Ein trauriger KI-Chatbot, der seine Urheberrechte verletzt sieht (Symbolbild)
Ein trauriger KI-Chatbot, der seine Urheberrechte verletzt sieht (Symbolbild)
Bildquelle: sarah5, Lizenz

DMCA-Abmahnung an Google: OpenAI nimmt ChatGPT in Schutz

Eine Person, die sich "OpenAI" nennt, hat bei Google per DMCA-Abmahnung die Entfernung einiger ChatGPT-bezogener Links angefordert.

Ein Absender mit dem Namen “OpenAI” hat eine DMCA-Meldung an Google übermittelt, mit der er ein paar Links, die angeblich seine Rechte an ChatGPT verletzen, aus den Suchergebnissen verschwinden lassen will. Der KI-Chatbot selbst ist sich sicher, nichts damit zu tun zu haben. Aber zumindest bietet er Anwendern, die ihre Urheberrechte verteidigen wollen, seine Hilfe an.

OpenAI” sendet DMCA-Abmahnung an Google

Die Frage, wie sich der Einsatz künstlicher Intelligenz mit unserem Urheberrecht vereinbaren lässt, hat in den letzten Monaten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Denn KI-Tools sind auf ein umfassendes Training mit möglichst vielen Daten angewiesen. Und so manch ein Entwickler hat dafür schon alles abgegrast, was er im freien Internet finden konnte.

Folglich mutet es etwas kurios an, wenn eines dieser KI-Unternehmen plötzlich seine eigenen Urheberrechte zu verteidigen sucht. Doch genau das hat ein Absender mit dem Namen “OpenAI” durch eine an Google übermittelte DMCA-Abmahnung, mit der er versucht, seine Rechte an dem beliebten KI-Chatbot ChatGPT durchzusetzen, kürzlich getan.

Apps und Guides, die Urheberrechte von ChatGPT verletzen?

Der an Google gerichtete DMCA-Takedown-Request zielt auf mehrere ChatGPT-bezogene Links ab. Darunter eine nicht mehr verfügbare Android-App mit dem Namen “ChatGod” sowie die iOS-Anwendung “Chat AI Pro” aus dem App Store von Apple.

Darüber hinaus beanstandet der Absender der Abmahnung noch zwei vermeintliche Download-Seiten für eine ChatGPT-App bzw. -APK sowie einen Bericht von pcguide.com. Letzterer erklärt jedoch lediglich, wofür der beliebte Chatbot überhaupt da ist und liefert einige Informationen dazu.

An Google übermittelter DMCA-Takedown-Request von OpenAI
An Google übermittelter DMCA-Takedown-Request von OpenAI (Quelle: Screenshot)

Wie TorrentFreak berichtet, tauchte schon im Dezember eine ähnliche DMCA-Meldung bei Google auf. Diese nahm das GitHub-Repository eines KI-Schreibprogramms ins Visier. Da der letzte Buchstabe des Absenders “OpenAi” in diesem Fall jedoch klein geschrieben war, ist davon auszugehen, dass damals eine andere Person dahinter steckte.

Ein Missbrauch des DMCA-Systems von Google ist denkbar

Ob der echte ChatGPT-Entwickler OpenAI überhaupt in einem dieser Fälle seine Finger im Spiel hatte, bleibt ohnehin fraglich. Das wäre gewiss nicht das erste Mal, dass eine unbefugte Person sich als Rechteinhaber ausgibt und in dessen Namen einen DMCA-Takedown bei der beliebten Suchmaschine anfordert.

Weder der Suchmaschinengigant noch OpenAI haben sich bisher dazu geäußert. Da die gemeldeten URLs jedoch laut TorrentFreak nicht aus den Suchergebnissen verschwunden sind, scheint Google von der Rechtmäßigkeit der DMCA-Meldung nicht sonderlich überzeugt zu sein.

Was sagt eigentlich ChatGPT dazu?

Da Ernesto Van der Sar, der Autor des TorrentFreak-Beitrages, von den beiden Unternehmen keine Antwort erhielt, entschied er sich, ChatGPT um eine Stellungnahme zu bitten. Wie kaum anders zu erwarten war, hatte der Chatbot natürlich keine genauen Informationen zu diesem Sachverhalt.

Er hielt es jedoch generell für möglich, “dass OpenAI in der Vergangenheit DMCA-Anfragen an Google geschickt hat”. Schließlich sei “dies ein üblicher rechtlicher Mechanismus, um die Entfernung von urheberrechtlich geschütztem Material aus den Suchergebnissen zu verlangen”.

Ferner konnte ChatGPT immerhin ausschließen, dass er selbst den DMCA-Takedown-Request an Google übermittelt hat. Schließlich verfüge der KI-Chatbot nicht über die nötige Befugnis, um rechtliche Schritte dieser Art einzuleiten.

Dennoch könne er den Prozess zumindest unterstützen, indem er ein entsprechendes Musterschreiben für die Abmahnung formuliert. Und genau das lieferte er dann auch. Wer sich den Chatverlauf im Detail ansehen möchte, findet diesen am Ende des TorrentFreak-Berichts.

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Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.