low-tech Gesichtserkennung in Verkaufsautomaten
low-tech Gesichtserkennung in Verkaufsautomaten
Bildquelle: KI generiert und unterliegt deshalb nicht dem Urheberrecht

Möchten Sie Gesichtserkennung zu Ihren M&Ms?

Verkaufsautomaten an einer kanadischen Universität verfügen über ein Modul zur Gesichtserkennung. Der Hersteller agiert auch in Deutschland.

Die University of Waterloo, in Kanada, hat gerade damit zu tun, ihren Studenten zu erklären, warum ihre Snack-Automaten den Studenten beim Auswählen zusehen. Grund dafür ist ein Softwarefehler, der ein überraschendes Verhalten der Maschinen offenbart: Gesichtserkennung.

Fehlermeldungen klickt man weg und ignoriert man. Nicht so u/SquidKid47, der sich angesehen hat, welches Programm auf den Verkaufsautomaten der kanadischen University of Waterloo abgestürzt ist: Invenda.Vending.FacialRecognition.App.exe.

Mit Rust wäre das nicht passiert: Softwarefehler in der Gesichtserkennung.

Wie es von einem ordentlichen Studenten nicht anders zu erwarten war, wurde es direkt auf Reddit gepostet, mit dem Titel „Hey, also warum haben die dummen M&M Maschinen Gesichtserkennung?“ Gute Frage. Der Hersteller des Automaten – die invenda Group – sagt auf seiner Website: „Wir bauen die Zukunft des automatisierten Einzelhandels“.

Die Studenten behelfen sich indes mit der traditionellen Maßnahme „abkleben“.

Aber… Warum Gesichtserkennung?

Die Frage des Studenten, warum ein Verkaufsautomat denn Gesichtserkennung brauche, ist nicht ganz unberechtigt. Machen wir uns also auf Ursachenforschung!

Neben den „freshest[en] scrollable UIs“, bietet die Maschine auch:

  • KI-gestützte Produktempfehlungen
  • Integration mit Werbeplattformen (z. B. Invendas eigener)
  • Einen großen Bildschirm
  • Echtzeit Anpassung der Werbung
Warum Gesichtserkennung in einen
Automaten mit Bildschirm einbauen?

Wenn wir jetzt ganz scharf nachdenken. Zu welchem Schluss kommen wir? Überwachungskapitalismus! Nicht nur kauft man das Produkt, nein, man ist es sogar selbst! Damit zählt Invenda mit Google, Apple und diversen anderen multinationalen Unternehmen zu denen, die die Rundumvermarktung der eigenen Kundschaft zu einem schockierenden Grade optimiert haben.

Vertrieb auch in der EU

Interessant wäre nicht zu klären, ob versteckte Kameras im öffentlichen Raum mit automatisierter Datenverarbeitung und -monetarisierung die DSGVO verletzen, sondern viel mehr, ob die invenda Gruppe, die auch ein Büro in Deutschland unterhält, diese Geräte auch in Deutschland aufstellt und vermarktet. Sollte dies so sein, wäre das wohl ein recht dringendes Thema für den Berliner Datenschutzbeauftragten. Vielleicht kann auch Lars‘ Freund, Rechtsanwalt Solmeke dazu ein Video machen. Bis dahin nehme ich mir zumindest erst mal ein paar kleine runde Sticker mit und beobachte meinen Roboter-Kassierer ganz genau.

Über

Moritz ist von ganzem Herzen Open-Source Programmierer. Neben regelmäßigen Commits für diverse Open-Source-Projekte verfasst er gelegentlich auch Texte für die Tarnkappe. Er findet es echt seltsam über sich in der dritten Person zu schreiben und merkt an, dass seine DMs für alles außer Marketing-Nachrichten offen stehen. Erreichbar ist er auf Matrix (@moritz:poldrack.dev), IRC (mpldr auf libera.chat) und Email (~mpldr/public-inbox@lists.sr.ht).