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Migrantenschreck.ru: Polizei nimmt Betreiber des Waffenshops fest

Die rechte Webseite Migrantenschreck war eine Plattform für illegalen Waffenhandel. Der mutmaßliche Betreiber Mario R. wurde nun in Budapest verhaftet.

Wegen illegalem Waffenhandel über das Internet wurde der mutmaßliche Betreiber des Internet-Shops „Migrantenschreck“ am Mittwochmorgen in Ungarn verhaftet. Zudem wird ihm Volksverhetzung, Bedrohung und Nötigung vorgeworfen. Nach jahrelangen Ermittlungen ist der 34-jährige Thüringer den Behörden ins Netz gegangen.

Illegaler Online-Shop Migrantenschreck.ru gehört der Vergangenheit an

Der Betreiber wurde in Ungarn durch eine Spezialeinheit der ungarischen Polizei und Berliner Kriminalpolizisten, einer Finanzfahnderin und zwei Polizisten des Berliner Landeskriminalamtes, gefasst, wie die Berliner Staatsanwaltschaft über Twitter mitteilte und auch die Süddeutsche Zeitung sowie ARD und Motherboard berichteten.

Rechtsextremist Mario R. soll auf der Internetplattform Migrantenschreck Gaspistolen, mit denen gefährliche Hartgummigeschosse abgefeuert werden können, im Wert von mehr als 100.000 Euro an Kunden in Deutschland verkauft haben. Dies geschah nach eigenen Angaben, um sie „gegen Flüchtlinge zu bewaffnen“. Schusstests aus Pistolen dieser Art ergaben, dass die kleinen Hartgummigeschosse schwere Wunden hinterlassen. Die Gewehre, Revolver und Pistolen sehen täuschend echt aus. Sie können Menschen auch mitunter töten. Über ein Jahr dauerten die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft an.

Jetzt hat man R. in seiner Budapester Wohnung verhaftet. Die Polizei durchsuchte zwei Wohnsitze des Verdächtigen in Budapest und Barcs, einem kleinen Ort an der Grenze zu Kroatien. Außerdem beschlagnahmte man unter anderem seinen Computer zur Auswertung. „Diverse Beweismittel, insbesondere Datenträger, konnten sichergestellt werden“, hieß es. Die Staatsanwaltschaft will den Verdächtigen nun ausliefern lassen und in Berlin Anklage wegen Migrantenschreck.ru gegen ihn erheben.

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Täter hat knapp unter 200 Waffen verkauft

Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin geht von 193 Fällen illegaler Veräußerungen von Waffen aus. Man wickelte die Transaktionen über eine von ihm betriebene Firma und mehrere ungarische Kontoverbindungen ab. Vor zwei Jahren schrieb die Staatsanwaltschaft Erfurt R. zur Fahndung aus. Daraufhin soll er sich seit Anfang 2016 nicht mehr in Deutschland aufgehalten haben. Der Mann hat jedoch die Waffen auch nach seiner Flucht nach Ungarn noch weiterverkauft.

Bei Durchsuchungen in mehreren Bundesländern soll die Polizei bei mutmaßlichen Kunden des Verdächtigen ca. 40 Waffen gefunden haben. Zudem hatten Zollfahnder im vergangenen Juli bei Durchsuchungen in Berlin, Brandenburg und Thüringen 13 Schusswaffen gefunden, die sich Waffenkäufer aus Deutschland über die Internetseite Migrantenschreck.ru besorgt hatten. Die Ermittlungen richteten sich damals gegen insgesamt 14 Beschuldigte im Alter zwischen 16 und 66 Jahren. Die Kunden zahlten ihr Geld auf vier ungarische Zielkonten und entrichteten Beträge von 250 bis 750 Euro.

Erstmalig in Erscheinung getreten ist R. bei den Montagsmahnwachen. Er soll laut Hinweisen entsprechend auch als Betreiber der rechtsextremen Facebook-Hetzseite „Anonymus.Kollektiv“ sein. Er bediente sich beim Namen und der Symbolik bei der Hackergruppe Anonymus. Damit betrieb er die Internetseite Anonymousnews.ru. Darüber habe man rassistische Posts und Verschwörungstheorien verbreitet. Letztere Seite bewirbt den Versandhandel Patriotenshop, der ähnlich agiert wie Migrantenschreck.

Bildquelle: stevepb, thx! (CC0 1.0 PD)

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.