Die Bildschirme bleiben schwarz für 22 Millionen Nutzer
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Bildquelle: I_g0rZh, Lizenz

Illegales Streaming-Netzwerk zerschlagen: 22 Millionen Nutzer betroffen

Ein Maxi-Einsatz der italienischen Staatspolizei gegen audiovisuelle Piraterie führte zur Zerschlagung eines illegalen Streaming-Netzwerks.

Mit der „Operation Taken Down“, die bisher als größte jemals in Italien und Europa gegen audiovisuelle Piraterie durchgeführte Operation gilt, hat die italienische Staatspolizei ein riesiges illegales Streaming-Netzwerk zerschlagen, das über 22 Millionen Endnutzer hatte. An der Razzia, die das Ergebnis einer Untersuchung des Polizeipräsidiums von Catania war, waren mehr als 270 Beamte der italienischen Postpolizei beteiligt. Die Beamten führten in Zusammenarbeit mit internationalen Polizeikräften 89 Durchsuchungen in Italien und 14 im Ausland durch.

Größtes illegales Streaming-Netzwerk auf internationaler Ebene zerschlagen

Die Durchsuchungen betrafen dabei 15 italienische Regionen. Wie Eurojust berichtete, unterstützten sie gemeinsam mit Europol die Operation. Zudem waren an der Aktion die Behörden Italiens, Kroatiens, den Niederlanden, Rumäniens, Schwedens, der Schweiz und Großbritanniens involviert. Es erfolgten 100 Durchsuchungen gegen 102 Verdächtige. In Kroatien kam es zu elf Festnahmen gegen mutmaßliche Mitglieder der kriminellen Vereinigung. Den Beschuldigten wirft man vor, eine Plattform betrieben zu haben, die Raubkopien zu reduzierten Preisen anbot, Millionen von Nutzern betrog und dem audiovisuellen Sektor schadete.

Die von der Staatsanwaltschaft von Catania koordinierte Operation ermöglichte es, eine hoch entwickelte IT-Infrastruktur ins Visier zu nehmen, die Betreiber zur illegalen Verbreitung audiovisueller Inhalte verwendeten. Das Netzwerk war nach Angaben der Behörden mehrstufig aufgebaut und garantierte den Zugang zu nicht autorisierten Streaming-Plattformen für Millionen Nutzer in ganz Europa.

Die kriminelle Organisation nutzte ein fortschrittliches System zur Verwaltung und Verbreitung von Raubkopien mit Servern in verschiedenen Ländern. Diese komplexe Infrastruktur des Streaming-Netzwerks ermöglichte die Ausstrahlung von Filmen, Fernsehserien, Sportveranstaltungen und anderen urheberrechtlich geschützten Inhalten im Internet.

Den illegalen Dienst nahmen weltweit mehr als 22 Millionen Nutzern in Anspruch. Pro Monat konnten die Betreiber dabei gemäß Eurojust „über 250 Millionen Euro an illegalen Gewinnen erzielen“. Der wirtschaftliche Schaden für die Inhaber der Urheberrechte wird auf 10 Milliarden Euro geschätzt.

Konspirative Zusammenarbeit der Verdächtigen

Um den Behörden zu entgehen, nutzten die Verdächtigen angeblich verschlüsselte Nachrichtendienste zur Kommunikation. Des Weiteren verwendeten sie fiktive Identitäten zur Registrierung von Telefonkonten, Kreditkarten, Servermieten und Fernsehabonnements. Am 26. November haben die Beamten im Rahmen der internationalen Operation die Server beschlagnahmt und abgeschaltet.

Bei Durchsuchungen in Italien, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, Rumänien, Kroatien, dem Vereinigten Königreich und China beschlagnahmten die Beamten über 1,65 Millionen Euro in Kryptowährung und 40.000 Euro in bar.

Wie ilsole24ore berichtete, waren durch die Piraterie alle großen Plattformen wie Sky, Dazn, Mediaset, Amazon Prime Video, Netflix, Paramount und Disney+ betroffen.

Eurojust informierte über die Beteiligung an der Zerschlagung des illegalen Streaming Netzwerkes
Eurojust informierte über die Beteiligung an der Zerschlagung des illegalen Streaming Netzwerkes

Die Ermittlungen dauerten zwei Jahre

Die Operation erfolgte nach einer zweijährigen Untersuchung. Besonders die von der Postpolizei durchgeführten gründlichen Ermittlungen haben es ermöglicht, die ausländischen Büros in Rumänien und Hongkong zu identifizieren. Dort konnten die Beamten 9 Server ausfindig machen, über die das raubkopierte audiovisuelle Signal in ganz Europa verbreitet wurde. Mitarbeitern der Postpolizei schalteten diese in Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeidienststellen ab. Darüber hinaus gelang es in England und den Niederlanden 3 Top-Level-Administratoren und 80 Streaming-Control-Panels für die verschiedenen Kanäle aufzuspüren.

Staatsanwalt Curcio hob hervor, die von der Postpolizei durchgeführte Überwachung:

„hat es mit außergewöhnlicher Professionalität ermöglicht, die Präsenz von Kanälen, Gruppen, Konten, Foren, Blogs und Profilen auf verschiedenen sozialen Plattformen zu erkennen, die für den Verkauf von monatlichen Abonnements für das illegale Ansehen audiovisueller Inhalte, die auch über zahlreiche illegale Live-Streaming-Seiten zugänglich sind, geworben haben.“

Im Ergebnis stießen die Beamten auf ein über mehrere Länder verteiltes Streaming-Netzwerk und eine weitverzweigte Organisation. Diese zielte darauf ab, Signale über mehrere Punkte weiterzuverkaufen. Den Beschuldigten wird eine transnationale kriminelle Vereinigung vorgeworfen, gegen die wegen illegaler Übertragung audiovisueller Inhalte über IPTV, missbräuchlichen Zugriffs auf ein IT-System, Computerbetrug und Geldwäsche ermittelt wird. Wie Money.it berichtete, so seien auch für die Nutzer Geldstrafen von mindestens 150 bis maximal 5.000 Euro möglich.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.