Onlainfilm, Razzia
Onlainfilm, Razzia

Onlainfilm: Razzia gegen Betreiber des Streaming-Portals

In der Stadt Chmelnyzkyj wurden fünf Hausdurchsuchungen gegen die mutmaßlichen Betreiber des Streaming-Portals Onlainfilm durchgeführt.

In der Stadt Chmelnyzkyj im westlichen Teil der Ukraine wurden nach Angaben der Cyber-Einheit der Polizei kürzlich fünf Hausdurchsuchungen gegen die mutmaßlichen Betreiber des Streaming-Portals Onlainfilm durchgeführt. Nach offiziellen Angaben hatte die Seite täglich bis zu einer halben Million Besucher und bestand bereits seit neun Jahren.

Razzia gegen illegales Kinoportal

Onlainfilm. Mitarbeiter einer Sonderabteilung der Polizei für Internet-Delikte nebst regulären Polizisten durchsuchten die privaten Räumlichkeiten von fünf mutmaßlichen Betreibern der illegalen Streaming-Seite Onlainfilm. Laut Pressemitteilung gehörte das Portal zu den fünf populärsten in mehreren osteuropäischen Ländern. Täglich sollen dort mehr als 500.000 Besucher mehr als zwei Millionen illegale Kinomitschnitte aufgerufen haben. Die Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Videos soll nach Polizeiangaben 50 TB überschritten haben.

Zur Verschleierung des tatsächlichen Server-Aufenthalts wurde ein Reverse-Proxy eingesetzt, was nicht unüblich ist. Bei den Durchsuchungen wurden zahlreiche Computer und Bargeld festgestellt. Gegen die Verdächtigen laufen weiterhin Ermittlungen wegen der gemeinschaftlich begangenen Urheberrechtsverletzungen. Bislang ist unklar, ob und wie viele Personen bei der polizeilichen Maßnahme festgenommen wurden.

Onlainfilm-Razzia: nur ein Sturm im Wasserglas?

onlainfilmVon den Kollegen von TorrentFreak wird gemutmaßt, dass sich die Ukraine damit ihre schmutzige Weste rein waschen will. Das Land landete durch die langfristige Duldung von Urheberrechtsverletzungen auf der Watchlist des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten. Auf der gleichen Liste befinden sich nebst China, Mexico, Russland und Vietnam. Der Handelsbeauftragte ist für die internationale Handelspolitik der USA zuständig. Auch wenn die Ukraine auf der Liste der verdächtigen Nationen steht, so wurde Onlainfilm im Gegensatz dazu nicht im Bericht des Handelsbeauftragten erwähnt. Die MPAA hatte die Seite bislang auch nicht auf ihrem Schirm, zumindest tauchte sie dort nicht im Vorjahr im „Online Notorious Markets Overview“ auf.

Von daher sprechen mehrere Indizien dafür, dass die Polizei die Angelegenheit zum eigenen Vorteil sehr viel mehr als nötig aufgebauscht hat. Dazu kommt: Der Klon des Portals Onlainfilm ist noch immer im Internet verfügbar. Auch sonst ist eher fraglich, ob die Razzia nachhaltige Auswirkungen auf die dortige Online-Piraterie haben wird.

Bildquelle: offizielle Webseite der Nationalpolizei der Ukraine, thx!

Tarnkappe.info

(*) Alle mit einem Stern gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Wenn Du über diese Links Produkte oder Abonnements kaufst, erhält Tarnkappe.info eine kleine Provision. Dir entstehen keine zusätzlichen Kosten. Wenn Du die Redaktion anderweitig finanziell unterstützen möchtest, schau doch mal auf unserer Spendenseite oder in unserem Online-Shop vorbei.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.