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WeChat: Echtzeit Bildanalyse und Zensur in China

Chinesische Zensur auf Social Media Plattformen. Eine Untersuchung versucht herauszufinden, wie die Zensur bei WeChat im Detail funktioniert.

In China tätige Unternehmen wie WeChat müssen Inhalte auf ihren Social Media Plattformen überwachen. Wenn nötig müssen sie sie zensieren. Bei nicht erfolgter Einhaltung dieser staatlichen Vorgaben erfolgen empfindliche Strafen und Sanktionen.

WeChat & Co: enormer Druck von staatlicher Seite

Diese sehr hohen staatlichen Anforderungen bilden ein System der Zwischenhaftung oder „Selbstdisziplin, in dem man die Betreiber von Internetplattformen für Inhalte auf ihren Plattformen verantwortlich macht. Betreibergesellschaften von Webseiten, die die staatlich auferlegten Regierungsrichtlinien für Inhalte auf ihren Plattformen nicht einhalten, leben in Angst. Sie müssen befürchten, dass man ihre Dienste schließt oder ihnen ein empfindliches Bußgeld auferlegt.

Wie Tencent die Bildanalyse in Echtzeit implementiert

WeChat ist Chinas beliebteste Social Media Plattform mit über einer Milliarde aktiven Nutzern pro Monat. Zu den beliebtesten Funktionen gehören der 1 zu 1 und der Gruppenchat. Aber auch Moments (eine Funktion zum Veröffentlichen von Nachrichten und Bildern ähnlich der Timeline von Facebook) erfreuen sich sehr großer Beliebtheit.

Es wurde nun erstmals nachgewiesen, wie Tencent diese automatische Zensur von Chatbildern in Echtzeit und basierend auf dem in Bildern enthaltenen Text und der visuellen Ähnlichkeit eines Bildes mit denen auf einer Blacklist vornimmt.

Die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst

WeChat erleichtert die Echtzeit-Filterung, indem es einen Index verwaltet, der mit MD5-Hashes von Bildern gefüllt ist. Diese MD5-Hashes werden jeweils automatisch von Benutzern der Chat-Plattform zusammen mit den Bildern hochgeladen. Verglichen wurden die Filterstufen von WeChats Moments, Gruppenchat und den 1 zu 1 Chatfunktionen. Man hat festgestellt, dass man jedes Bild unterschiedlich hart zensiert. Auch wurde belegt, dass Momente und der Gruppenchat im Allgemeinen stärker zensiert werden als z.b. der 1 zu 1 Chat. Die von WeChat genutzten Filter richten sich vor allem gegen politische Inhalte, aber auch gegen Bilder oder Kommentare über den staatlichen und sozialen Widerstand.

Die Bild-Zensur von WeChat reagiert sehr stark auf Nachrichtenereignisse. Man fand zensierte Bilder, die ein breites Spektrum von Ereignissen abdecken. Beispiele sind unter anderem die Verhaftung von Huaweis CFO, den US-Handelskrieg oder aber die US-Midterm Elections 2018.

Funktionsweise des Filters unklar

Wie genau Tencent entscheidet welche Bilder oder Wörter sie filtern werden, bleibt weiterhin unklar. Man hat aber herausgefunden, dass WeChat auch neutrale Schlüsselwörter und Bilder zensiert hat, die sich nur auf die offizielle Parteipolitik und Meinungen zu Partei kritischen Anlässen beziehen. Die Zensur der chinesischen sozialen Medien reagiert oft sensibel auf Berichterstattungen aus internationalen Nachrichten. Die Betreiber von Social Media Plattformen neigen dann allgemein dazu, generell ihre Informationskontrollen bei sensiblen Ereignissen zu verschärfen. Wahrscheinlich geschieht dies, um das Risiko zu minimieren gegenüber der Parteiführung negativ aufzufallen.

Bei vielen Bildern oder Texten, die von Tencent zensiert werden, ist auch weiterhin kein klarer Grund zu erkennen, warum sie auf einer Blacklist stehen und zensiert werden müssen. So liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine gezielte und staatlich kontrollierte Meinungsmanipulation der Bevölkerung handelt.

Bildquelle: geralt, thx! (Pixabay Lizenz)

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.