Der bekannte Suchmaschinen-Anbieter Startpage ist in den Schlagzeilen. Nein, diesmal nicht, weil sie behaupten eine „sichere“ und um unsere „Privatsphäre“ bemühte Suchmaschine zu sein. Diesmal gibt das Unternehmen auf dem Blog still und heimlich bekannt, dass man Unternehmensanteile an ein Werbe- und Marketing-Unternehmen namens System1 LLC. verkauft hat.
Die Anfänge von Startpage
Die meisten von uns wissen bereits, dass Startpage zur niederländischen Surfboard Holding BV. gehört. Angefangen hatte alles 1998 mit der Suchmaschine Ixquick. David Bodnick, der New Yorker Erfinder von Ixquick, verkaufte die Suchmaschine im Jahre 2000 an Startpage B.V. Neun Jahre später, also 2009, wandelte man Stück für Stück Ixquick in Startpage um. Die neue Suchmaschine Startpage arbeitete von Anfang an mit Suchergebnissen von Google. Im Jahre 2013 wurde aus Startpage B.V. die Surfboard Holding BV. Aber erst 2016 sind dann Ixquick und Startpage endgültig zusammengeführt worden. Schon damals gab es immer wieder kleinere als auch größere Schlagzeilen rund um die Suchmaschine.
Privacy One Group Ltd. und System1 LLC.
In den frühen Jahren der Surfboard Holding BV. gab es bei der Firma noch viele Shareholder. Also Firmen, die an der Betreibergesellschaft finanziell beteiligt waren. Im Jahre 2006 wurden die meisten Anteile aber nach eigenen Angaben, von den Gründungsmitgliedern wieder zurückgeholt.
Warum man jetzt beschlossen hat, wieder Anteile zu verkaufen und sich erneut einen Partner mit ins Boot zu holen, ist noch unbekannt. Startpage selber hält sich da ziemlich bedeckt:
„Vor kurzem haben wir Privacy One Group Ltd., eine auf den Datenschutz ausgerichtete Abteilung, die eine separate Betriebseinheit von System1 LLC ist, als bedeutenden neuen Aktionär begrüßt. Die Gründer und das Management der Surfboard Holding halten weiterhin eine wichtige Beteiligung an dem Unternehmen und leiten dessen datenschutz orientierte Mission.“ (Startpage.com)
Wir wissen also nicht wie hoch die Anteile sind, mit der sich System1 LLC. bei Startpage eingekauft hat. Somit ist also auch nicht ersichtlich, wie groß der Einfluss dieser „neuen“ Firma hinter Startpage sein wird.
Startpage betont lediglich, dass die Privacy One Group Ltd. zu System1 LLC. gehört. Über die anscheinend auf Privatsphäre ausgelegte Firma Privacy One Group, lassen sich aber weiter keine Informationen finden. Auch in diesem Punkt hält man sich bewusst sehr bedeckt.
System 1 LLC: beunruhigende Einzelheiten
Schaut man sich aber die Firma System1 LLC. etwas genauer an, lassen sich da einige beunruhigende Einzelheiten erkennen.
System 1 LLC aus Venice, Kalifornien (USA).
Wenn man System 1 LLC etwas genauer untersucht, findet man schnell heraus, worum es der Firma eigentlich geht:
„Als einer der größten Käufer von digitaler Werbung weltweit definieren wir die Nutzerakquise durch bezahlten Vertrieb neu und sind in der Lage, neue Zielgruppen in großem Umfang für unsere Immobilien und unsere Partner zu gewinnen.“„Unsere proprietäre Best-in-Class Buy/sell-Technologieplattform nutzt unsere fortschrittlichen Daten-wissenschaftlichen Fähigkeiten und strategischen Partnerschaften.“ (System1)
System 1 LLC, ist also ein reines Werbe- und Marketing-Unternehmen. Ihr Geld verdienen sie mit dem Auswerten und Verarbeiten von Nutzer-Daten. Es geht also mal wieder nur um unsere Daten. Inwieweit das nun vereinbar sein soll mit einer Suchmaschine, die immer wieder betont, unsere Daten nicht zu brauchen, ist nicht ersichtlich.
Kann man Startpage noch empfehlen?
Es ist nicht leicht jemanden zu vertrauen, der sich so bedeckt hält. Wir wissen nicht, in welchem Umfang sich System 1 LLC bzw. die ominöse Privacy One Group Ltd. an Startpage beteiligt haben. Auch ist nicht bekannt, wie diese beiden neuen Firmen, die einzig darauf ausgelegt sind, mit Nutzerdaten Geld zu verdienen, dann mit unseren Daten umgehen.
Keine Daten sind immer noch die besten Daten. Wenn man nun weiß, dass hinter einer auf Privatsphäre ausgelegten Suchmaschine jetzt Data Broker stecken, gibt das schon zu denken. Der Penetrationstester Mike Kuketz rät mittlerweile davon ab. Die Faktenlage sei einfach „sehr dünn„. Kuketz möchte sich keinem weiteren Datenbroker ausliefern.
Mögliche Alternativen zu Startpage.com
Die Suchmaschine Searx ist quelloffen. Außerdem hat man dabei die Möglichkeit, sie auf einem eigenen Server zu betreiben. Auf diese Weise kann man sich zumindest sicher sein, dass keine Daten übermittelt oder ausgewertet werden. Wer sich Searx nicht selber einrichten möchte, kann eine sogenannte searx-Instanz nutzen. Ein gutes (und sicheres) Beispiel ist beispielsweise https://suche.honigdachse.de
Als weitere Alternative könnte man noch DuckDuckGo nennen. Doch auch Qwant könnte man sich einmal etwas genauer anschauen. Wer sich für das Thema rund um die Privatsphäre und Alternativen zu den etablierten Datenkraken interessiert, sollte sich beim Portal Privacy Tools einmal in Ruhe umschauen. Es gibt immer eine Alternative. Oft ist diese nur einen Mausklick entfernt.
Beitragsbild: Startpage.com, thx!
Tarnkappe.info