Während König Charles III. pompös seine Krönung feiert, schreibt Julian Assange ihm einen Brief. Wer glaubt, er bettle um Gnade, der irrt.
Es ist eine wahrhaft königliche Einladung, die Julian Assange an Seine Majestät König Charles III. richtet. Die Wahl des Ortes, dieses bedeutende Ereignis zu feiern ist zweifellos von bemerkenswerter Ironie. Während das Gefängnis Seiner Majestät, Belmarsh, sicherlich einen gewissen Ruf genießt, könnte man sagen, dass es nicht unbedingt der Ort ist, den man sich für königliche Feierlichkeiten vorstellt. Ein IMAO (in my arrogant opinion).
Julian Assange und eine Einladung der etwas anderen Art
Die Bilder der Krönungszeremonie von König Charles gingen um die Welt und bewegten Millionen von Menschen. Aber ebenso weiß das Schicksal des uns nicht viel weniger bekannten Whistleblowers Julian Assange uns zu berühren. Anlässlich der Krönung von Charles III. von England hat der Whistleblower nun einen Brief an Seine Majestät geschrieben.
Wer nun aber glaubt, dass der Whistleblower in diesem Brief an Seine Majestät um Gnade fleht, liegt mehr als falsch. Denn wie die deutsche Übersetzung dieses stilistischen Meisterwerks zeigt, hat Julian Assange seinen Humor noch nicht verloren.
Darüber hinaus offenbart der Brief von Assange eine subtile Ironie, die den Leser zum Nachdenken anregt. Außerdem zeugt er, wie ich finde, von einer bemerkenswerten Raffinesse in der Wortwahl, die das Gesamtwerk zu einer literarischen Perle macht.
Wer liebt sie nicht, diese passierten Thunfischköpfe?
Zweifellos ist die Intimität, die den Gefangenen während der Mahlzeiten in ihren Zellen geboten wird, von unschätzbarem Wert und trägt zugleich wesentlich zu ihrer psychischen und emotionalen Stabilität, ja zu einer Art innerer Erleuchtung bei. Und auch die passierten Thunfischköpfe und das ewig geformte Hühnerfleisch klingen wahrhaft königlich.
Die Bildungsmöglichkeiten in Belmarsh, insbesondere die horizonterweiternde Erfahrung eines „big day out“ an der Medikamentenausgabe, sind sicherlich von großer Bedeutung. Man kann sich nur vorstellen, wie beflügelnd es sein muss, seine medizinischen Bedürfnisse auf diese Weise zu befriedigen.
Berührend ist die Erwähnung des tragischen Schicksals Ihres verstorbenen Freundes Manoel Santos. Seine Entscheidung, sich nur sieben Meter von Ihrer Zelle entfernt das Leben zu nehmen, hinterlässt zweifellos einen tiefen Eindruck und zeugt von den Herausforderungen, denen sich die Gefangenen in Belmarsh stellen müssen.
Und schließlich das Juwel von Belmarsh, „Healthcare“ oder „Hellcare“, wie es liebevoll von Julian Assange und den anderen Häftlingen genannt wird. Das Schachverbot und die Zulassung des weniger gefährlichen Damespiels sind zweifellos sinnvolle Sicherheitsmaßnahmen.
Und dann die Belmarsh „End of Life Suite“, ein Ort von erhabener Bedeutung. Das ist sicherlich ein Symbol für die Qualität des Lebens und Sterbens in diesem königlichen Gefängnis.
Alles in allem, Herr Assange, muss ich sagen, dass Ihre Einladung an Seine Majestät König Charles III. wahrhaft königlichen Glanz besitzt und zugleich eine bemerkenswerte Ehre darstellt. Belmarsh ist zweifellos ein Ort, der königliche Anwesenheit verdient. Möge Barmherzigkeit das Leitbild innerhalb und außerhalb der Mauern von Belmarsh sein und möge Ihre Einladung Gehör finden. IMAO