Unter dem Arbeitstitel DNS4EU will die Europäische Kommission demnächst eine eigene Infrastruktur in Sachen DNS starten.
DNS4EU soll öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und privaten Surfern innerhalb der EU einen umfangreichen Schutz vor globalen und EU-spezifischen Cybersicherheits-Bedrohungen anbieten. Mangels Geschäftsmodell gebe es keine kommerziell betriebenen Lösungen, die sich innerhalb der EU an die Privatanwender oder Firmen wenden.
DNS4EU: gute Idee, schlechte Umsetzung?
Das Arbeitspapier bemängelt, dass es grundsätzlich zu wenige öffentliche DNS-Dienste gebe, die innerhalb der EU betrieben werden. Außerdem bestehe ein Quasi-Monopol von manchen wenigen Anbietern. Nach eigenen Vorgaben soll DNS4EU ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit, Cybersicherheitsschutz, Datenschutz und Schutz der Privatsphäre gemäß den EU-Vorschriften bieten.
Man will damit sicherstellen, dass so viele Daten wie möglich in Europa bleiben. Unternehmen von außerhalb, die die Daten auswerten, müssen sich nicht an die Vorgaben der DSGVO halten.
Erklärtes Ziel ist es, den Dienst kostenlos und barrierefrei anzubieten. Geplant ist auch eine kostenlose Kindersicherung, sowie kostenpflichtige Premium-Dienste für Unternehmen.
Illegale Anbieter sollen darüber blockiert werden
Allerdings plant man auch, sich mit DNS4EU von den Grundregeln der Netzneutralität abzuwenden. So will die EU beim eigenen Dienst URLs filtern, die zu illegalen Inhalten führen. Möglich wäre also die Blockade von bekannten Anbietern wie Sci-Hub, The Pirate Bay, Kinox etc. pp. Das Ganze soll stets auf Grundlage von Gerichtsbeschlüssen bzw. der geltenden EU-Vorschriften geschehen.
Die Ankündigung sorgte bei manchen Beobachtern für herbe Kritik. Fefe glaubt, man will mit DNS4EU „endlich gegen Urheberrechtsverletzungen vorgehen können. Ja, richtig gelesen! Die Deppen sind immer noch mit DNS-Sperren am wurschteln. Mann Mann Mann.“
„Das lässt mich meinen Glauben an das alte Internet verlieren.“
Doch Fefe war bei weitem nicht der einzige Kritiker des geplanten Vorhabens. Bei Twitter schrieb jemand:
„Solche Dinge lassen mich meinen Glauben an das alte Internet verlieren. Wenn etwas Cooles und Neues wie DNS4EU aufgebaut wird, wollen die Politiker auch Zensur und Filter einbauen.
Das Problem ist halt: Man weiß nie, wie schnell die geplanten Sperren ausgeweitet werden sollen. Solche Möglichkeiten wecken schnell Begehrlichkeiten. Dass es zu einer Ausweitung kommt, steht für viele jetzt schon fest. Davon muss man leider aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit derartigen Ankündigungen ausgehen.