Richterhammer
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Bildquelle: Bill Oxford

1fichier vs. Nintendo: File-Hoster muss 935.500 Euro zahlen

1fichier muss einen hohen Betrag an Nintendo überweisen. Der File-Hoster hatte es verpasst, auf Takedown-Forderungen einzugehen.

Nintendo hat jüngst einen wichtigen juristischen Erfolg gegen die Betreiber der File-Hosting-Seite 1fichier errungen. Nachdem es die französische Plattform nach Aufforderung wiederholt versäumt hatte, Raubkopien von Nintendo-Spielen von ihren Servern zu entfernen, verurteilte ein Pariser Gericht das Unternehmen nun zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 935.500 Euro.

1fichier reagierte nicht auf Beschwerden

Bereits seit 2014 beschweren sich Rechteinhaber über die mangelnde Kooperation von 1fichier, das laut SimilarWeb rund 35 Millionen Besucher monatlich verzeichnet. Die Administratoren der Seite reagierten, so der Vorwurf, nicht angemessen auf entsprechende Aufforderungen. Das führte dazu, dass der Dienst vor mehr als fünf Jahren an das Amt des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten (auch als UStR bekannt) gemeldet wurde.

Im Jahr 2018 meldete sich auch die Entertainment Software Alliance (ESA) zu Wort und zeigte 1fichier bei der UStR wegen ähnlicher Versäumnisse an. Zur ESA gehören illustre Namen wie die Entwicklerstudios Nintendo, Activision und EA. Die Copyright-Schützer monierten, dass keine befriedigenden Reaktionen auf Takedown-Benachrichtigungen folgten. Zunächst hätten die Betreiber demzufolge nur 0,59 Prozent der Inhalte nach Beschwerden entfernt. Bis 2020 hatte sich die Situation offenbar sogar noch weiter zugespitzt: Die Takedown-Raten fielen auf nur noch 0,12 Prozent.

Keine gerichtliche Anordnung notwendig

Nintendo reichte in Frankreich eine Klage gegen DSTORAGE SAS ein, die Betreibergesellschaft von 1fichier. Ziel war es dabei, den File-Hosting-Service zur Kooperation zu zwingen und gleichzeitig Schadensersatz für die Urheberrechtsverletzungen zu erlangen. In einer Entscheidung vom 25. Mai 2021 stellte sich das Pariser Gericht auf die Seite von Nintendo. Es entschied, dass die DSTORAGE SAS haftbar gemacht werden kann. Die Verantwortlichen hätten die illegalen Kopien von Nintendo-Spielen entfernen müssen. Laut einer Erklärung des Entwicklers verurteilte das Gericht DSTORAGE zur Zahlung von 935.500 Euro Schadensersatz. Das Gericht erklärte außerdem, dass es für Rechteeinhaber nicht notwendig sei, eine gerichtliche Entscheidung einzuholen, bevor sie die Entfernung verletzender Inhalte verlangen. Daher müssen die Beschwerdeempfänger stets Beanstandungen ordnungsgemäß bearbeiten.

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Über

Student und schon lange im Journalismus unterwegs. In der Vergangenheit Mitarbeiter für eine Vielzahl von klassischen Printzeitungen und Newsportalen. Erst für Lokalredaktionen, dann Sport und Gaming, seit Anfang 2020 im Dienst für die Tarnkappe. Abseits davon bin ich vor allem interessiert an Geopolitik, Geschichte und Literatur.