Spotify.to ist noch ganz neu. Trotzdem sind die Zugriffszahlen recht gut. Die legalen Anbieter für Musik-Streaming geraten hingegen zunehmend unter Druck.
Spotify.to steht zwar noch am Anfang. Doch im Anbetracht der Tatsache, dass dieser illegale Musikstreaming-Dienst erst im Oktober des Vorjahres ans Netz ging, können sich die Zugriffszahlen sehen lassen. Die legale Konkurrenz gerät hingegen immer mehr unter Druck. Die Berliner simfy AG gab kürzlich die Einleitung ihrer Liquidation bekannt. Wie also geht es weiter mit dem Thema Streaming?
Spotify.to wird seit Anbeginn in der Ukraine (Kiew) gehostet. Die Webseite tauchte das erste Mal überhaupt am 26.10.2014 auf. Im März 2015 ging die Anzahl der Seitenzugriffe erstmals laut Similarweb nicht mehr kontinuierlich nach oben. Waren es im März noch 180.000, so sank die Anzahl der PIs im Vormonat auf 140.000 Stück. Dass es keinen Sinn macht, stets die zu konsumierende Musik herunterzuladen, werden sich auch die Macher dieser Webseite gedacht haben, die sich mit ihrem Angebot speziell an das deutschsprachige Publikum wenden. Die Navigation ist -gelinde gesagt- stark gewöhnungsbedürftig.
Nervig erscheint auch der Zwang, sich nach einer gewissen Zeit registrieren zu müssen. An viele neue Werbefenster pro Click haben wir uns ja schon gewöhnt. Aber bei einer Musikseite ist laute Werbung einfach nur anstrengend. Wer den Mix aus lärmenden Börsenvideos und dem Song aushalten will, braucht echt gute Nerven. Das zeigt mal wieder: Im Graubereich zahlen die Nutzer nicht mit ihrem Geld, sondern mit ihrem Nervenkostüm.
Spotify.to sieht echt hässlich aus
Dazu kommt: Die Oberfläche von Spotify.to sieht alles andere als modern oder schick aus. Da verwundert die enge Zusammenarbeit mit dem Sharehoster HD Stream nicht. Ähnlich unattraktiv erscheint auch die kooperierende DownloadStube oder TitanShare. Die Seiten wirken alle wie aus einem Guss. In welchem Umfang die Seitenbetreiber tatsächlich kooperieren oder die gleichen sind, ist hingegen nicht bekannt. An der Usability wird man aber noch ein wenig schrauben müssen. Das gilt auch für den Klon Songs.to.
Simfy rät zur Nutzung von Deezer
Bei der legalen Konkurrenz sieht es momentan nicht so gut aus. Seit Anfang Mai bietet Simfy nur noch eine „stark eingeschränkte Anzahl an Songs an“. Zu Schwankungen des Portfolios ist es bereits in den Vormonaten gekommen. Warner Music soll Simfy Lizenzrechte entzogen haben, um das Abspielen der Warner-Songs Anfang April wieder zuzulassen. Bei Macnotes.de werden verschiedene Quellen genannt, die besagen, die Liquidation der Betreibergesellschaft hätte man der zahlenden Kundschaft früher bekannt geben sollen. Derzeit rät Simfy allen Besuchern ihrer Webseite, sich stattdessen bei Deezer anzumelden. Das sieht nach einem Ende des Anbieters aus.
Soundcloud will mit Podcasts punkten
Unter der URL https://soundcloud.com/for/podcasting setzt Soundcloud nun verstärkt auf Podcasts, die für eine Neuausrichtung des Dienstes sorgen sollen. Die Funktionalität wurde erweitert, Podcasts kann man dort aber schon seit langem hosten lassen. Was trotz allem bleibt, ist der problematische Umgang mit den Surfern aus aller Welt, die sich trotz der national oder auch anderweitig beschränkten Urheberrechte (und Lizenzen) naturgemäß an keine Ländergrenzen halten wollen. Von daher bleibt abzuwarten, ob eine Erweiterung oder Neuausrichtung für vollere Kassen sorgen kann.
Tidal – HiFi als Rettungsanker?
Zu Recht beklagen Musiker aus aller Welt die erbärmlichen Erlöse, die bei den meisten Streaming-Dienstleistern an die Kreativen weitergereicht werden. Im März stellten Daft Punk, Madonna, Rihanna, Beyoncé und Jay-Z ihren eigenen Streaming-Dienst Tidal vor. Musik soll wieder etwas wert sein. Der neue Mitbewerber will mit viel technischem Aufwand und perfekter Klangqualität punkten. Natürlich ist das nicht zum gleichen Preis wie bei Spotify möglich, wo die Interpreten durchschnittlich pro abgespieltem Song nur 0,7 Cent erhalten. Das sind natürlich immer noch 0,7 Cent mehr als beim digitalen Untergrund, wo die Künstler gänzlich leer ausgehen. Trotzdem kommt bei den meisten legalen Streaming-Anbietern viel zu wenig bei den Urhebern an, da müssen wir uns nichts vormachen! Tidal kann man für 30 Tage lang kostenlos ausprobieren, das ist mehr als fair. Danach fallen je nach Soundqualität monatlich entweder knapp 10 oder 20 Euro an.
Das Urheberrecht ist echt komplex und für uns Laien schwer verständlich. Wer sich obiges Video von digitalKultur.TV anschaut, wird schnell begreifen, dass man falsch liegt, wenn man nur Schwarz-weiß denkt. Die GEMA ist böse, YouTube sind die Guten – das mag hübsch einfach sein. Aber es stimmt halt leider nicht. Einen dazu passenden Podcast bei Soundcloud gibt es übrigens auch.
P.S.: Natürlich haben wir uns nicht verquatscht. Nein, es lag selbstverständlich ausschließlich am schwierigen Thema, dass wir rund 90 Minuten mit Stephan Benn diskutiert haben. ;-)
Tarnkappe.info