngeren deutlich höher

43 % der Befragten gaben an, die Werke müssten erschwinglicher sein, damit sie keine Raubkopien mehr nutzen würden. Nach wie vor ist die Akzeptanz für Schwarzkopien bei den Jüngeren deutlich höher. Während nur 19 Prozent der 55- bis 64-Jährigen und 18 % der über 65-Jährigen der Meinung sind, dass man illegal auf Werke zugreifen sollte, wenn der Preis der legalen Inhalte zu hoch ist, so steigt die Zustimmung bei den 25- bis 34-Jährigen auf 41 %. Und bei den 15- bis 24-Jährigen auf 46 %.

EUIPO Studien erscheinen in regelmäßigen Abständen

Jüngere Menschen sind auch der Meinung, dass es in Ordnung ist, illegal zu downloaden oder zu streamen, wenn das Originalprodukt noch gar nicht legal erhältlich ist. 44 % der 15- bis 24-Jährigen haben dies angegeben. Wenn man sich das Werk illegal nur für den persönlichen Gebrauch besorgt, stimmen sogar 48 % der Jüngsten dieser Aussage zu.

Wer sich für weitere Details interessiert: Die komplette EUIPO Studie ist hier in der englischen Sprache als PDF-Dokument verfügbar.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.