Google Chrome im Abseits
Google Chrome im Abseits
Bildquelle: ChatGPT

Google Chrome im Abseits, doch was sind die Alternativen?

Google Chrome manövriert sich ins Abseits, weil man nun das Ad-Blocking stark einschränkt. Doch welcher Browser bietet sich stattdessen an?

Dieser Browser war lange der Quasi-Standard, wenn man sich nicht um irgendetwas kümmern wollte: Webbrowser installiert und los ging’s. Inzwischen bestimmt Google jedoch die Regeln für den Großteil der Browserwelt. Wer das nicht realisiert hat, hat das letzte Jahrzehnt im Internet komplett verschlafen. Jetzt manövriert sich Google Chrome ins Abseits, denn wir sollen die ganze Werbung im WWW über uns ergehen lassen.

Wenn man Chrome und die dahinterstehende Datenkrake meiden will, dann sollte man es richtig machen. Nicht halbherzig, weil man denkt, man mache ja etwas dagegen, sondern richtig oder gar nicht. Es geht nicht um das tolle Icon, das sagt: „Ich bin dein toller Browser”, sondern um den Unterbau. Und der heißt nun einmal Chromium.

Der massivste Einschnitt kam erst dieses Jahr zum Vorschein

Manifest V2, bei dem viele einfach an irgendwelchen Code denken, der kaum Relevanz hat. In der Realität ist es aber genau die Variable, die in deinem Browser darüber entscheidet, wie gut du dich gegen Werbemüll, Tracking und jeglichen Mist von Drittanbietern wehren kannst.

Chrome hat Manifest V2 abgeschaltet, da beißt die Maus keinen Faden ab. Das ist einfach so. Google macht die Regeln, und sie haben beschlossen, dass wir den Endkunden zu viele Freiheiten gegeben haben, was das Blocken von Werbung angeht. Da wir unser Geld zu 90 % mit Werbung verdienen, beschneiden wir einfach deren Möglichkeiten. Das betrifft auch Erweiterungen, die sich bisher zuverlässig um Online-Werbung kümmern durften, es jetzt aber nicht mehr sollen.

Der Datenkraken
Egal ob Google oder die KI-Anbieter, eine Datenkrake ist so schlimm wie die anderen!

Wer jetzt denkt, das betreffe nur Googles hauseigenen Browser, der irrt sich gewaltig. Es betrifft alle Browser, die für ihren Unterbau Chromium nutzen. Auf Chromium basieren unter anderem: Brave, Opera, Vivaldi, Edge als auch einige auf Datenschutz spezialisierte Ausfertigungen, wie der Ungoogled Chromium und weitere Forks wie die Browser von Samsung, Yandex & Co. Google entwickelt Chromium als FOSS-Browser, aber am Ende ist es ein vergiftetes Geschenk. Machen wir uns bitte nichts vor. Google hatte nie vor, etwas zu verschenken.

KI-Browser: große Versprechen, schlechte Treffer

Jetzt kommt die nächste Welle an Browsern und macht die Sache noch delikater. Browser, die nicht nur anzeigen, sondern gleich an allem mitarbeiten wollen. Zusammenfassen, klicken, ausfüllen, erledigen. Das funktioniert nur, wenn der Browser tief in allen Profilen und Accounts verankert ist und alles sieht, was du offen hast, was du planst und wie du vielleicht weiter vorgehen möchtest. Ein Horrorszenario, weil wirklich jede Online-Aktivität auch an den Browser-Hersteller übertragen wird.

Perplexity Comet ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell das aus dem Ruder laufen kann. Die Idee ist klar: KI als typisches Aushängeschild und natürlich die angeblich gesteigerte Produktivität als Argument. Das Problem ist die Praxis. Sicherheitsanalysen zeigen, wie leicht sich ein solcher Browser mit KI-Agent manipulieren lässt, wenn er Anweisungen aus dem Internet erhält und die erhaltenen Informationen sowie angebliche Aufgaben fehlinterpretiert.

comet

OpenAI Atlas ist nicht „ChatGPT als Tab“, sondern der Versuch, den Browser selbst zur ChatGPT-Oberfläche zu machen. Du surfst nicht neben dem LLM-Modell, sondern durch das Modell. Der „Agent Mode“ ist dabei nicht nur eine Dekoration, sondern das Hauptargument für den Browser. Der Assistent soll nicht nur lesen, sondern auch verstehen und handeln. Wenn ein solches System bereits bei simplen Details ins Stolpern gerät, ist das Chaos vorprogrammiert. Im Browser genügt ein falscher Klick, ein falsches Formular oder eine falsche Freigabe. Bei einem KI-Browser ist es eine Fehlinterpretation eines Prompts.

Parallel dazu schiebt Google ein eigenes KI-Modell direkt in den Browser. Gemini in Chrome kann kontextbasiert mit offenen Tabs interagieren. Hinzu kommen Experimente wie Disco, bei denen Tabs zu KI-generierten Aufgabenflächen werden. Das ist nicht „ein Feature“, das ist die Richtung, in die Google uns zu drängen versucht. Google Chrome drängt ins Abseits. Wer trotzdem dabei bleibt, muss die katastrophale Entwicklung früher oder später schlucken.

