Mann mit Sicherheitsweste schaut in einen durch Kollision stark beschädigten Ford
Mann mit Sicherheitsweste schaut in einen durch Kollision stark beschädigten Ford
Bildquelle: JTeivans, Lizenz

Ford App schützt Passanten vor dem Tod durch Kollision

Eine Ford App soll Passanten durch eine Bluetooth-basierte Technologie vor unachtsamen Autofahrern schützen. Kann das funktionieren?

Eine neue Technologie auf Basis einer App, die per Bluetooth mit Fahrzeugen des Herstellers kommuniziert, soll laut Ford Fußgänger und Radfahrer vor Kollisionen schützen. Und auch wenn einige Modelle bereits über die nötige Technik verfügen, bleiben vorerst viele Fragen offen. Der reale Nutzen ist damit unklar.

Ford App schützt Fußgänger dank BLE vor unachtsamen Fahrern

Ford hat zusammen mit Commsignia, PSS, der Ohio State University, T-Mobile und Tome Software eine Bluetooth-basierte Technologie vorgestellt, anhand derer Fahrer in zukünftigen Fahrzeugen des Herstellers erkennen können sollen, ob sich ein Fußgänger oder Radfahrer in gefährlicher Nähe befindet, sodass ihn der Fahrer übersehen könnte. Leider erfordert diese Sicherheitsfunktion jedoch, dass der Passant ein BLE-fähiges (Bluetooth Low Energy) Smartphone samt einer von Ford entwickelten App in seiner Tasche mit sich führt. Denn diese muss das SYNC-Betriebssystem in den Fahrzeugen des Unternehmens über seinen Standort informieren.

„Wenn das Fahrzeug ein potenzielles Unfallrisiko berechnet, kann Ford SYNC® den Fahrer warnen, indem auf dem Bildschirm des Fahrzeugs Grafiken von Fußgängern, Radfahrern oder anderen Personen angezeigt werden und ein akustisches Warnsignal ertönt.“

Ford

Der reale Nutzen bleibt vorerst fraglich

Unklar bleibt jedoch, welche Daten genau Ford mit der App sammeln will und wofür diese letztendlich eingesetzt werden. Und auch wie präzise das System den Standort des Passanten ermitteln kann, ist noch ungewiss. Insbesondere da das Institute of Physics (IOP) im Jahr 2019 feststellte, dass die Genauigkeit von BLE bei größeren Entfernungen nicht besonders hoch ist.

Auf eine Distanz von 10 Metern lassen sich die Geräte demnach nur bis auf 7,81 Meter genau orten. Interessant wäre außerdem, ob das SYNC-Betriebssystem dem Fahrer daraufhin auch eine Handlungsempfehlung ausspricht, um in eine bestimmte Richtung auszuweichen. Gute Reflexe dürften hier jedenfalls von Vorteil sein, um noch möglichst viel Puffer für den Bremsweg zu haben. Aber vielleicht warnt die Ford App ja auch zeitgleich den Fußgänger, sodass dieser bei Bedarf einen Schritt zurücktreten kann.

Viele Fahrzeuge sind bereits ausgerüstet

Laut Ford sind viele neue Modelle des Herstellers bereits mit der nötigen Hardware ausgestattet, um das neuartige Kollisionsvermeidungssystem zu nutzen und mit der App zu kommunizieren. „Neuere Ford-Fahrzeuge, die bereits mit der Ford Co-Pilot360-Technologie ausgestattet sind, können Fußgänger, Radfahrer, Rollerfahrer und andere Verkehrsteilnehmer erkennen und warnen – und sogar bremsen, wenn der Fahrer nicht rechtzeitig reagiert„, verkündete der Executive Director Jim Buczkowski.

„Wir erforschen jetzt Möglichkeiten, die Fahrzeugsensorik auf Bereiche auszuweiten, die der Fahrer nicht sehen kann, um den Menschen zu helfen, noch sicherer auf Straßen zu fahren, die zunehmend von anderen Menschen auf zwei Beinen oder zwei Rädern genutzt werden.“

Jim Buczkowski

Lohnt sich die lebensrettende App von Ford?

Wer also grundsätzlich nicht daran interessiert ist, von einem Ford überfahren zu werden, könnte die Installation dieser App durchaus einmal in Erwägung ziehen. Fraglich bleibt jedoch, wie andere Fahrzeughersteller damit umgehen.

Es ist denkbar, dass Speicher- und Akkukapazitäten in Smartphones durch diese Technik zu einem enorm knappen Gut verkommen. Zumindest wenn in Zukunft jeder Fahrzeughersteller seine eigene App bereitstellt, die Fußgänger vor dem Tod durch unachtsame Fahrer schützen soll. Man denke dabei auch an Transport- und Baufahrzeuge sowie Gabelstapler. Diese verbuchen sicher keinen unerheblichen Anteil der jährlichen Todesfälle auf ihr Konto.

Nun gut, das Problem mit den Akkus bekommen wir ja dank der zahlreichen Schalentiere demnächst in den Griff. Aber wer sich dieser Tage ein neues Smartphone kaufen will, sollte vielleicht sicherheitshalber schon mal zur größeren Speicherkonfiguration greifen.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.