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Bildquelle: Neeva Blog

Neeva – kostenpflichtige Suchmaschine geht am 2. Juni vom Netz

Die kostenpflichtige Google-Anternative Neeva konnte sich nicht durchsetzen. Das Geschäftsmodell ist schlicht und ergreifend gescheitert.

Anfang 2021 nahm die Firma Neeva ihre Geschäfte auf. Gegründet wurde es von ehemaligen Google-Mitarbeitern. Die Suchmaschine galt unter Experten als sehr gut. Doch das allein reichte nicht um dauerhaft zu überleben. Die Neeva-Gründer Sridhar Ramaswamy und Vivek Raghunathan mussten in ihrer Abschiedsbotschaft zugeben, dass sie die Herausforderung unterschätzt hatten, die Menschen dazu zu bringen, plötzlich Geld für etwas zu bezahlen, das es überall umsonst gibt.

Suchmaschine ohne funktionierendes Geschäftsmodell

Sie teilten in ihrem Blogposting Folgendes mit. „Wir haben festgestellt, dass es eine Sache ist, eine Suchmaschine zu entwickeln, und eine ganz andere, die normalen Nutzer von der Notwendigkeit zu überzeugen, zu einer besseren Wahl zu wechseln.“ In den USA kostete die Nutzung von Neeva 4,95 Dollar pro Monat. Schon seit Mai 2022 ist die Suchmaschine auch für europäische Nutzer zugänglich, aber das wird bald der Vergangenheit angehören.

Der ursprüngliche Plan war, eine Suchmaschine zu betreiben, die die Interessen der Nutzer und nicht die der Werbetreibenden in den Vordergrund stellt. Neeva war frei von jeglichen Trackern und frei von Werbung.

Es war einmal: Einführung von neeva in Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

David Neeva mit 50 Mitarbeitern vs. Goliath Google

Die beiden Neeva-Gründer mussten auch feststellen, wie schwer es ist, mit einem vergleichsweise kleinen Team von 50 Leuten einen Giganten wie Google anzugreifen. Doch letztlich scheiterte ihr Vorhaben nicht an der Technik, sondern an der Menge zahlender Kunden.

„Auf dieser Reise haben wir aber auch gelernt, dass es eine Sache ist, eine Suchmaschine zu entwickeln. Und eine ganz andere, den normalen Nutzer davon zu überzeugen, dass er zu einer besseren Alternative wechseln muss.“ Kaum jemand wollte eine neue Suchmaschine ausprobieren, und noch weniger waren bereit, für etwas zu bezahlen, das es überall umsonst gab. Dass man bei Bing, Google & Co. mit seinen Daten bezahlt, ist den meisten Surfern auch 10 Jahre nach den Snowden-Enthüllungen egal, Hauptsache es kostet nichts.

Geiz ist geil, damals wie heute

Am 2. Juni ist endgültig Schluss mit der Suchmaschine Neeva. In der Vergangenheit haben sich die Mitarbeiter intensiv mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt, um so zu besseren Suchergebnissen zu gelangen. Künftig will man sich wohl primär auf KI-Systeme wie das eigene Sprachmodell Neeva AI konzentrieren, das man derzeit entwickelt.

Datenbankspezialist Snowflake will Neeva kaufen

Der Datenbankspezialist Snowflake sei am Kauf des Unternehmens interessiert, berichtet theinformation.com. Neeva wollte einst die Vormachtstellung des Quasi-Monopolisten Google herausfordern, um selbst eine bessere Alternative anzubieten. Die Pläne scheiterten wohl einerseits an der Geiz-ist-geil-Mentalität im Internet. And andererseits an den seit 2021 immer wieder auftretenden Erschütterungen des Finanzmarktes. Die Abonnenten erhalten schon bald ihr Guthaben zurück. Ihre Nutzerdaten wird man anschließend endgültig löschen.

Fazit: Datenschutz is nice to have, aber war nie mehr als das!

Zum Abschied schrieben die Neeva-Gründer, dass Sie es bedauern, den Kunden nicht weiterhin die Suchmaschine anbieten zu können, „die ihr wollt und verdient“. Das Aus der Google-Alternative ist wirklich bedauerlich. Schon deswegen, weil die Mehrheit der Surfer lieber ihre privaten Vorlieben preisgeben, statt ein paar Euro in einen guten Service zu investieren.

Das zeigt erneut, dass Datenschutz gemeinhin als ganz interessant empfunden wird. Dennoch ist Datenschutz für viele weiterhin nicht wirklich wichtig. Die Enthüllungen von Edward Snowden von vor 10 Jahren konnten daran leider auch nichts ändern.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.