Buchmarkt 2020: Einen deutlichen, coronabedingten Aufschwung verzeichnete der E-Book-Markt mit einer Umsatz-Steigerung um satte 16,2 Prozent.
Eine Zwischenbilanz während der Corona-Zeit in Form der Buchmarkt-Bilanz vom Vorjahr bis zum ersten Halbjahr 2021 veröffentlichte am Monatsanfang der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Die statistischen Auswertungen zeigen, dass die Menschen für die Dauer der Corona-Krise einerseits deutlich öfter zu einem Buch griffen. Andererseits führten jedoch höhere Aufwände zu einem größeren Rückstand nach dem erstem Halbjahr 2021.
Höhere Prozesskosten sowie spürbare Einbußen im stationären Geschäft führten während der Berichtsperiode zu starken Aufwendungen der Buchhandlungen. Für einen stabilen Gesamtumsatz mit +0,1 Prozent für 2020 sorgte vorwiegend ein anwachsendes Onlingeschäft. Mit satten 20,9 Prozent deckte es fast ein Viertel des Gesamtumsatzes ab.
Buchmarkt 2020 verzeichnet deutlich mehr Leser
Als positiv vermerkt die Verlagsbranche im Vorjahr eine gewachsene Leserschaft für den Buchmarkt. Eine GfK-Befragung im Januar 2021 erbrachte diesbezüglich, dass 25 Prozent der Leser*innen während der Pandemie häufiger lasen. Besonders betrifft das allerdings jüngere Altersgruppen. Unter den 10- bis 19-Jährigen griffen 34 Prozent häufiger zum Buch. Bei den 20- bis 29-Jährigen waren es 32 Prozent. Als stabil wird der Anteil der Buchkäufer*innen an der Bevölkerung beurteilt. Er lag am Publikumsbuchmarkt in beiden Jahren bei 43 Prozent.
Ladenschließungen problematisch für stationären Buchhandel
Trotz wochenlanger Ladenschließungen 2020 führte eine gesteigerte Buchnachfrage in der Umsatzbilanz zu einem stabilen Ergebnis von 9,30 Milliarden Euro. Im Vergleich waren es 2019 9,29 Milliarden Euro. Der stationäre Buchhandel erwies sich mit 3,90 Milliarden Euro und einem Anteil von 42,0 Prozent als stärkster Absatzweg für Bücher. Hingegen brach das Geschäft vor Ort ein. Hier lag das Ergebnis um 9,0 Prozent hinter dem Vorjahr 2019 zurück.
Internet-Buchhandel floriert während Corona-Pandemie
Der Umsatz des Internet-Buchhandels, von dem etwa die Hälfte auf die Online-Shops der stationären Händler*innen entfällt, verzeichnete 2020 einen rasanten Aufschwung. Hier wuchsen die Umsätze um 20,9 Prozent von 1,86 auf 2,24 Mrd. Euro. Der Umsatzanteil des Internetbuchhandels am Gesamtmarkt lag damit 2020 bei 24,1 Prozent. Im Jahr 2019 waren es 20,0 Prozent. Damit legte das Online-Geschäft im Hinblick auf den Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) am deutlichsten zu. Die Zuwachsrate bei den buchhändlerischen Webshops war mit den erzielten 27,2 Prozent fast viermal so hoch wie bei Amazon mit 7,2 Prozent.
E-Book- und Hörbuch-Märkte erleben Höhenflüge
Besonders durch die Ladenschließungen reagierten auch die E-Books mit einem Aufwind im Buchmarkt 2020. Sie sorgten durch E-Book-Downloads am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) für eine Umsatz-Steigerung von immerhin 16,2 Prozent. Ihr Umsatzanteil am Publikumsmarkt stieg von 5,0 auf 5,9 Prozent.
Zugleich wuchs der Markt der Hörbuch-Downloads spürbar mit einem Plus von 24,5 Prozent. Ebenso gewachsen ist die Zahl der Abonnements. Flatrate-Angebote für E-Books und Hörbücher verzeichneten mit 28,4 Prozent außerdem einen deutlichen Zuwachs.
