Morgen wird die Premiere der neuen Sendereihe mit Jenke von Wilmsdorff ausgestrahlt. RTL besuchte Kim Dotcom in Neuseeland. Was soll man nur davon halten?!?
Sonntag Abend wird bei RTL eine neue Sendereihe eröffnet. Das neue Format soll viel Authentizität und Nähe zu den Besuchten vermitteln. „Extra“-Reporter Jenke von Wilmsdorff fuhr dafür extra bis nach Neuseeland, um Kim Schmitz (Dotcom) zu treffen. Der mehrfach rechtskräftig Verurteilte, der jetzt im November gegen die Auslieferung in die USA kämpfen muss, ist geradezu ideal für den Auftakt des neuen Formats. Der Mann ist so umstritten wie populär. Wer Aufmerksamkeit generieren will, für den ist Kim Dotcom perfekt. Das Timing passt sowieso prima, weil Kims Filehoster MEGA kürzlich die Beta-Phase verlassen hat.
Hacker? Genialer Computerfreak? Nichts von alledem!
Sicher gibt es in der gemieteten Villa und der Umgebung viel zu sehen und zu filmen. Aber schon der Trailer des Senders verrät, dass die Reporter im Vorfeld offenbar nicht sonderlich tief gebuddelt haben. Kim Schmitz, der sich jetzt Dotcom nennt, ist kein Hacker, das war er nie. Und er ist auch kein begnadeter Computerfreak, wie uns RTL wissen lässt. Kim war stets clever genug, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Menschen, die gutgläubig waren und über besondere Fähigkeiten verfügten. Außerdem war der norddeutsche Internet-Unternehmer schon immer ein begnadeter Selbstdarsteller. Kaum jemand ist so gut darin Wind für seine eigenen Belange machen, wie er es tut. Bei ihm musste sich sogar der Premier von Neuseeland entschuldigen, weil der Geheimdienst die Machenschaften von Megaupload überwachte.
Jenke von Wilmsdorff: Qualitätsjournalismus oder reine Show?
Jenke von Wilmsdorff fiel hingegen durch „Selbstfindungsformate“ im Fernsehen auf, wo beispielsweise 7 Tage am Stück Alkohol konsumiert oder in einer Amsterdamer Klinik versucht wurde, die Kontraktionen von Frauen bei einer Geburt nachzuempfinden. Die Kollegen bei WeCAB haben schon mal das Popcorn zubereitet. Sie glauben, man könne am Sonntag, zeitgleich Ursache und Wirkung der zunehmenden „Qualitätserosion“ im Fernsehen sehen.
Auf Fragen lieber ausweichend antworten!
Als vor etwa einem Jahr die Journalisten von TVNZ das Fernsehinterview mit mir durchführten, waren sie sehr gut vorbereitet. Im Vorfeld fanden diverse Telefonate statt, wo ich über das Thema regelrecht ausgequetscht wurde. Der leitende Redakteur wollte seinen Kameramann nur nach Bergisch Gladbach schicken wenn er das Gefühl hatte, dass ich den Zuschauern auch etwas zu sagen habe. Mike filmte mich, während mir der Redakteur tiefgreifende und zugleich provokante Fragen stellte. Das was mir spontan in den Sinn kam, konnte ich ja eh nicht sagen.
Ich hatte schon im Vorfeld erfahren, dass der neuseeländische Fernsehsender mit dieser Reportage dafür sorgen wollte, dass man Kim Dotcom dort nicht mehr als Robin Hood und armes Opfer ansehen soll. Auf eine juristische Auseinandersetzung wegen einer möglichen Persönlichkeitsverletzung hatte ich keine Lust. Dennoch wollte ich nichts verschweigen oder beschönigen. Wochen später erfuhr ich, dass sie meinen Teil nicht für die Dokumentation benutzt haben. Was der Chefredakteur der Datenschleuder, Erdgeist sagte, war mehr als deutlich und ausreichend. Um das zu feiern, öffnete ich im November 2012 erstmal eine Flasche Sekt.
Ob man sich die Premiere morgen ansehen sollte, wo offenbar kaum bis keine Recherche durchgeführt wurde, überlasse ich jedem Leser selbst. Wer die Finger davon nicht lassen kann: „Im Bett von Kim Dotcom“ mit Jenke von Wilmsdorff fängt Sonntag Abend um 19.05 Uhr an. Ich habe keine Wahl. Ich muss es mir antun, weil ich darüber schreiben werde.
Tarnkappe.info