Datenschutz
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Datenschutz optimiert durch mehr staatliche Überwachung?

Professor Stanislav Mamonov führte ein Experiment durch. Er wollte nachweisen, dass mehr Überwachung zu mehr Datenschutz führen würde.

Stanislav Mamonov, Professor für Informationswissenschaft, führte an der Montclair State University ein Experiment durch. Mit Hilfe von Tests wollte er einen wissenschaftlichen Beweis dafür erbringen, dass Nutzer mehr auf Datenschutz achten, wenn sie sich erst einmal darüber bewusst sind, dass staatliche Stellen versuchen, großflächig Informationen zu sammeln, berichtete The Atlantic.

Datenschutz durch mehr staatliche Kontrolle?

Um dies zu überprüfen, rekrutierte Mamonov mehr als 400 Personen. Die Probanden sollten einen Fragenkatalog zu Datenschutz-Themen ausfüllen. Hier hätte man inhaltlich aber auch etwas völlig anderes nehmen können. Denn entscheidend war einzig die anschließende Aufforderung, die eingegeben Informationen erst einmal verschlüsselt abzuspeichern. Das eigentliche Interesse der Forscher galt dem vergebenen Passwort.

Noch vor der Beantwortung der Katalogfragen hat man nach dem Zufallsprinzip die Umfrageteilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Der einen Hälfte hat man vier Artikel zu lesen gegeben zu allgemeinen Datenschutz-Themen. Die andere Gruppe hingegen las vier spezielle Texte zu staatlichen Überwachungsmaßnahmen.

Nun vermutete Mamonov, dass das Team mit den Überwachungstexten auch komplexere und sichere Passwörter vergeben hätte. Er nahm dies an, weil er schlussfolgerte, dass diese Gruppe sich nun nach dem Lesen solcher Beiträge stärker der Gefahr einer Überwachung bewusst wäre. Es stellte sich allerdings völlig überraschend heraus, dass genau das Gegenteil der Fall war.

Fazit

Professor Mamonov interpretiert das Ergebnis dahingehend, dass es wohl eine gewisse Hilflosigkeit auf Seiten der normalen Nutzer gibt, wenn sie sich mit den Überwachungsmöglichkeiten eines Staates konfrontiert sehen. Das Unterbewusstsein scheint hier nach einem Motto zu agieren. Nämlich, dass es ohnehin nichts bringt, sich dagegen mit den eigenen bescheidenen Mitteln zur Wehr setzen zu wollen. Das Ausmaß der Bedrohung hätte also ein Gefühl der Hilflosigkeit erzeugt. Das ließ die Probanden zu dem Schluss kommen, Verteidigungsmaßnahmen wären von vornherein nutzlos.

Der Wissenschaftler äußerte sich ferner zum Thema wie folgt

„That was a very unexpected, surprising finding for us, as well. Let me tell you a little about the background story. What we were actually working on was a study of how to get people to specify stronger passwords. The common method that exists is computer screening of passwords. But people can get around that. They can specify “password1,” or “password123,” which will comply with the technical requirements of having letters and numbers, but ultimately, it’s an easy-to-defeat password.

Having done work on psychological aspects of human-computer interaction, I thought maybe we can modify people’s behavior by exposing them to stimuli of security and privacy threats. We did a series of studies where we exposed people to stories of corporate email break-ins. We didn’t tell people what the actual object of the study was, and we started asking them if they’ve ever driven drunk, if they’ve ever taken drugs, what their religious affiliations are—and offered to protect their responses with a password, which was the key dependent variable in the study.[…]

Edward Snowden war der Anlass der Studie

During our research was also when the Edward Snowden story first came out, so I decided to use some primes related to government surveillance. I thought, well, maybe this is another way we can incentivize people to use stronger passwords. And then, we saw the results, which we replicated—and the results were that if we expose people to government surveillance stories, they make weaker passwords, not stronger.“

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.