Buchmarkt: Umsatzeinbußen gegenüber 2019
Zurückzuführen auf den langen Shutdown im Frühjahr 2021 gäbe es nach dem ersten Halbjahr 2021 im Sortimentsbuchhandel einen besonders großen Rückstand. Demgemäß blieb das Geschäft vor Ort um 22,9 Prozent hinter dem Umsatz der ersten sechs Monate des Vor-Corona-Jahres 2019 zurück. Allerdings zeichnet sich unter Berücksichtigung aller Absatzwege, u.a. inkl. Online-Geschäft, ein etwas besseres Bild ab. Dennoch liegt der Umsatz von Januar bis Juni 2021 hinter dem Vergleichszeitraum des Vorahres um 3,7 Prozent zurück.
Inwiefern die Online-Piraterie von E-Books Einfluss auf die Umsatzzahlen der Verlagsbranche hatte, geht aus der Erhebung wieder nicht hervor.
„Die Zahlen zu den Anteilen und Umsatzveränderungen der Warengruppen sowie zur Umsatzentwicklung 2020 stammen aus dem Handelspanel von Media Control. Die Käufer*innenzahlen, die Zahlen zur Mediennutzungen sowie zum E-Book und Hörbuch aus dem GfK Consumer Panel Media*Scope Buch.“
Karin Schmidt-Friderichs zeigt sich zuversichtlich:
„Das Interesse der Menschen an Büchern ist ungebrochen. Gerade in Zeiten der Krise suchen Menschen Inspiration, fundierte und gesicherte Informationen sowie kreativen Zeitvertreib im Buch. Buchhandlungen und Verlage haben in den vergangenen sechzehn Monaten mit großem Engagement und viel Kreativität dafür gesorgt, dass Menschen weiterhin Zugang zu Büchern, zu professioneller Beratung und lebendiger Literaturvermittlung hatten.Der Buchhandel hat seine digitalen Angebote erweitert und konnte so seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber großen Online-Konzernen steigern. Viele Händler*innen haben die Bindung zu ihren Kund*innen intensiviert und gehen nun tatkräftig an die Aufholjagd, um die Umsatzlücke aus dem diesjährigen Shutdown zu verringern. Verlage stimmt es optimistisch, dass mit den jetzt wieder möglichen Präsenzveranstaltungen wie der Frankfurter Buchmesse wichtige Bühnen für neue Bücher wiederkehren und das öffentliche Gespräch über Literatur lauter wird.“
Alexander Skipis über den Buchmarkt:
„Das Geschäft mit Büchern lief trotz großer Hürden in der Pandemie vergleichsweise gut. Viele Buchhandlungen konnten ihre Online-Umsätze deutlich steigern, allerdings sind diese durch hohe Prozesskosten teuer erkauft. Unterm Strich bleibt bei vielen ein negatives Betriebsergebnis, und das bei grundsätzlich niedrigen Margen in der Branche.Wir sind daher der Politik, insbesondere Kulturstaatsministerin Monika Grütters, dankbar, dass sie die Branche bislang stark unterstützt hat und gerade dem Buchhandel ganz konkret weiter helfen wird.“Für den Neustart nach der Pandemie ist eine gemeinsame Kraftanstrengung mit der Politik gefragt: Wir brauchen tragfähige Konzepte, um die Innenstädte wieder zu beleben. Der Buchhandel mit seiner einzigartigen Verbindung von Einzelhandel und Kulturinstitution, und mit seinem filigranen Netz von über 5.000 Buchhandlungen vor Ort kann hier eine wichtige Rolle übernehmen.
Buchhandlungen sind Dritte Orte par excellence – Räume des gesellschaftlichen Austauschs, des Miteinanders und des öffentlichen Diskurses. Hier finden Besucher*innen Inspiration, Entschleunigung und ein angenehmes Umfeld der Offenheit. Gemeinsam können wir diese Räume noch weiter ausbauen zu kulturellen Ereignisorten, die weitere Anziehungskraft entfalten und Menschen motivieren können, wieder in die Innenstädte zu kommen.
Auch für Verlage ist es essenziell, dass die Politik ihre Rahmenbedingungen stärkt: In den vergangenen Jahren mussten sie mit ansehen, wie ihre Rechte immer mehr eingeschränkt wurden. Gerade im Hinblick auf die Bundestagswahl in drei Monaten fordern wir daher von der Politik, den Wert des geistigen Eigentums und die Arbeit von Verlagen stärker anzuerkennen und ihren Beitrag für Vielfalt und Demokratie zu fördern.“
Tarnkappe.info
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