Abstrakte Darstellung von Starlink-Satelliten in der Erdumlaufbahn
Abstrakte Darstellung von Starlink-Satelliten in der Erdumlaufbahn
Bildquelle: chivas1689@gmail.com, Lizenz

Starlink: Mutiert das Satelliteninternet zur lahmen Krücke?

Starlink wird infolge rasant wachsender Abonnentenzahlen immer langsamer. Doch ist Elon Musks Satelliteninternet damit schon am Limit?

Die Downloads über das Satelliteninternet von Elon Musk, das unter dem Namen Starlink bekannt ist, büßen mit steigender Abonnentenzahl immer mehr an Geschwindigkeit ein. Dies stellte das Network Intelligence Unternehmen Ookla fest, das neben dem Dienst von SpaceX auch noch andere Satelliten-Internetdienste überwacht. Europa schneidet dabei überdurchschnittlich gut ab.

Wie das Unternehmen Ookla berichtet, sind die durchschnittlichen Download-Geschwindigkeiten zwischen dem zweiten Quartal 2021 und dem zweiten Quartal 2022 in Kanada, Frankreich, Deutschland, Neuseeland, Großbritannien und den USA um 9 bis 54 Prozent gesunken.

Dennoch hebt der Bericht hervor, dass die in Nordamerika erfasste Geschwindigkeit von mindestens 60 Mbit/s immer noch ausreichend ist, um auf einem einzelnen angeschlossenen Gerät „fast alles im Internet zu tun, einschließlich Video-Streaming, Herunterladen von Spielen und Video-Chats mit Freunden und Familie.“ Insbesondere in ländlichen Gebieten, wo der Ausbau regulärer Breitband-Internetzugänge oftmals nicht lukrativ ist, sind die mit Starlink erreichten 60 Mbit/s immer noch ein Segen.

Während die Upload-Geschwindigkeit von Starlink ebenfalls in allen Ländern gesunken sei, gebe es bezüglich der Latenzzeiten bessere Nachrichten. Denn diese blieben in dem erfassten Zeitraum relativ konstant, wenngleich sie grundsätzlich höher ausfallen als mit einer Festnetz-Breitbandverbindung. Lediglich in Neuseeland habe es einen Ausreißer gegeben. Dort verringerte sich die Latenzzeit im Durchschnitt um 23 Millisekunden.

Europa surft schneller als der Durchschnitt

In Europa schneidet Starlink vergleichsweise gut ab. Denn in 16 Ländern lag die Download-Geschwindigkeit hier über dem Durchschnitt und in 10 Ländern sogar oberhalb von 100 Mbit/s. Festnetz-basierte Anschlüsse erreichten im zweiten Quartal 2022 dagegen nur in sechs Ländern durchschnittliche Download-Geschwindigkeiten von mehr als 100 Mbit/s.

Doch Deutschland war keines davon. Hier kam das Satelliteninternet von SpaceX auf 94,68 Mbit/s beim Download, wohingegen die Festnetz-Anschlüsse im Durchschnitt 73,22 Mbit/s erreichten. Beim Upload schnitt das deutsche Festnetz mit 24,64 Mbit/s jedoch besser ab als Starlink mit 15,15 Mbit/s.

Dennoch muss man dem Dienst derzeit ein rasantes Wachstum zugutehalten. Denn Jonathan Hofeller, VP of Commercial Sales bei SpaceX, teilte erst vor wenigen Tagen mit, dass Starlink bereits 700.000 Abonnenten hat. Zu Beginn des Jahres lag diese Zahl noch bei rund 145.000 Anwendern. Damit hat sich die Verbreitung des Dienstes innerhalb von weniger als 10 Monaten fast verfünffacht. Dass die Skalierung der technischen Infrastruktur in gleichem Umfang eine große Herausforderung ist, erscheint durchaus nachvollziehbar.

Schlussendlich zeigt sich zwar, dass Starlink mit sinkenden Geschwindigkeiten zu kämpfen hat. Doch liegen diese immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Wer in der Großstadt lebt, hat sicherlich bessere Optionen. Für Landeier hingegen könnte das Satelliteninternet von Elon Musk nach wie vor eine lohnenswerte Alternative sein. Und in Krisenzeiten, wie sie derzeit der Iran erlebt, stellt sich Starlink ebenfalls als ein nützliches Werkzeug gegen staatliche Kontrolle heraus.

Sicherlich hat SpaceX auch schon einen Plan, um dem rasanten Wachstum Herr zu werden. Denn neben den rund 3.200 Satelliten, die das Unternehmen bereits im Einsatz hat, sieht die Planung mittelfristig noch weitere 42.000 Exemplare in der Erdumlaufbahn umherschwirren.


Update 26.09.2022 17:00 Uhr

Wie ein aufmerksamer Leser im Forum korrekterweise klarstellte, plant SpaceX insgesamt sogar bereits mit 42.000 weiteren Satelliten, statt der ursprünglich im Artikel erwähnten 30.000. Für 12.000 davon liegt bereits eine Genehmigung vor. Die übrigen 30.000 warten derzeit darauf, ebenfalls von der FCC genehmigt zu werden. Die ursprüngliche Angabe wurde entsprechend korrigiert.

Wir danken unserem Forumsmitglied „VIP“ für den Hinweis zu diesem Update!


Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.