DuckDuckGo: nette Idee, aber keine Alternative

Der Browser von DuckDuckGo fühlt sich zunächst wie der perfekte Gegenentwurf an. Weniger Tracking, weniger Ballast, fertig. Unter Windows besitzt der Browser aber keinen eigenen Unterbau. DuckDuckGo hängt an WebView2, also am Chromium-Blink-Kram, den Microsoft sowieso bei seinem Betriebssystem mitliefert und den leider viele Programme auch für ihre Benutzeroberflächen unter Windows nutzen. Das schreiben sie auch selbst.

Das heißt: Wenn man Microsofts Chromium meiden möchte, ist auch DuckDuckGo keine Alternative – die Verpackung und das Logo sehen nur anders aus.

Firefox verwendet mittlerweile auch eine KI

Firefox ist 2025 nicht mehr die ach so schöne, KI-freie Insel, als die es gerne angesehen wird. Die Mozilla Foundation baut inzwischen auch solche Dinge ein, was viele zurecht nervt. Der Unterschied ist, dass du es heute noch abschalten und ausblenden kannst, statt die Kröte schlucken zu müssen. Der KI-Chatbot in der Sidebar ist zum Glück nur eine Option und keine Pflicht.

Der neue Kurs soll Firefox auch in die Richtung KI-Browser schieben. Nach dem Backlash verspricht Mozilla wenigstens einen harten Schalter, einen Kill-Switch, der den gesamten KI-Kram komplett entfernt. Das erste Quartal 2026 ist das Ziel.

Wenn du einfach nur einen Browser willst, der funktioniert, ohne ständig an sich selbst herumzudoktern, nimm Firefox ESR. Weniger Wechsel, trotzdem Sicherheitsupdates.

Waterfox

Waterfox, wenn du den KI-Schalter gar nicht erst sehen willst

Wenn du den KI-Schalter gar nicht erst sehen willst, wirst du früher oder später bei Waterfox landen. Wenn dich nämlich schon die Idee nervt, dass ein Browser überhaupt einen KI-Schalter zum An- oder Abschalten braucht, dann ist Waterfox der perfekte Browser für dich, bis Mozilla bei Firefox die Option eingebaut hat, jeglichen KI-„Mist” zu entfernen. Waterfox positioniert sich gerade aufgrund seiner KI-Losigkeit sehr prominent gegenüber den anderen Browsern. Der Maintainer sagt es ohne Umschweife. Er will keine LLMs im Browser, Punkt aus, fertig!

Das ist keine „abschaltbare“ Geschichte, sondern eine klare Abgrenzung. Für alle, die Firefox mögen, aber die Richtung, die Mozilla einschlägt, nicht mehr mitgehen wollen, steht mit Waterfox zumindest eine Alternative bereit.

pale moon
Mit Pale Moon kann man dem Chrome Imperium entkommen. Spaß macht die Nutzung aber nicht.

Pale Moon, Oldie but Goldie

Pale Moon ist eine andere Möglichkeit für alle, die alte Add-ons nutzen möchten, aber auch bereit sind den Preis dafür zu zahlen. Das Team nutzt einen eigenen Kurs, ein eigenes Add-on-Ökosystem, bewusst abseits von dem, was aus Firefox geworden ist. Doch das ist auch der Haken an der Sache: Es gibt nur wenige kompatible Add-ons, da Firefox bei den Add-ons auf Web-Extensions setzt.

Wenn du bewusst in diese ältere Add-on-Welt zurückwillst, kann ein Umstieg sinnvoll sein. Als einfacher Ersatz für Firefox oder Chrome ist Pale Moon zu sperrig und passt nicht mehr zu den aktuellen Gegebenheiten, besonders nicht, was den Bedarf an aktuellen Add-ons für den Browser angeht.

Fazit: Das Problem heißt Chromium

Google Chrome ist mehr als nur ein Browser. Chromium ist nicht nur eine Grundlage. Wer die Kontrolle darüber behalten will, wie er das Web sehen kann, sollte beide meiden. Nicht als Lifestyle oder als Gegenbewegung, sondern aus Prinzip.

Firefox ist der pragmatische Ausstieg, weil er nicht Teil dieser chromiumbasierten Seuche ist – auch wenn Mozilla inzwischen die KI selbst einbaut. Neu ist zumindest die Ankündigung nach einem Shitstorm aus der Community, dass es einen echten Kill Switch geben soll, der die Software komplett deinstalliert. Waterfox ist die Option für alle, die die Debatte gar nicht erst führen wollen und einfach einen Browser haben möchten, der sie nicht abhängig macht. Pale Moon ist das genaue Gegenteil. Es wirkt alt, überholt, ist aber stabil. Der Browser ist meiner Meinung nach etwas eingerostet und nicht mehr wirklich zeitgemäß, weil er nur wenig Add-on-Support hat. Aber mit einigen Kompromissen in dieser Hinsicht könnte es ein stabiler Zeitgenosse sein.

Google Chrome im Abseits – nicht nur für Datenschützer!

Und der Rest – Arc, Comet, Brave, Edge und der ganze Rest der Chromium-Browser. Das ist am Ende nur im ersten Moment etwas Schönes, Einfaches und Tolles, bis man die nächste Kröte fressen muss, die Google einem vorwirft. „Friss oder stirb” ist das Motto des neuen Internets von Googles Gnaden, wenn man sich keine Alternative sucht und über die eigene Wohlfühlzone hinausgeht. Doch wird das dafür sorgen, dass weniger Menschen diesen Browser nutzen werden? Wahrscheinlich nicht. Oder was meint ihr?