Amazon ring
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Bildquelle: ring.com/press

Amazon Ring will alle Personen an der Tür scannen

Die Amazon-Tochter ring, ein Hersteller von Smart-Home-Technologien, will alle Personen an der Tür scannen. Diese werden automatisch erkannt.

Die Gesichtserkennungstechnologie setzt man zunehmend an Flughäfen, bei polizeilichen Ermittlungen und in Sportstätten ein. Wie die Washington Post berichtet, der ebenfalls Jeff Bezos gehört, gab Amazon Ring bekannt, dass man ab Dezember diesen Jahres erstmals eine Gesichtserkennung in die Türklingeln und Videokameras für die Heimsicherheit integriert. Damit wird das Gerät auf Basis der biometrischen Daten Verwandte, Nachbarn oder andere Bekannte automatisch identifizieren.

Amazon Ring filmt ungefragt jeden, der sich vor der Türe aufhält

Datenschützer kritisieren, dass von der Erfassung der biometrischen Daten auch die Personen betroffen sind, die sich zufällig vor der Haustür aufhalten. Doch die Gesichtserkennung müssen die Besitzer ab Winter diesen Jahres zunächst aktivieren, damit sie läuft. Sobald das System von ring eine bekannte Person erkennt, kündigt sie dies dem Besitzer gegenüber an. Ansonsten erhält er die Mitteilung, dass eine unbekannte Person vor der Haustür steht.

Die Ring-Funktion ist „eine Verletzung der Privatsphäre für jeden, der sich in Reichweite Ihrer Ring-Türklingel bewegt“, gab Calli Schroeder, Senior Counsel bei der Verbraucher- und Politikgruppe Electronic Privacy Information Center (EPIC), bekannt. Das Problem bestehe darin, dass die Betroffenen dem Vorgang nicht zustimmen. Das gerät speichert ihre Daten aber trotzdem.

Amazon ring, Polizei
Wenn die Polizei Zugriff auf die Aufnahmen der Kamera der smarten Türklingel erhält.

Das Ganze ist auch deswegen problematisch, weil Amazon ring in der Vergangenheit schon häufiger Daten an Strafermittlungsbehörden weitergegeben hat. Die Polizei hat dabei sogar wiederholt Zugriff auf die Aufnahmen der eingebauten Kamera erhalten. Zwischenzeitlich hatte ring seine polizeifreundliche Haltung überdacht. Doch das ist keine Garantie dafür, dass sich eine Datenweitergabe ohne richterlichen Beschluss nicht wiederholen könnte.

Andere Unternehmen, darunter Google, bieten ebenfalls eine Gesichtserkennung für vernetzte Türklingeln und in intelligenten Kameras an. Sie verwenden vergleichbare Technologien, so wie Apple das iPhone des Besitzers entsperrt oder das iOS Verwandte automatisch in den Fotoalben markiert.

Amazon ring, logo

Mit Ausnahme mancher Bundesstaten wie Illinois und Texas ist es in den USA erlaubt, öffentliche Orte zu filmen. In Deutschland verbietet dies die DSGVO. Hierzulande darf man regulär nur den eigenen Privatbesitz filmen.

Es ist beunruhigend, dass Unternehmen ein Produkt herstellen, das von vornherein biometrische Daten von Menschen erfasst, die nichts Unrechtes tun, sondern nur auf eine Veranda gehen“, sagte Adam Schwartz, Direktor für Datenschutzstreitigkeiten bei der Verbraucherrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation. Die EFF hat die eingesetzte Technologie von Amazon ring schon häufiger öffentlich kritisiert.

Surveillance Windows

Was ist wenn Hacker die biometrischen Daten kopieren?

Albert Fox Cahn, der Geschäftsführer vom Surveillance Technology Oversight Project (S.T.O.P.), einer Interessenvertretung für Datenschutz, äußerte sich auch gegenüber der Washington Post. Laut Cahn bestehe die Gefahr, dass Cyberkriminelle persönliche Ring-Datenbanken mit identifizierten Gesichtern erbeuten könnten. Dazu kommt das Risiko, dass ring-Mitarbeiter, die möglicherweise Zugriff auf die Daten der Türklingel haben, diese missbrauchen oder erneut ungefragt an die Polizei übermitteln könnten.

Datenschützer befürchten auch, die Einführung könnte eine Veränderung der Strategie der Hersteller intelligenter Hardware bewirken. In der Folge könnten sich zahlreiche andere Anbieter dazu entschließen, ebenfalls eine Gesichtserkennung bei ihren smarten Geräten zu verwenden.

Sicherheitsvorkehrungen von Amazon ring waren zu schwach

Es hagelte in der Vergangenheit Kritik, dass die Sicherheitsvorkehrungen der Geräte zu lax waren. Unbefugte konnten intelligente Heimkameras und Türklingeln kapern, um Einblick in die Aufnahmen zu erhalten. In einer Einigung mit der Federal Trade Commission (FTC) im Jahr 2023 wies ring Amazon ring die Vorwürfe zurück. Man habe Verbesserungen im Bereich Datenschutz und Sicherheit vorgenommen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.