O2 Abo-Abzocke
O2 Abo-Abzocke
Bildquelle: kalhh, Lizenz

O2 Abo-Falle schnappt weiterhin zu – was tun als Betroffener?

Andauernd beschweren sich Nutzer über die O2 Abo-Falle, die in ganz Deutschland unzählige Nutzer betrifft. Was kann man dagegen unternehmen?

Nach Medienangaben stolpern jeden Monat etwa 10.000 Personen in die O2 Abo-Falle. Würde jeder regelmäßig seine Mobilfunkrechnung prüfen, wäre die Zahl der bekannten Opfer wahrscheinlich noch deutlich höher.

O2 Abo-Falle: im Durchschnitt 16 Euro pro Monat!

Nach den neuen Vorgaben der Bundesnetzagentur soll das mobile Bezahlen über die Handynummer so aussehen, dass bei einem Vertragsabschluss der Käufer den Vertrag auf der Seite des Mobilfunkanbieters bestätigen muss. Es reicht seit Anfang 2020 also nicht mehr aus, den Vertrag auf der Seite des Abo-Anbieters abzuschließen. Erst bei Vodafone, O2, der Telekom & Co. muss man dann mit dem Button „zahlungspflichtig bestellen“ den Vertrag abschließen.

Trotzdem passiert es noch immer häufig, dass Abos für Fitness, Musik oder Spiele-Pakete über diverse Monate hinweg abgebucht werden, weil man die Abrechnung nicht oft genug überprüft hat. Die Betroffenen geben an, sie hätten diese Abos nie abgeschlossen und auch nicht genutzt. Die günstigsten Abos gehen über 10 Euro monatlich, im Durchschnitt etwa 15 bis 16 Euro. Im Laufe des Jahres kommt also eine Menge zusammen, wenn man die Abbuchung erst später bemerkt.

So schnappt die O2 Abo-Falle zu

Das Ganze läuft häufig mithilfe von Clickjacking. Das heißt, Hacker legen iframe-Layer im Hintergrund ab, die während des Besuchs der Seite mit dem Smartphone den Identifikationsprozess durchlaufen und die Zahlungsinformationen für die monatliche Abbuchung an den Mobilfunanbieter senden. Von der Aktion bekommt der Betroffene nichts mit. Er denkt, er wäre auf einer seriösen Website und versucht gerade lediglich die Werbung wegzuklicken, weil diese den ganzen Bildschirm überdeckt hat.

Niemals die Bestätigung per SMS ignorieren

Eine Sprecherin von Telefónica sagte gegenüber den Kollegen von inside-digital.de, das Verfahren sei angeblich sicher, weil man beim Abschluss eines neuen Abos stets eine Bestätigung per SMS erhält. Darin müsse auch stehen, wie man den Kauf wieder stornieren kann. Das Problem: Viele denken, das wäre Spam und löschen die wichtige Mitteilung. Wer ganz sicher gehen will, kann hier bei O2 herausfinden, ob derzeit irgendwelche Abos laufen und kann diese dort auch sofort kündigen.

Drittanbietersperre sorgt für mehr Sicherheit

Um ungewollte Abbuchungen vom Mobilfunk-Guthaben und Abofallen zu vermeiden, kann man beim Mobilfunkanbieter eine so genannte Drittanbietersperre einrichten lassen. Das sollte man am besten schriftlich beauftragen. Die Verbraucherzentrale hat dafür diesen Musterbrief bereitgestellt. Eine Drittanbietersperre kann man aber auch per E-Mail und abhängig vom Mobilfunkanbieter über deren Kundenportal oder die Kunden-App einrichten.

Achtung: Die Drittanbietersperre gilt nicht rückwirkend. Bereits abgeschlossene O2 Abo-Fallen bleiben bestehen, die muss man extra kündigen. Bei O2 existiert die Drittanbietersperre leider erst seit ein paar Monaten, seit Ende des Vorjahres. Leider richten die Mobilfunkanbieter die Drittanbietersperre nicht automatisch ein. Das heißt, bei einem neuen Mobilfunkvertrag muss man dies nochmals tun.

Wie kann man die Abzocke-Abos kündigen?

Die O2 Abo-Falle sollte man zeitnah bei der Abrechnungsfirma oder beim Abo-Betreiber deaktivieren. Das geht sowohl online als auch mithilfe eines Musterbriefs der Verbraucherzentrale. Grundsätzlich gilt: Ohne Kündigung, keine Erstattung! Um an das Geld zu kommen, musst du beim Abo-Betreiber und Mobilfunkanbieter die Rechnung außerdem unbedingt beanstanden. Der Betrag des Abos muss man per Musterbrief zurückfordern. Übrigens: Alles Wichtige steht beim Musterbrief unten drunter.

O2, https://www.telefonica.de/presse/fotos/logos.html

Beim Mobilfunkanbieter kann man die Handyrechnung bis zu acht Wochen nach der Rechnungszustellung beanstanden. Am besten wendet man sich an O2 & Co. per Einschreiben Rückschein, damit man die pünktliche Zustellung innerhalb der acht Wochen schriftlich nachweisen kann.

Die Beanstandung per E-Mail ist hingegen zu unsicher. Die gegnerische Partei könnte immer behaupten, die Nachricht sei nie bei ihr angekommen.

Empfehlenswert sei es zudem, sich auf den Hilfeseiten in der O2 Community anzumelden, um sich öffentlich zu dem Fall zu äußern. Anschließend haben die Mitarbeiter von O2 häufig recht schnell darauf reagiert. Es ist auch möglich, zum nächst gelegenen O2-Shop zu gehen, um sich zu beschweren. Nehmt dafür eine vertrauenswürdige Person mit, die das Gespräch im Fall der Fälle später bezeugen kann.

Wer profitiert alles von der O2 Abo-Abzocke?

Es gibt sogar Gerüchte, wonach der Mobilfunkanbieter von den O2 Abo-Fallen profitiert und deswegen ungerne Kulanzgutschriften durchführt. Ein Sprecher von O2 Telefónica hingegen wies darauf hin, dass man die entstandenen Kosten erstattet bekommt, wenn man die Frist einhält und die entsprechenden Dienste tatsächlich nicht genutzt hat.

Anzeige erstatten!

Wer von der O2 Abo-Abzocke betroffen ist, sollte unbedingt seinen Fall bei der Polizei und der Bundesnetzagentur melden. Nur so kann man dafür sorgen, dass derartige Anbieter ihr Treiben einstellen müssen. Das Vorgehen der unseriösen Firmen betrifft natürlich nicht nur O2, sondern alle Mobilfunkbetreiber.

Wer noch mehr Infos braucht: Weitere nützliche Informationen bezüglich der Rechte und Pflichten der Mobilfunkteilnehmer bei Abo-Fallen hat die Verbraucherzentrale Bundesverband hier online zusammengetragen. Weitere Infos der Bundesnetzagentur sind dort verfügbar.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.