In nur wenigen Monaten steht die Haftentlassung von Gary Bowser bevor. Inzwischen beschäftigen ihn schon Zukunftspläne.
Nach der Anklage im Jahr 2020 war im Februar letzten Jahres auch der Prozess gegen Gary Bowser beendet. Das Team Xecuter-Mitglied musste für 40 Monate in das Gefängnis. Zuvor hatte er sich bezüglich der Vorwürfe, seit 2013 an der Entwicklung und dem Verkauf von Geräten beteiligt gewesen zu sein, die das Spielen von Raubkopien ermöglichten, für schuldig bekannt. Aktuell steht seine baldige Freilassung an.
Gary Bowser und Team Xecuter nutzte dabei Schwachstellen in Switch-Konsolen, Nintendo 3DS und NES Classic-Editionen aus. Anschließend verkauften sie die gehackten Geräte an Verbraucher, damit diese nicht autorisierte Versionen von Spielen darauf ausführen konnten. Zudem hätte Team Xecuter auch Sony Playstation Classic- und Microsoft Xbox-Konsolen gehackt und Online-Bibliotheken mit Raubkopien erstellt.
Ermittler nahmen Bowser, einen kanadischen Staatsbürger, im September 2020 in der Dominikanischen Republik fest. Noch im selben Jahr lieferte man ihn an die USA aus. Bowser sah sich mit Anklagen wegen elf Straftaten konfrontiert. Im Dezember erklärte sich Bowser bereit, 10 Millionen US-Dollar zu zahlen, um eine von Nintendo gegen ihn angestrengte Klage beizulegen.
Die Staatsanwaltschaft forderte für ihn eine fünfjährige Haftstrafe. Sie wollten an Gary Bowser ein Exempel statuieren. Seine Anwälte erkannten an, dass Nintendo infolge der Straftaten „erhebliche finanzielle Verluste erlitten“ habe, hielten jedoch eine 19-monatige Gefängnisstrafe für angemessen. Mit dem Urteil beschritt das Gericht offensichtlich einen Mittelweg.
Planmäßig wäre seine Entlassung nun auf den 31. Juli 2023 terminiert. Offenbar strebt Gary Bowser aber eine vorzeitige Haftentlassung aus dem Bundesgefängnis SeaTac in Seattle an, wie TorrentFreak berichtete. Seine Hoffnung darauf gründet er auf im Gefängnis erzielte Earned Time Credits.
Verkürzen Earned Time Credits Gary Bowsers Gefängniszeit?
Earned Time Credit-Programme bieten einen Anreiz und belohnen die Teilnahme an bestimmten Aktivitäten, indem Häftlinge dadurch Credits für eine verkürzte Haftstrafe ansammeln können. Damit hätte Gary Bowser konkret Anspruch auf mindestens 105 Tage Strafverkürzung. Seine Haftentlassung würde sich insofern auf den 18. März 2023 vordatieren.
Nick Moses vom Gaming-Podcast NickMoses05 hat ein kurzes Telefonat mit Gary Bowser veröffentlicht. Darin berichtete Bowser über Pläne für seine Zukunft, aber auch über Bedenken, die mit seiner Haftentlassung in Zusammenhang stehen.
Er geht davon aus, dass man ihn nach seiner Freilassung einfach an der kanadischen Grenze absetzt. Völlig mittellos und nur mit einem dünnen grünen Overall bekleidet, sieht er Probleme darin, wie er von dort die Heimreise antreten soll.
„Das ist das Problem: Da ich Kanadier bin und wir hier in der Nähe der kanadischen Grenze und von Seattle liegen, nehmen sie mir im Grunde nur die Fingerabdrücke ab und lassen mich frei, dann fahren sie mich zur kanadischen Grenze, schmeißen mich aus dem Bus und sagen: Geh nach Hause. Wenn ich dann nach Hause laufen würde, sind es etwa 3.000 Meilen (4828,03 km) bis zur nächsten Person, die sich in Kanada um mich kümmern könnte“
In den Jahren vor der Haft hat Bowser ein Leben in der Dominikanischen Republik geführt, seine Eltern leben nicht mehr. Einige Freunde in Toronto kümmern sich um persönliche Sachen. Allerdings wäre das Tausende von Kilometern von Seattle entfernt. Bowser beschließt darum:
„Mein eigentliches Unterstützungs-Netzwerk ist in der Dominikanischen Republik. Irgendwann muss ich dorthin zurückkehren“.
In naher Zukunft plant Gary Bowser allerdings, zunächst einige Monate in Kanada zu verbringen. Dort möchte er sich seinem Papierkram widmen. Zudem hat er vor, sich wegen Problemen mit seinem Bein in medizinische Behandlung zu begeben. Dies wäre seine wichtigste Priorität.
Ein weiteres Problem ergibt sich dann aus der Schadenersatz-Zahlung von 10 Millionen Dollar an Nintendo. Seine Mittel wären begrenzt, im Gefängnis verdiente er gerade mal 12 Dollar pro Monat. Wie er anführte, machte aber gerade die Arbeit seinen Gefängnisaufenthalt erträglicher. Aber natürlich wird er die Freiheit schon bald willkommen heißen.
Gary Bowsers Urteil war das erste im Team-Xecuter-Fall. Zwei weitere Angeklagte müssten demnach noch vor einem US-Gericht erscheinen. Max Louarn, einer der Drahtzieher der Gruppe, lebe Berichten zufolge, in Frankreich. Yuanning Chen, der in Shenzen, China, lebt, hat man 2020 ebenfalls angeklagt, aber bisher nicht festgenommen.
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