Flaute bei der Dokumentenbörse von myGully & Co.
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Flaute bei der Dokumentenbörse von myGully & Co.

Die Antipirateriemaßnahmen von Amazon greifen bereits. In den großen Warez-Foren wie myGully werden deutlich weniger neue E-Books hochgeladen.

Beim deutschsprachigen Warez-Forum myGully herrscht seit Mitte Januar im wahrsten Sinne des Wortes Ebbe. Zumindest wenn es um Neuerscheinungen im Bereich Belletristik geht. Amazon macht es seit ein paar Wochen den E-Book Piraten schwer, irgendwelche halbwegs neuen Werke illegal in Umlauf zu bringen.

Wenig neue illegale Uploads bei myGully

Dank der E-Book Flatrate Kindle Unlimited konnte man sich bislang unzählige Werke ausleihen, um diese zu befreien, wie es in der Szene so schön heißt. Das Abo ist zwar kostenpflichtig, doch für die einzelnen E-Books ist keine zusätzliche Gebühr angefallen. Bislang haben viele Uploader bei myGully halt recht neue Romane konvertiert, um sie bei einem Sharehoster hochladen zu können.

Aufgrund der Kopierschutzmaßnahmen, die Amazon im Januar eingeführt hat, geht das jetzt aber nicht mehr. Natürlich waren nicht alle Neuerscheinungen im Portfolio von Kindle Unlimited drin, aber doch genügend, um weiterhin jede Menge Downloader befriedigen zu können. Wie gesagt, das geht jetzt nicht mehr.

Kindle Unlimited war einst das Paradies für E-Book Piraten

Wer jetzt in den Foren Download-Links von E-Books posten will, muss die Werke einzeln bei Hugendubel, Thalia, Weltbild oder in anderen Online-Shops kaufen. Das ist vergleichsweise unbequem und geht auch im Vergleich zum Flatratepreis von 9,99 Euro monatlich ziemlich ins Geld.

Dokumentenbörse von myGully wirkt nach außen aktiv

Zwar tauchen in der Übersicht der Dokumentenbörse viele neue Postings auf. Allerdings rutscht ein Beitrag automatisch nach oben, wenn sich jemand für den Upload bedankt hat oder ein Kommentar veröffentlicht wurde. Das heißt nicht, dass auch der Upload neueren Datums wäre.

Wir haben uns einmal genauer umgesehen und durchaus auch ein paar neue E-Books entdeckt. Doch wie uns ein einschlägig bekannter E-Book Pirat mitteilte, stellen die neuen Uploads dieses Wochenendes die „Ausnahme“ und „nicht mehr die Regel“ dar.

myGully

Softwareupdates von Amazon sorgen für Bauchschmerzen

Die Hintergründe sind recht schnell erklärt. Seit Ausrollen des Softwareupdates im Januar weigert sich die ohnehin zum Befreien genutzte ältere Version der Desktop-Software „Kindle für PC“ standhaft, die alten Formate einzuspielen. Danach schloss Amazon das nächste Loch.

Der Reader Kindle erlaubt über die USB-Schnittstelle auch keine E-Book-Transfers mehr, die vom Kindle Unlimited-Abo stammen. Alle Schotten dicht! Die E-Book Piraten können somit keine Dateien von ihren Geräten mehr befreien und somit exportieren. Den neuesten Kopierschutz von Amazon hat noch niemand geknackt.

MyGully täuscht die neuen Uploads übrigens nicht vor. Die Reihenfolge der Postings innerhalb eines Bereichs funktioniert in den Foren grundsätzlich auf diese Weise. Ganz oben in der Übersicht erscheinen immer die Beiträge, die als letztes bearbeitet oder kommentiert wurden. Oder aber, wenn sich jemand dafür bedankt hat. Natürlich gibt es noch andere Anbieter als myGully.com. Doch myGullys Dokumentenbörse gilt gemeinhin als die größte und aktivste.

Personalisierte Wasserzeichen statt DRM

Wer also bei der Dokumentenbörse von myGully etwas Neues hochladen will, muss das E-Book bei Thalia oder bei einem anderen Online-Store für E-Books kaufen. Aufgrund der Buchpreisbindung sind die Preise zwar überall gleich hoch.

Doch so bequem und günstig wie einst, ist das Befreien halt nicht mehr. Außerdem enthalten die E-Books vieler Online-Shops neben Adobe DRM personalisierte Wasserzeichen. Wer also auf die dumme Idee kommt, die selbst gekauften Werke illegal zu verbreiten, darf sich schon jetzt auf Post von einer Anwaltskanzlei des jeweiligen Verlages einstellen. Da hilft es wenig, dass man den Adobe-Kopierschutz mit anderen Methoden recht einfach überlisten kann.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.