O2 Mobilfunk kündigt Power-User trotz Unlimited-Tarif

O2 Mobilfunk kündigte unzähligen Kunden nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit. Offenbar haben sie schlichtweg zu viele Daten übertragen.

Mehrere tausend Kunden von O2 Mobilfunk schauen demnächst in die Röhre. Die Betreibergesellschaft Telefónica hat sie vor die Tür gesetzt. Offenbar haben sie ihren Tarif vor Ablauf der Mindestvertragslaufzeit schlichtweg zu stark ausgereizt.

Das Ganze ist merkwürdig, denn O2 gilt bundesweit als einer der ersten Netzbetreiber, der Tarife ohne Datenlimit anbietet. Dabei handelt es sich konkret um Verträge für das Mobilfunknetz mit Homespot-Tarifen im LTE- und 5G-Netz, die als Ersatz für einen DSL- oder TV-Kabel-Tarif gedient haben.

Flatrate oder doch keine bei O2 Mobilfunk?

Nach Angaben des News-Portals teltarif.de hat Telefónica um den 22. Mai herum mindestens 3.200 Kundinnen und Kunden ohne Angabe von Gründen gekündigt. O2 Mobilfunk bestätigte die verschickten Schreiben auf Anfrage der Kollegen. Zu der Frage, ob es sich bei den Betroffenen um sogenannte „Heavy User“ handelt, wollte man sich jedoch nicht äußern. Fest steht bislang nur, dass alle Personen einen Vertrag ohne Datenlimit abgeschlossen hatten.

Unlimited ist doch nicht grenzenlos?

Nach teltarif.de vorliegenden Informationen hat die Geschäftsführung von Telefónica sogar die Kundenbetreuer als auch die Fachhändler in den Ladenlokalen angewiesen, die bereits ausgesprochene Kündigung auf keinen Fall zurückzunehmen. Die Mitarbeiter sollen den Gekündigten zudem grundsätzlich keine unbefristeten Verträge mehr anbieten. Power-User, die während der Vertragslaufzeit besonders viele Daten transferiert haben, sollen sogar gesperrt werden. Ihnen will das Unternehmen, wenn überhaupt, nur noch Volumentarife geben.

Einzelne Kunden blieben verschont

Merkwürdigerweise betrifft die Kündigungswelle bislang nicht ausnahmslos alle Power-User. Nach unseren Informationen haben einzelne Hardcore-Nutzer trotz ihres exzessiven Surfverhaltens kein Kündigungsschreiben erhalten. O2 Mobilfunk hat den Vertrag sogar anstandslos verlängert, obwohl der Betreffende letzten Monat über 680 GB transferiert hat. Für diesen Nutzer kommt eine reguläre Kündigung jetzt zu spät. Bisher ist ungeklärt, ob Telefónica möglicherweise mit dem Versand der vielen Kündigungen im vorgegebenen Zeitrahmen überfordert war.

Leider werden sich die Betroffenen wohl nicht erfolgreich gegen den Rausschmiss wehren können. Im Anschluss an die Mindestvertragslaufzeit dürfen beide Vertragspartner den Vertrag kündigen. Laut Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sei das Vorgehen zwar absolut legal, „aber natürlich höchst kundenunfreundlich“.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.