Webwarez: Wenn Cloudflare fällt, wird es im Graubereich eng!

Webwarez: Wenn Cloudflare fällt, wird es im Graubereich eng!

Ein Pornostudio ist gegen den in den USA ansässigen IT-Dienstleister CloudFlare vorgegangen. Sie sollen die Betreiber von Warez-Portalen identifizieren.

Ein japanisches Pornostudio ist gegen den in San Francisco ansässigen Internet-Dienstleister CloudFlare vorgegangen. Sie sollen die Namen der Betreiber von zwei Warez-Portalen preisgeben. Bisher galt die Firma als sicherer Hafen. Wenn Cloudflare fällt, wird es für die Webwarez-Szene eng.

Cloudflare soll seinen Kunden verraten

Nach Informationen des Filesharing-Blogs TorrentFreak geht derzeit ein Rechteinhaber höchst erfolgreich gegen CloudFlare als Vermittler von Warez vor. Das Unternehmen wurde von einer Rechtsanwaltskanzlei dazu aufgefordert, die Identität der Betreiber von HD JAY Download (javrip.org) und JPAV.tv preiszugeben. Die ähnlich aussehenden Webseiten arbeiten mit den Sharehostern bl.st und RapidGator.net zusammen. Die japanischen Porno-Streifen von „KK Magazine“ werden jeweils bei diesen Sharehostern zum Download angeboten.

Die CloudFlare Inc. hat ihren Sitz in San Francisco und fällt somit unter die US-Amerikanische Rechtsprechung. Blogs, Firmenwebseiten, Warez-Seiten als auch Regierungs-Portale werden dort vor DDoS-Angeriffen geschützt. Nach eigenen Angaben verfügen sie über etwa zwei Millionen Webseitenbetreiber als Kunden.

jpav.tvWer laut DMCA den entsprechenden Gerichtsbeschluss vorlegen kann, dem muss CloudFlare Auskunft geben. „KK Magazine“ geht jetzt gegen die Porno-Seiten Javrip.org und Jpav.tv vor, auf denen deren Werke angeboten werden. Zunächst erhielt CloudFlare drei Aufforderungen, die urheberrechtlich geschützten Filme von den Servern ihrer Kunden zu entfernen, was sie natürlich nicht konnten. Auch ohne Prüfung eines Richters kann jetzt von CloudFlare verlangt werden, die persönlichen Details ihrer Kunden bekannt zu geben. Dazu gehören die Namen der Geschäftsführer, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Kundennummern, Kreditkartendetails und weitere Angaben, die die Betreiber identifizieren können. Wenn der Anti-DDoS-Dienstleister der Aufforderung nicht nachkommt, wäre das US-Unternehmen direkt für die Urheberrechtsverletzungen ihrer Kunden verantwortlich. Dann könnte man CloudFlare direkt haftbar machen und somit zur Kasse bitten. Dem IT-Dienstleister bleibt eine Woche Zeit für eine Antwort.

Auf beiden Porno-Webseiten wurde bereits angekündigt, dass einige Filme gelöscht wurden (sieh Screenshot oben). Man könne demnächst erneut versuchen sich diese Filme zu besorgen. Wahrscheinlich wartet man mit dem Re-Upload bis zum Wechsel zu einem anderen Anti-DDoS-Dienstleister.

Wenn Cloudflare fällt, wird es eng!

cloudflare LogoDie Sache hat aber einen Haken. CloudFlare benutzen auch einige Betreiber von Webwarez-Seiten, um ihren Serverstandort zu verschleiern. Das muss man aber können, sonst kommt es zu einem IP-Leak. Im Moment soll es keinen vergleichbaren Anbieter geben, der so kraftvoll und gleichzeitig so wenig auskunftsfreudig ist. Derzeit steht zwischen den Betreibern der illegalen Portale und der RIAA, MPAA, GVU & Co. nur CloudFlare. Im worst case müsste man auf weniger leistungsfähige Anbieter oder auf das TOR-Netz ausweichen. Natürlich gibt es auch sichere Länder, wo man hosten lassen kann. Die haben aber oftmals eine langsamere Anbindung und sind zudem deutlich teurer.

Das Tor-Netzwerk als Ausweg?

Allerdings wird kaum jemand bereit sein, sich einen TOR-Browser zu installieren. Dorthin folgen einem zwar die Käufer von Dollar-Blüten, Rauschgift (Silkroad hat man heute erneut gebustet!) und die Pädophilen.

Aber den regulären Downloadern ist TOR komplett fremd. Wenn sich das gerichtliche Auskunftsersuchen der Japaner unter den Rechteinhabern herumspricht, wäre das wie ein Großangriff auf die Warez-Szene – übrigens auch auf die mit deutschsprachigen Schwarzkopien. Aufgrund der minimalen Übertragungsgeschwindigkeit ist TOR für Sharehoster und Streaming-Hoster sowieso komplett indiskutabel.

Tarnkappe.info

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.