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Bildquelle: zentro, Lizenz

VPN-Test: hide.me vs. OVPN vs. Perfect Privacy

VPNs zu vergleichen ohne sie zu kaufen oder ein Abo zu kündigen, ist schwer. Deshalb bieten wir einen VPN-Test, der hilft.

Wer kennt es nicht, man sieht sich das Angebot der verschiedenen Anbieter an und wird davon direkt erschlagen. Der eine erlaubt 10 Geräte, der andere nur 3. Einer erlaubt P2P, andere überprüfen, dass über ihre Netzwerke kein Schabernack getrieben wird. Drei der großen Anbieter haben wir in diesem VPN-Test mal etwas genauer unter die Lupe genommen.

Was ist ein VPN?

Ein VPN ist erst mal nur ein virtuelles, privates Netzwerk. Das heißt, dass Geräte auch über das lokale Netzwerk hinaus miteinander kommunizieren können. Kommerzielle Anbieter verkaufen ein VPN aber gerne als Tool für Anonymität und nutzen von diesem großen Technologiefeld nur einen Bruchteil. Ein kommerzieller Anbieter leitet euren Traffic dann über einen Netzwerkpartner (in der Regel einen Server), der dann für Seiten, die ihr aufruft, der Sender der Anfrage ist.

Das hat allerdings zwei große Mankos: Zum einen werden Ratelimits (wie zum Beispiel maximales Download-Volumen bei Freehostern) zwischen den Nutzern aufgeteilt, und es wiegt die Nutzer in einer falschen Geborgenheit¹. Auch hier gilt wie so oft: Das schwächste Glied in der Kette bist du. Google, Amazon, Facebook, Apple und die restlichen Freunde des Überwachungskapitalismus können (und werden) euch weiter tracken. Das kann auch ein VPN nur zu einem kleinen Teil verhindern.

Dadurch, dass ein VPN eure IP verschleiert, können aber vor allem kleinere Anbieter oder Partner in Peer-to-Peer Systemen nicht mehr zuordnen, woher eine Anfrage tatsächlich kommt.

Sicherheit

Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Keines der getesteten VPNs hat IPs geleakt. Weder beim Torrenten, noch über DNS oder WebRTC. OVPN braucht allerdings einige Sekunden, bis der VPN-Schutz greift. Also im Zweifel vorher noch mal bis 10 zählen, damit der Schutz auch aktiv ist. Die Verschlüsselung aller Clients ist sicher. Es ist jedoch negativ zu erwähnen, dass hide.me nicht alle Protokolle auch zur Nutzung über Freie Clients anbietet. Das finden wir schade.

AnbieterAngebotene Protokolleunterstützt Freie Clients
hide.meIKEv2, OpenVPN, SSTP, SoftEtherVPN, Wireguard😐 nur OpenVPN
OVPNOpenVPN, WireGuard
PerfectPrivacyIPSec, OpenVPN

Wie schnell sind VPNs?

VPNs gehen immer mit einer langsameren Verbindungsgeschwindigkeit einher. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Allerdings gilt hier: Langsamer heißt nicht notwendigerweise „langsam“ und wenn der Server schnell genug ist, leiden möglicherweise nur eure Ping-Zeiten.

Die Geschwindigkeiten in unserem Test haben wir von mehreren Linux-Servern aus gemessen. Die Anbindung der Server war jenseits der 10 Gbit und es war folglich nicht möglich, mit Ookla’s Speedtest.net die Bandbreite auszureizen (auch mit drei gleichzeitigen Tests nicht). Im verwendeten Debian-System wurde eine Kernel-Version > 5.6 verwendet und unterstützte entsprechend nativ Wireguard.

Als Baseline kamen die Server bei Tests zu einem Speedtest.net Server auf jeweils etwa 6 Gbit. Das dürfte deutlich über der Internetgeschwindigkeit bei euch zu Hause liegen. Als „bestanden“ haben wir alles ab 250 Mbit im Download und 40 Mbit im Upload gewertet, da die meisten Nutzer aufgrund der eher mangelhaften Digitalisierung vermutlich eh nicht mehr anliegen haben.

Die folgenden Diagramme kurz erklärt: Der Block in der Mitte sind die Werte, die ihr die meiste Zeit habt, die Linien decken die gängigen Geschwindigkeiten ab, und starke Abweichungen vom Mittelwert (wichtig, nicht Durchschnitt!) wurden außerdem separat eingetragen.

