Mann vor einem Notebook mit bunten Zetteln im Gesicht
Mann vor einem Notebook mit bunten Zetteln im Gesicht
Bildquelle: Elnur_, Lizenz

Confluence: Wiki-Autoren seit 16 Jahren nicht änderbar

Atlassians Wiki-Software Confluence erlaubt bisher keine Änderung des Autors eines Dokuments. Ein Ticket gibt es dafür schon sehr lange.

Autoren von Wiki-Einträgen bleiben in Atlassians Enterprise-Wiki-Software Confluence auf ewig erhalten, selbst wenn sie gar nicht mehr existieren. Der Feature Request, der eine Änderung herbeiführen soll, steht seit 16 Jahren offen. Ein Unternehmenssprecher klärt über die Prioritäten auf.

Selbst tote Arbeitskollegen bleiben dank Confluence in Erinnerung

Wie The Register berichtet, gibt es einen 16 Jahre alten und noch immer nicht bearbeiteten Feature Request für Confluence-Wikis, der die einfache Änderung des Autors eines Dokuments erlauben soll. Der Antrag mit der Bezeichnung CONFCLOUD-7247 stammt vom 1. November 2006 und möchte mit regelmäßig auftretender Verwirrung der Confluence-Benutzer aufräumen.

Denn den Autor eines Eintrags nicht ändern zu können, hat einige gravierende Nachteile. So gehen viele Anwender davon aus, dass die verknüpfte Person der ideale Ansprechpartner für Rückfragen zu dem Dokument sei. Doch leider kommt es immer wieder vor, dass diese Person gar nicht mehr im Unternehmen arbeitet oder gar verstorben ist.

Confluence Logo
Confluence Logo / Quelle: Wikipedia

Der Kommentator „Dani Del Amor“ fand im vergangenen Februar sehr passende Worte für die aktuelle Regelung:

„Es ist lächerlich, auf jeder Seite das Bild und den Namen einer Person zu sehen, die das Unternehmen vor vielen Jahren verlassen hat. Ich kann mir sogar vorstellen, dass einige Leute das Bild von Teamkollegen sehen müssen, die in all den Jahren verstorben sind, und das bricht mir das Herz. Das ist inakzeptabel.“

Dani Del Amor

Aber auch beim Import von Inhalten in Confluence wird immer automatisch derjenige Nutzer zum verewigten Autor ernannt, der die Dokumente hinzugefügt hat. Nicht selten trifft dies Administratoren, die mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun haben.

Atlassian räumt dem hoch komplexen Feature keine Priorität ein – oder doch?

Auf Rückfrage von The Register antwortete ein Unternehmenssprecher von Atlassian mit folgenden Worten:

„Wie bei jedem Softwareprodukt können wir nicht alles auf einmal entwickeln. Jedes Quartal bringt schwierige Entscheidungen über die Priorisierung der Entwicklung mit sich, basierend auf der Auswirkung auf die Kunden und dem Aufwand, der für die Entwicklung dieser Funktionalität erforderlich ist.“

Weiterhin behauptet der Sprecher, die Implementierung dieser Änderung sei nicht so einfach, wie sie aussehe. Denn der Autor eines Dokuments habe in Confluence „Auswirkungen auf die Seiteneigenschaften, Benachrichtigungen und auch auf die Sicherheit und die Einhaltung von Vorschriften„.

Demnach hat das Feature in den letzten 16 Jahren keinerlei hohe Priorität bekommen, oder es ist einfach zu schwer zu realisieren. „Was das spezifische Problem des Änderns des Autors auf einer Confluence-Seite angeht, so hat unsere Bewertung des Aufwands im Vergleich zum Wert für die Kunden dies auf der Prioritätenliste nach unten verschoben„, gestand der Sprecher ein.

Dabei teilte die Atlassian-Mitarbeiterin Divya Sriram beim letzten Status-Update im Januar 2022 noch mit, dass die Möglichkeit, den Autor einer Confluence-Seite zu ändern, auf der Prioritätenliste des Teams stehe. Ein Widerspruch? Nein, nicht ganz. Denn zu der genauen Position auf der Liste verlor sie kein Wort. Aber die kennen wir ja nun.

„Derzeit konzentrieren wir uns auf die Verbesserung der Tabellenformatierung und der Leistung von Confluence-Cloud-Seiten – Probleme, die ebenfalls eine große Anzahl von Benutzern betreffen.“

Divya Sriram

Bleibt nur zu hoffen, dass sich nicht demnächst auch noch kritische Sicherheitslücken dazu gesellen.

Tarnkappe.info

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.