Frierende Europäerin wartet auf ihre in China bestellte Heizdecke (Symbolbild)
Frierende Europäerin wartet auf ihre in China bestellte Heizdecke (Symbolbild)
Bildquelle: IgorVetushko, Lizenz

Heizdecken: Produktion boomt in China – dank Putin und Europa

Die chinesische Halbleiterindustrie ist gerettet: Immer mehr Europäer greifen zur smarten Heizdecke. Denn heizen wird langsam echt teuer.

Infolge rasant steigender Energiepreise greifen immer mehr Europäer zur Heizdecke. Ganz zur Freude der chinesischen Halbleiterindustrie. Denn Decken können auch smart sein – und brauchen dafür Mikrochips. Doch es gibt noch einen anderen Markt, der langfristig weitaus lukrativer wäre.

Wenn das Heizen teuer wird, muss eben die Heizdecke her

Angesichts der drohenden Energiekrise in Europa, die mitunter auf die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zurückzuführen ist, decken sich immer mehr Europäer mit Heizdecken ein. Denn wenn Energiepreise rasant steigen, müssen sparsame Alternativen her. Und wie so häufig, wenn eine Branche boomt, gibt es dabei mindestens einen Gewinner.

Mit 62,8% machte die Heizung im Jahr 2020 einen Großteil des Energieverbrauchs europäischer Haushalte aus. Und Erdgas war bisher einer der wichtigsten Brennstoffe dafür. Doch mit Putins Ukraine-Invasion brach die wichtigste Quelle für billiges Erdgas in Europa weg. Ein rasanter Preisanstieg ist die Folge. Ein Umstand, der sich durch Hackerangriffe auf örtliche Energieversorger sicher nicht bessert.

Und das macht sich auch in China bemerkbar. Denn von Januar bis Juli stieg dort der Export von Heizdecken laut einem Bericht von JW Insights um stattliche 97% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Und das, obwohl chinesische Hersteller oftmals keinerlei Wert auf die von der EU geforderten Sicherheits- und Umweltschutzstandards legen.

Der chinesische Halbleitermarkt gewinnt

Das macht zumindest dem chinesischen Halbleitermarkt einen Funken Hoffnung. Denn während der Markt für Unterhaltungselektronik stark eingebrochen ist, kommen Mikrochips teilweise auch in Heizdecken zum Einsatz. Was wäre auch eine Heizdecke, die nicht smart ist? Einfach nur ein- und ausschalten wäre ja langweilig.

Und die nötigen Chips, um Sensoren auszulesen und darüber die Temperatur zu steuern sowie eine Bluetooth-Verbindung und Spracherkennung umzusetzen, haben keine hohen Leistungsanforderungen und können daher von den Chiplieferanten problemlos erfüllt werden.

Die Größenordnung ist für einige große IC-Firmen nicht sehr attraktiv, aber Heizdecken haben das Potenzial, intelligenter zu werden, z. B. durch bessere Anzeigemethoden, Mobiltelefonverbindung, Sprachsteuerung und andere Funktionen, die im mittleren bis oberen Marktsegment eingesetzt werden können„, erklärte ein leitender Angestellter eines chinesischen Unternehmens für Signalkettenchips.

Das Geschäft mit Heizdecken dürfte nur kurzfristiger Natur sein

Der führende chinesische Heizdeckenhersteller IRICO Group vermeldete am 27. September einen Anstieg seines Aktienkurses um 5,26 %. Damit erreichte er einen neuen Höchststand der letzten 21 Monate. Das Unternehmen gab jedoch an, dass es seine Produkte hauptsächlich in China verkaufe. Das Exportgeschäft befinde sich hingegen noch in der Anfangsphase.

Dennoch dürfte sich der Handel mit Heizdecken langfristig nicht rentieren, da diese das eigentliche Problem Europas nicht lösen können. Und wer erstmal eine Heizdecke besitzt, ersetzt diese auch wahrscheinlich nicht allzu schnell durch eine neue.

Lukrativere Aussichten gibt es stattdessen auf dem Markt für Energiespeicher. Denn auch wenn Europa den Ausbau erneuerbarer Energiequellen derzeit stark vorantreibt, bleibt die Energieversorgung damit lückenhaft. Wer eine Lösung dafür entwickelt, die aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugte Energie in großen Mengen effizient speichern und bei Bedarf wieder abrufen zu können, dürfte damit maßgeblich zur Beseitigung der Energiekrise beitragen und von einem langfristigen Wachstumspotenzial profitieren.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.