Laut einer neuen DCA-Studie verteilen 80% aller Piratenseiten durch Werbeanzeigen Malware an ihre Besucher. Ransomware-Angriffe inklusive.
80% aller Piratenseiten verteilen Malware über ihre Anzeigen, wie eine neue DCA-Studie zeigt. Um das zu ermitteln, setzten sich die Forscher freiwillig zahlreichen Ransomware-Angriffen aus. Doch frühere Studien kamen teilweise zu völlig anderen Ergebnissen.
Vier von fünf Piratenseiten verbreiten Malware unter ihren Besuchern
Laut einer neuen Studie von der Digital Citizens Alliance (DCA) sind 12% aller Anzeigen auf Piratenseiten mit Malware verbunden. Die in Zusammenarbeit mit dem Experten für Piraterie-Werbung White Bullet und dem Cybersicherheitsunternehmen Unit 221B ermittelten Forschungsergebnisse zeigen außerdem, dass fast 80% der untersuchten Webseiten mindestens eine Malware-Anzeige schalten.
„Piraterie-Anbieter locken Nutzer auf ihre Websites, indem sie ihnen ‚kostenlose Inhalte‘ anbieten. Dazu gehören die neuesten Filme, Musik und Fernsehsendungen. Sobald sie auf die Piraterieseite gelangen, werden die Nutzer einer Flut von bösartiger Werbung ausgesetzt […], die Angstmacherei und andere Täuschungen einsetzt, um die Nutzer zum Anklicken zu verleiten. Der verhängnisvolle Klick aktiviert dann eine versteckte Malware, die den Computer des Nutzers infiziert.“
Forschungsbericht der DCA
Um die Bedrohung durch derartige Anzeigen zu untermauern, beschreiben die Forscher in ihrem Bericht mit dem Titel „Unholy Triangle“ detailliert, wie sie nach dem Besuch von einer der Piraterieseiten Opfer eines Ransomware-Angriffs wurden.
„Mit nur wenigen Klicks auf einer Piraten-Website wurden die Ermittler Opfer einer Ransomware-Attacke, die ihre Computerdateien verschlüsselte. Die Kriminellen verlangten eine Zahlung, um sie zu entsperren. Diese Cyber-Bedrohung wurde auf mehreren Piraten-Websites beobachtet.“
Forschungsbericht der DCA
Selbstverständlich waren die Forscher auf diese Situation vorbereitet. Durch den Einsatz virtueller Maschinen blieben sie von ernst zu nehmenden Schäden verschont. Normale Anwender im echten Leben treffen jedoch selten derartige Sicherheitsvorkehrungen. Daher warnen die Forscher auch ausdrücklich vor dem Besuch von Piratenseiten.
Ältere Studien zeigten noch höheren Verbreitungsgrad für Malware auf Piratenseiten
Wie TorrentFreak berichtet, gab es zuvor bereits andere Studien, die den Anteil von Piratenseiten mit Malware verseuchter Werbung noch höher sahen. Als Beispiel führt der Bericht eine vom Industry Trust for Intellectual Property Awareness im Jahr 2014 durchgeführte Studie an. Diese stellte heraus, dass „90 % der am häufigsten genutzten Websites für Film- und Fernsehpiraterie Malware oder Kreditkartenbetrug enthielten.„
Und auch Webroot habe laut einem Bericht erst vor wenigen Wochen ermittelt, dass 90% der meistgenutzten illegalen Streaming-Seiten riskante Inhalte verbreiten. Dabei sei jedoch zu beachten, dass aufgrund unterschiedlicher Forschungsmethoden die Ergebnisse nicht direkt miteinander vergleichbar seien.
Auch wir berichteten bereits 2018 von einer Studie der Carnegie Mellon University, die einen genaueren Blick auf Piratenseiten warf. Dabei stellte sich heraus, dass „eine Verdopplung der Zeit, die auf Piraterieseiten verbracht wird, auch die Wahrscheinlichkeit, Malware zu erhalten, um rund 20 Prozent“ erhöht.
EU-Forscher kamen zu völlig anderen Ergebnissen
Ein wesentlich weniger brisantes Bild zeichnete eine vom EU-Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) ebenfalls im Jahr 2018 durchgeführte Studie. Die Untersuchungen dehnten sich damals auf mehrere EU-Länder aus und bezogen mehr als 1.000 Domains von Piratenseiten mit ein. Die Forscher „fanden heraus, dass weniger als 10% dieser Websites mit bösartigen Inhalten verlinkt waren„.
„Gegenwärtig werden mutmaßlich urheberrechtsverletzende Websites und Streaming-Dienste in der Regel nicht als dominante Quellen für die Verbreitung von Malware oder anderer unerwünschter Software angesehen„, schlussfolgerten die EU-Forscher damals.
Der Hauptzweck des neuen DCA-Berichts scheint laut TorrentFreak nicht darin zu liegen, die breite Öffentlichkeit zu warnen. Stattdessen wolle man eher die Behörden alarmieren, damit sie gegen Piratenseiten vorgehen. Das sei zumindest augenscheinlich das, was die Autoren zu erreichen hoffen, da sie das Justizministerium und die FTC in ihrem Bericht zum Handeln auffordern.
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