Tim Hortons
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Bildquelle: oasisamuel, Lizenz

Tim Hortons bietet ausspionierten Kunden gratis Kaffee und Donut

Tim Hortons bot seinen Kunden im Rahmen eines Vergleiches einen kostenlosen Kaffee und Donut an, um Ansprüche wegen Trackings beizulegen.

Tim Hortons schlug einen Vergleich vor, um das Ausspionieren seiner Kunden wiedergutzumachen. Somit bot die kanadische Kaffee- und Donut-Kette den Betroffenen lediglich kostenlosen Kaffee und Backwaren als Rückerstattung zu Sammelklagen an. Vorher wurde bekannt, dass das Unternehmen seine App-Benutzer über ein Jahr lang getrackt hat, berichtete Vice.

Konkret schlug Tim Hortons im Rahmen eines Vergleichs vor, berechtigten Kunden in Kanada eine kostenlose Tasse Kaffee samt einen Donut anzubieten. Damit wollen sie vier Sammelklagen beilegen. Über die Tim-Hortons-App war es dem Unternehmen möglich, die Standortdaten von Benutzern ohne deren Zustimmung mehr als ein Jahr lang zu verfolgen. Zuvor hatte die kanadische Datenschutzbehörde festgestellt, die App sammle „riesige Mengen sensibler Standortdaten“. Der Vergleich bedarf nun noch der Zustimmung des Gerichts.

Daten fanden Verwendung zur Trend-Analyse von Unternehmens-Geschäften

In einer E-Mail hat Tim Hortons bereits betroffene User über die Klage informiert. Diese seien damit berechtigt, ein kostenloses Getränk im Wert von 6,19 kanadischen Dollar und den gratis Donut im Wert von 2,39 CAD abzuholen. Gleichfalls sagte das Unternehmen zu, dass es alle gesammelten Geolokalisierungsdaten, löschen wird. Den Drittanbieter Radar Labs wird es anweisen, dasselbe zu tun. Die in Toronto ansässige Restaurantkette führte an, die Informationen aggregiert und anonymisiert für eine Nutzungstrendanalyse verwendet zu haben.

Wie The Register berichtete, ging die Tim Hortons-App 2017 an den Start. Sie wurde bis Juli 2020 fast 10 Millionen Mal heruntergeladen. Allein in den vergangenen Monaten haben die App etwa 1.600.000 Menschen aktiv genutzt. Nach dem Hinzufügen des Radar-SDK zur App im Mai 2019 sammelte sie, je nach App-Version, alle 2,5 oder 6 Minuten genaue GPS-Standortkoordinaten und zugehörige Daten, wie Zeitstempel.

Tim Hortons Angebots-Preis für ein Jahr Kundentracking: einen gratis Kaffee nebst Donut

Gemäß einer Untersuchung der kanadischen Regierung hat die von der Restaurantkette veröffentlichte mobile App von Mai 2019 bis August 2020 Kunden ständig überwacht. Sie hat demgemäß deren Standortdaten ohne gültige Zustimmung erfasst. Laut den kanadischen Aufsichtsbehörden, verstoße die Datenerhebung von Tim Hortons damit gegen kanadisches Recht.

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In einem, Anfang Juni veröffentlichten Bericht, fasste dazu das Büro des Datenschutzbeauftragten (OPC) von Kanada und die Datenschutzbeauftragten aus drei Provinzen – Alberta, British Columbia und Quebec – die Ergebnisse ihrer Untersuchung zusammen. Das Dokument enthüllte, dass die Tim Hortons-App alle paar Minuten Standortdaten erfasste, selbst wenn sie nur im Hintergrund lief.

„Wir haben festgestellt, dass Tim Hortons im Mai 2019 aktualisierte Versionen seiner App veröffentlicht hat. Mit Unterstützung eines US-Drittanbieters („Radar“) war es so möglich, den Standort der Geräte der Benutzer zu verfolgen und zu erfassen. […] Das Ziel der Datenerfassung war es: (i) den Standort des Hauses eines Benutzers abzuleiten sowie den Arbeitsort und wann sie unterwegs waren; und (ii) festzustellen, wann der Benutzer einen Konkurrenten von Tim Hortons besuchte.“

Datenschutzbeauftragter unterstreicht Notwendigkeit strenger Datenschutzgesetze

Daniel Therrien, der Datenschutzbeauftragte von Kanada, führte in einer Erklärung aus:

„Tim Hortons hat eindeutig die Grenze überschritten, indem er eine riesige Menge hochsensibler Informationen über seine Kunden gesammelt hat. Jeden Tag alle paar Minuten den Bewegungen der Menschen zu folgen, war eindeutig eine unangemessene Form der Überwachung. Dieser Fall unterstreicht einmal mehr die Schäden, die durch schlecht konzipierte Technologien entstehen können. Daraus resultiert die Notwendigkeit strenger Datenschutzgesetze zum Schutz der Rechte der Kanadier. […] Es ist wichtig zu betonen, dass die in den Sammelklagen erhobenen Anschuldigungen vor Gericht nicht bewiesen wurden. Der Vergleich ist zudem kein Eingeständnis eines Fehlverhaltens.“

Tim Hortons zeigt sich zuversichtlich

Tim Hortons hingegen war erfeut, eine Lösung präsentiert zu haben. Gegenüber Motherboard gab das Unternehmen dementsprechend an:

„Wir freuen uns, dass wir in den vier Sammelklagen in Quebec, British Columbia und Ontario, vorbehaltlich der Genehmigung durch das Gericht, einen Vergleichsvorschlag erzielt haben. Als Teil der vorgeschlagenen Vergleichsvereinbarung erhalten berechtigte App-Benutzer ein kostenloses Heißgetränk und ein kostenloses Gebäck. Alle Parteien sind sich einig, dass dies eine faire Einigung ist. Wir sehen der Entscheidung des Obersten Gerichts von Quebec zu dem Vorschlag erwartungsvoll entgegen. Wir sind zuversichtlich, dass die Gerichte in British Columbia und Ontario die Einigung anerkennen werden, sobald das Gericht in Quebec dem Vergleich zugestimmt hat.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.