WikiLeaks-Chefredakteur Julian Assange bestreitet, dass WikiLeaks von den Russen zugespielte Dokumente über US-Politiker veröffentlicht hat.
Schon seit längerem rätselt man, dass die russische Regierung bewusst Dokumente über US-Politiker an WikiLeaks weitergegeben haben könnte. Chefredakteur Julian Assange dementierte diese Vermutungen nun erneut. Gleichzeitig spekulierte er aber, es könne durchaus sein, dass die Russen Leaks an andere Medien gegeben haben.
Wikileaks: Kontroverse um Leaks über die Demokraten
Vor den Präsidentschaftswahlen in den USA hatte WikiLeaks eine ganze Reihe von inkriminierenden Dokumenten über die Demokraten und deren Kandidatin Hillary Clinton veröffentlicht. Kritiker spekulierten, Russland könnte den Transparenz-Aktivisten diese Dokumente zugespielt haben. Die Russen, so die Vermutung, wollten Clinton damit sabotieren und ihrem Gegner Donald Trump (Republikaner), über den keine Leaks erschienen, einen Vorteil verschaffen. Trump, der die Wahl schließlich gewann, ist Russland gegenüber wesentlich freundlicher eingestellt als Clinton. Andere Geheimdienst-Akteure vermuten, dass Russland mit seinem Hack der Democratic National Convention (DNC) lediglich Chaos in den USA stiften wollte.
Julian Assange dementierte solche Gerüchte immer wieder. WikiLeaks veröffentliche, was immer ihm zugespielt werde und dabei relevant und wahrscheinlich echt sei, so Assange. Er bestritt, Clinton persönlich schaden zu wollen. Ebenso wenig lasse sich WikiLeaks von Russland instrumentalisieren.
Assange: keine Dokumente von den Russen
In einem Radio-Interview bekräftigte Assange diese Haltung nun noch einmal. „Unsere Quelle ist nicht die russische Regierung,“ betonte er. Er erklärte sogar, WikiLeaks habe keinerlei Dokumente, die von staatlichen Akteuren – seien sie aus Russland oder anderen Ländern – stammten.
Assange erklärte, gehackte Dokumente der Demokraten, die den US-Medien „Gawker“ und „The Hill“ zugespielt worden seien, könnten durchaus von der russischen Regierung stammen. Deren Dokumente stammen von einem Hacker mit dem Pseudonym „Guccifer 2.0“. Dass dieser in Diensten der russischen Regierung steht, wird schon lange spekuliert. Bewiesen wurde es allerdings noch nicht – typisch für die Welt des Internets, in der es oftmals schwer ist, Akteure und ihre Auftraggeber richtig zuzuordnen. „Von wem diese [Leaks] stammen, wissen wir nicht,“ erklärte Assange, „Sie sehen ganz so aus, als seien sie von den Russen. Aber in mancher Hinsicht sehen sie sehr amateurhaft aus und sehen fast ein bisschen zu sehr nach den Russen aus.“
Der WikiLeaks-Chefredakteur ist aber nach eigenen Angaben optimistisch, dass die auf seiner Website veröffentlichten Dokumente nicht von „Guccifer“ stammen. Woran er das festmacht, erklärte er nicht genauer. Das könnte im Quellenschutz begründet sein. Schon die Aussage, dass WikiLeaks über keine Dokumente von staatlichen Akteuren verfügt, verletzt streng genommen schon die WikiLeaks-Tradition, niemals irgendwelche Kommentare zu Quellen abzugeben.
Tarnkappe.info