Onleihe: rechtliche Rahmenbedingungen auf dem Prüfstein

Onleihe: rechtliche Rahmenbedingungen auf dem Prüfstein

Studie von Börsenvereins und GfK zeigt: Die Onleihe schmälert die Kaufbereitschaft buchaffiner und kaufkraftstarker Zielgruppen am Buchmarkt.

Im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. hat GfK Entertainment eine Studie zur Onleihe in öffentlichen Bibliotheken durchgeführt. Die Erhebung soll Ansätze für nachhaltige Regelungen liefern, die der Bundesregierung bei einer Prüfung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die E-Book-Leihe durch öffentliche Bibliotheken („Onleihe“) als Grundlage dafür dienen sollen, die Interessen von Nutzern, Autoren, Bibliotheken und Verlagen gleichermaßen in Einklang zu bringen. Insbesondere sollen die Leistungen der Verlage und der Autoren gebührend honoriert werden.

Die Onleihe: Unabhängig von Öffnungszeiten und Ort

onleihe bibliothekUnter der Marke Onleihe bietet die divibib GmbH aus Reutlingen seit 2007 einen Service für die Online-Ausleihe von digitalen Medien an. Daran teil nehmen sowohl einzelne, als auch die zu einem Verbund zusammengeschlossenen Bibliotheken aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Liechtenstein, Dänemark, Belgien und Frankreich sowie die internationalen Goethe-Institute. Benutzer einer teilnehmenden Bibliothek können die bereitgestellten digitalen Medien über die Website ihrer Bibliothek mit ihrem Bibliotheksausweis ausleihen. Mit der Onleihe-App werden gleichermaßen E-Books, E-Magazines, E-Paper, E-Audios und E-Music zur Verfügung gestellt.

Verlage & Autoren fordern faire Rahmenbedingungen

Vor dem Hintergrund, dass Verlage und Autoren faire Rahmenbedingungen für die Onleihe fordern, soll eine umfassende Studie zur Onleihe-Nutzung als Basis für einen politischen Dialog für eventuell notwendig erscheinende, zielgerichtete Maßnahmen für Veränderungen dienen. Die Studie stand unter der Fragestellung: „Wer leiht was in Bibliotheken und insbesondere online“ und bietet einen 360°-Blick auf die Onleihe. Die Studien-Ergebnisse präsentierten der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern gemeinsam mit der GfK Entertainment in Berlin.

Studien-Ergebnis: Onleihe schmälert Kaufbereitschaft

In einer Kernaussage kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Onleihe die Kaufbereitschaft buchaffiner und kaufkraftstarker Zielgruppen am Buchmarkt schmälert. Hier die wesentlichen Studien-Resultate im Überblick:

Insgesamt 2,6 Millionen Menschen leihen in Deutschland über die Onleihe digital Bücher und andere Medien aus. Insgesamt 1,9 Millionen leihen E-Books.
Zwei Drittel der Onleihe-Nutzer sind unter 50 Jahre alt. Sie sind damit im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich jung. Außerdem sind sie überdurchschnittlich gut situiert und gebildet.
Onleihe-Nutzer gehören zwar zu den aktivsten Käufern am Buchmarkt. Aber knapp die Hälfte kauft weniger oder gar keine Bücher mehr, seitdem sie das Angebot der Onleihe nutzen. Das entspricht 45 Prozent bei gedruckten Büchern, 46 Prozent bei E-Books.
Der Großteil der Onleihe-Nutzer ist mit dem Umfang und der Aktualität des Angebots der Onleihe zufrieden.

Gefordert werden gerechtere Lizenzregelungen

Nadja Kneissler, Vorsitzende des Verleger-Ausschusses des Börsenvereins, fordert aufgrund der Studien-Aussagen gerechtere Lizenzregelungen:

„Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass die Onleihe-Nutzung unmittelbaren Einfluss auf den Buchmarkt hat. Um weiterhin ein breit gefächertes Angebot an Büchern und E-Books in Deutschland bereitstellen zu können, benötigen wir gerechte Lizenzregelungen. Die von Bibliotheken geforderten Ausnahmen vom Urheberrecht für die Onleihe, die sogenannten Schrankenregelungen, bieten keine faire Entlohnung für die Leistungen der Verlage und Autoren und sind für uns damit kein gangbarer Weg. Wir fordern stattdessen, dass Bibliotheken zukünftig so ausgestattet werden, dass sie unter fairen Bedingungen für alle Beteiligten E-Books anbieten können“.

Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di sieht Autoren benachteiligt, während finanzstarke Mid-Ager vom System profitieren:

„Eine der wichtigsten Aufgaben von öffentlichen Bibliotheken sehe ich in der Leseförderung für Kinder und Jugendliche. Insbesondere Stadtbibliotheken spielen für die Eschbach Buch & E-BookLeseförderung eine zentrale Rolle. Um dieser Aufgabe auch mithilfe digitaler Bücher nachkommen zu können, braucht es vor allem eine auf digitale Leseförderung abgestimmte Strategie. Solange es um eine bloße Erweiterung des digitalen Bibliotheksangebots geht, ist nicht einzusehen, dass die Rechte von Autorinnen und Autoren beschnitten werden, insbesondere, wenn davon mehrheitlich finanzstarke, gebildete Mid-Ager profitieren.“

Foto geralt, thx!

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.