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Die FSFE hackt sich selbst – alles nur ein Aprilscherz?

Hackt sich die FSFE jetzt selbst? Die Büros in Berlin und Düsseldorf sollen geschlossen, die Mitarbeiter offenbar ausnahmslos auf die Straße gesetzt werden.

Auf einen Begriff heruntergebrochen, ist die FSFE eine Lobby-Vereinigung. Sie sind die Guten, sie setzen sich für Freiheit ein. Jeder soll die Möglichkeit haben, den Quellcode eines Programms (Betriebssystems) eigenhändig zu überprüfen, um den Herstellern mitteilen zu können, dass da etwas faul ist. Spätestens seit Edward Snowden gibt es handfeste Beweise dafür, dass Geheimdienste ein großes Interesse an der Existenz kritischer Sicherheitslücken und Backdoors haben, um diese zu missbrauchen.

Wer nicht programmieren kann, darf sich beim Einsatz freier Software freuen, dass sein VideoLAN (VLC), Apache Open Office, seine Linux-Distribution u.s.w. aufgrund der Fehlermeldungen aus den Reihen der Community besser funktioniert. So weit, so gut.

fsfe banner freie gesellschaft software

Ein Aprilscherz bei der FSFE?

Bei der FSFE geht offenbar der verspätete Osterhase umher und verteilt vergiftete Schokoladeneier, die niemand haben will. Das Büro der FSFE in Düsseldorf soll schon bald geschlossen werden. Der dortige Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte, wird in absehbarer Zeit auf die Straße gesetzt. Nächsten Montag (4.4.2016, nicht 4.1!) wird das Büro geräumt. Der Teilzeitmitarbeiter, der viele Jahre davon gelebt hat, wird dann für den Arbeitsmarkt freigesetzt, wie das heute so schön heißt. Korrigiert mich bitte, wenn etwas davon falsch sein sollte.

Ich versuchte sehr intensiv die Logik dieses Schrittes zu verstehen, leider gelang es mir nicht. Geld einsammeln für einen guten Zweck, will man künftig (warum auch immer) nicht mehr, oder eben ganz anders als zuvor. So bekam ich aus gut informierten Quellen Auszüge aus einer Mitteilung der Leitung der Free Software Foundation Europe (FSFE) zugespielt:

(…) fundraising isn’t a core part of our activities: it supports our work, but our mission is not to do fundraising.“

Das Einsammeln von Geld für einen guten Zweck, soll also nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Woher finanzielle Mittel für Pressearbeit, Aufkleber, neue Kampagnen, die Beteiligung an Ständen auf Messen etc. kommen soll, wird natürlich nicht verraten. Dafür soll aber gleichzeitig ab sofort deutlich mehr auf Veranstaltungen passieren:

Moving forward…

„(…) Moving forward, we want to increase volunteer participation at events, creating smaller and more easily manageable booth setups which provide a way for us to increase our outreach. This will be at the expense of a reduction of fundraising, and a number of consequences fall from this.“

Aha, spannend. Den Job sollen dann offenbar unbezahlte Freiwillige übernehmen, die bei der jetzigen Stimmung sicherlich zu Hunderten vom Himmel fallen. Habe ich etwas vergessen, wurde etwas nicht bedacht?

Auch der Präsident der FSFE in Deutschland, Matthias Kirschner, soll… Ja, was eigentlich soll der gute Mann eigentlich künftig tun? Zitat:

„(…) One of those consequences is that Matthias‘ job with the FSFE, participating at events with fundraising and information, managing donors, aquiring donations and fulfillment of the donors wishes, will no longer be needed. Our need to maintain a separate office and storage space for fundraising will also be significantly less.

We’ve informed Matthias (Kirschner) about our decision and will be working throughout the next weeks and months to put this into practice: ending his employment with the FSFE and closing our office in Berlin.“

Fundraising…

D.h. nicht nur das FSFE Büro im am dicht besiedelsten Teil Europas (NRW) schließt die Leitung. Das Büro in Berlin gleich mit. Wie man künftig auf Bundesebene Gespräche mit einflussreichen Politikern (Was ist Lobbyarbeit sonst?) führen will, wird hingegen nicht verraten. Oder soll das künftig nur noch in Brüssel passieren?

Wir haben Matthias Kirschner mehrfach um eine Stellungnahme gebeten, die bis dato nicht erfolgte. Ich an seiner Stellte hätte mich dazu auch nicht geäußert.

free_software_i_love_meister_fsfeLeider ist dies KEIN Aprilscherz, oder doch?!!?? (siehe auch die Korrektur vom 05.04.2016)

Hackt sich diese Organisation jetzt selbst? Kann vielleicht jemand mehr in Erfahrung bringen, um uns aufzuklären? Danke!

Bildquellen: Oberste Grafik geklaut von der Website der FSFE.

Meister Y0da: Geklaut, eigenhändig mit Liebe angehäuft und anonymisiert. Beitragsbild von Hugo Roy, thx! (CC BY-SA 2.0).

Update

Der E-Mail-Kontakt mit dem Fellow @Atari-Frosch ist derweil angelaufen. Sie hat bei Twitter angemerkt, dass das so nicht stimmen kann.

Leider antwortet meine Quelle nicht auf meine Anfragen, weder telefonisch, und dummerweise auch nicht per E-Mail. Sobald ich mehr weiß, werde ich den Beitrag entsprechend ergänzen bzw. korrigieren.

Fakt ist, dass die „Chefetage“ der FSFE übermorgen nach längerer Zeit mal wieder in Düsseldorf sein wird, um das FSFE-Büro auszuräumen. Die Fellows aus dem Umkreis werden demnach am Montag ganz zufällig anwesend sein, um aus erster Hand zu erfahren, warum das Büro in NRW geschlossen wird, bzw. warum der langjährige Mitarbeiter R. künftig nicht mehr beschäftigt werden soll.

Korrektur

Leider hat sich die Quelle mit ihren/seinen zweideutigen E-Mais und der mangelnden Erreichbar selbst (und somit auch mir!) ins Knie geschossen. Die Kurzfassung: Ja, gestern hat man Gegenstände aus den Räumlichkeiten in Düsseldorf entfernt. Ja, dem Mitarbeiter in Düsseldorf kündigt man wirklich. Matthias Kirschner bleibt aber beim FSFE, die Kürzung betrifft nicht die Bundeshauptstadt, beim FSFE in Berlin bleibt alles beim Alten. Es gab, wie ich jetzt hörte, mehrere Fellows, die unsere Meldung aufgeregt hat. Die Aufregung reichte aber nicht, um mich mit der Wahrheit zu behelligen. Mit Ausnahme vom Atari-Frosch nahm deswegen von den deutschen Fellows keiner Kontakt zu mir auf. Bei meiner Posteo-E-Mail-Adresse schrieb mich jemand aus dem Umfeld an, der leider auch nicht dabei helfen konnte, diesen „Fall“ aufzuklären.

Somit blieb es unter dem Strich ein Beitrag, bei dem wir aufgrund der Verbreitung der halben Wahrheit selbst in den April geschickt wurden. Nobody is perfect. Sorry vielmals. Das nächste Mal werde ich ohne telefonische Bestätigung mal so rein gar nichts mehr veröffentlichen. Aus dem Fauxpas habe ich hoffentlich gelernt.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.