Tesla Service Center Düsseldorf Benrath
Tesla Service Center Düsseldorf. Foto: Frank Samirae

Tesla-Kunden beschweren sich massiv wegen Qualitätsmängeln

Das Tesla Model 3 soll als Massenmarktmodell den US-Autobauer profitabel machen. Um das zu erreichen, tut CEO Elon Musk so gut wie alles.

Das Tesla Model 3 soll als Massenmarktmodell den US-Autobauer profitabel machen. Um das zu erreichen, tut CEO Elon Musk so gut wie alles. Einige Zeit schlief er in seiner eigenen Fabrik, um sich persönlich um die Produktionsprobleme zu kümmern und die Produktionszahlen in die Höhe zu treiben.

Keine Zeit für Qualitätskontrollen bei Tesla?

Doch das Produzieren auf Teufel komm raus lässt offenbar wenig Zeit für Qualitätskontrollen. Auf Twitter berichten Nutzer und Experten über die schlechte Qualität beim neuen Model 3, die der Autobauer an den Tag legt.

Auch das US-amerikanische Magazin „Consumer Reports“ (vergleichbar mit Stiftung Warentest) fand im Mai in seinem Test kritische Worte. Nicht nur der Bremsweg fällt nach Ansicht der Tester viel zu lang aus. Man attestierte dem Fahrzeug eine „unterdurchschnittliche Zuverlässigkeit“. Keine guten Voraussetzungen für Tesla, um hüben wie drüben mit dem 3er Modell in den Massenmarkt vorzudringen.

Qualitätsprobleme bei Tesla bekannt?

Qualitätsprobleme sind für Tesla nichts Neues“, meint Frank Samirae, IT Unternehmer und Tesla-Fahrer aus Bergisch Gladbach. „Wir haben in unserer Firma mehrere Elektrofahrzeuge. Darunter befindet sich auch ein Tesla Model X. Der Tesla hat nicht nur einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt, sondern auch den Rekord in Sachen Werkstattaufenthalte.“ Damit steht er nicht allein. Wer bei einer Suchmaschine nach Mängeln von Tesla Fahrzeugen sucht, wird dort zahlreiche teils vernichtende Urteile finden.

12 Reparaturen in 10 Monaten

Das X Modell von Samirae war in den ersten 10 Monaten schon über 12 Mal im Düsseldorfer Tesla Service Center kurz vor Benrath. Das war im Durchschnitt mehr als ein Ausfall pro Monat. Bei einem UVP von 91.250€ aufwärts könnte man als Kunde durchaus mehr erwarten. Die Liste der Defekte liest sich wie ein Schwarzbuch. Unzählige Male war beispielsweise der Autopilot und Assistenz-Systeme kaputt, zwei Mal war der Elektroantrieb defekt und musste komplett ausgetauscht werden. Selbst die Batterieeinheit ist schon einmal ausgewechselt worden, nur um einige größere Bereiche zu nennen.

Die Liste der festgestellten Mängel ist so lang, dass offenbar auch die Düsseldorfer Tesla Werkstatt schon das Handtuch geworfen hat. Dabei bedient man sich im Umgang mit den unzufriedenen Kunden teils höchst „einfallsreicher“ Ausreden. Samirae soll seine Apple Uhr ausschalten oder sich statt das iPhone zu benutzen, ein Samsung Smartphone kaufen, wenn ihm die Freisprechanlage des Autos zu leise sei. Dabei sind die Probleme mit der Freisprechanlage derart weit beim Model X verbreitet, dass selbst eingefleischte Tesla Fans und YouTuber wie Björn Nyland mit ihren Videos darüber berichten.

Die Mitarbeiter vom Düsseldorfer Tesla Service Center wissen offenbar recht genau, wie es um die Qualität ihrer Fahrzeuge bestellt ist. Samirae berichtet: „Ich habe einmal einem Werkstattmeister bei Tesla in Düsseldorf erzählt, dass ich glaube, dass so ein Modell X wegen seinen Flügeltüren später einmal ein gefragter Oldtimer sein könnte. Der Werkstattmeister hat mir ganz klar gesagt, dass er davor überzeugt ist, dass die Autos nicht so lange halten würden. Er hätte mit denen ja täglich zu tun und müsse es wissen. Da war ich sprachlos.

Ohne den Hersteller geht in vielen Großstädten wenig bis gar nichts

Wie groß das Risiko ist, dass Tesla Fahrzeuge schon in den ersten Jahren der Benutzung wesentliche Defekte aufweisen, zeigt auch die hohe Prämie der Anschlussgarantieversicherung der Allianz. Diese versichert nur Bauteile und Komponenten außer dem Antriebsstrang und der Batterie für vier Jahre gegen technische Defekte oder bis 80.000 km. Je nachdem, was zuerst eintritt. Die Prämien liegen je nach Modell zwischen 3.800 € und 4.200 € und spiegeln das hohe Kostenrisiko von unvorhergesehenen Reparaturen wieder.

Trotzdem kommt man in Deutschland als E-Autofahrer derzeit oft nicht an Tesla vorbei. Wer sich auf die öffentlichen Ladestationen verlässt, der ist auch schon mal häufiger verlassen. Manchmal vergessen Stadtwerke sogar die QR-Codes an ihren Ladesäulen anzubringen, so dass diese gar nicht benutzbar sind. Dies geschah beispielsweise bei den Stadtwerken Leverkusen, uns liegen E-Mails dazu vor.

„Dear Elon Musk. Improving the quality is not boring!“

Derzeit bietet Tesla als einziger Autokonzern ein länderübergreifendes Netzwerk mit Schnell-Ladern an. Wer ohne Probleme beim Laden z.B. nach Paris, München oder Rom fahren will, kommt um diesen Hersteller nicht herum. Diverse Großstädte kann man momentan nur mit einem Tesla anfahren ohne das Risiko einzugehen, mangels Strom mit seinem Fahrzeug irgendwann stehen zu bleiben. Zugeparkte Ladesäulen und Halteverbote, wo man sein PKW aufladen will, machen vielen Besitzern von Elektroautos das Leben schwer.

„Dear Elon Musk. Improving the quality is not boring!“, schließt der Unternehmer aus Bergisch Gladbach seine Analyse ab. Statt auf den Mond zu fliegen, solle man sich doch lieber vordringlich um die Probleme seiner Kunden hier auf der Erde kümmern. Dazu kommen die aktuell aufgetauchten Gerüchte um angebliche finanzielle Engpässe bei Musks Firma, von denen derzeit einige Zulieferer von Tesla berichten. Für den Geschäftsführer gäbe es also mehr als genug zu tun.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.