VPN-Test: drei Anbieter beim Speed-Test

Diagramm das hohe Geschwindigkeiten mit wenig Varianz für hide.me zeigt.

hide.me sticht hier klar als Sieger heraus. Mit über 1,65 Gbit war der Unterschied so gravierend, dass die Skala im Diagramm logarithmisch sein musste, damit man bei PerfectPrivacy noch etwas erkennt.

VPN-Test: Diagramm, das sehr große Varianzen bei OVPN zeigt und konsistent niedrige Geschwindigkeiten bei PerfectPrivacy
Bitte Achsenbeschriftung für Werte beachten!

OVPN konnte mit bis zu 862 Mbit in der Spitze ein durchaus passables Ergebnis ablegen. Nur 5 % der Messwerte im Download und 1,5 % der Werte im Upload waren außerhalb unseres Akzeptanzbereiches.

PerfectPrivacy hat – möglicherweise auch bedingt durch die Verwendung von OpenVPN statt WireGuard – hier eindeutig am schlechtesten abgeschnitten: Fast 40 % der Messungen waren unterhalb des Download-Limits, während der Upload keine einzige Unterschreitung hatte.

AnbieterMessungenTop ↓/↑Ø ↓/↑Low ↓/↑% im Limit ↓/↑
hide.me1311737 / 2522 Mbps1631 / 2125 Mbps1374 / 1884 Mbps100 / 100 %
OVPN131862 / 514 Mbps626 / 209 Mbps28,8 / 20,8 Mbps94,7 % / 98,5 %
Perfect Privacy131350 / 176 Mbps252 / 147 Mbps48,3 / 42,9 Mbps60,3 % / 100 %

VPN-Test: Streaming

Da nicht jeder Nutzer den ganzen Tag Linux Images seedet (eine Schande ist das), werben die Anbieter für „Normalos“ damit, dass es mit VPN möglich sei, Geoblocking zu umgehen und so Netflix und andere Anbieter mit erweitertem Sortiment zu genießen. Getestet haben wir hierbei mit Netflix, da dies der Marktführer ist und mit dem BBC iPlayer, da dieser besonders blockfreudig ist. Geschwindigkeitsprobleme sollten also, wie wir bereits gesehen haben, keine auftreten.

Der VPN-Test lief mit einem virtualisierten Windows 11 System in einem Chromium-basierten Browser.

AnbieterNetflixiPlayerTeleBox.ch
hide.me✅ (nur über spezielle Streaming-Server)✅ (nur über nicht-Streaming-Server)
OVPN
Perfect Privacy

Während Netflix gewohnt lax ist, wenn es um VPNs geht, so muss wer die BBC Proms sehen oder Philomena Cunk’s Abenteuer verfolgen will, vorher schon schauen, welchen Provider er nimmt. Unknackbar, wie vor ein paar Jahren ist er aber nicht mehr.

Edit #1 (11:45): Telebox wurde hinzugefügt

bbc iplayer
Der iPlayer mag VPNs nicht

Hier geht es zu hide.me.

Klicke hier, um zu OVPN zu gelangen.

PerfectPrivacy findest du hier.

Bonus-Features

Die einzelnen Anbieter bieten verschiedene Bonus-Features, wie das Blockieren von Trackern und Werbung, Multihop, Split-Tunneling und weitere an. Dieser Test zielt vor allem auf die für die meisten Nutzer relevanten Punkte ab und hat diese Zusatzfeatures deshalb nicht betrachtet.

Wichtiger Hinweis zu diesem VPN-Test

Diese drei Anbieter sind nur eine winzige Auswahl aus einem gefühlt unendlichen Pool von VPNs. Solltet ihr euch für einen dieser Anbieter entscheiden und dabei einen unserer Links verwenden, erhalten wir eine kleine Provision. Das heißt aber nicht, dass dieser Test nach der Höhe der Provision Bonuspunkte verteilt (ich kenne die Höhe der Provisionen nicht mal), auf ein Scoring wurde bewusst verzichtet.

Das beste VPN ist das, das Du kontrollierst, sonst musst Du immer anderen vertrauen.

¹) Einige Anbieter blocken auch Tracker und Werbung indem sie euren DNS überschreiben.

Tarnkappe.info

Über

Moritz ist von ganzem Herzen Open-Source Programmierer. Neben regelmäßigen Commits für diverse Open-Source-Projekte verfasst er gelegentlich auch Texte für die Tarnkappe. Er findet es echt seltsam über sich in der dritten Person zu schreiben und merkt an, dass seine DMs für alles außer Marketing-Nachrichten offen stehen. Erreichbar ist er auf Matrix (@moritz:poldrack.dev), IRC (mpldr auf libera.chat) und Email (~mpldr/public-inbox@lists.sr.ht).