Facebook toleriert Tierquälerei. Fotos und Videos mit nackter Haut werden im Wiederholungsfall mit dem Ausschluss aus Facebook bestraft. Ein Kommentar.
Während wiederholte Verstöße gegen erotische Darstellungen Sperren von vier Wochen und mehr nach sich ziehen, ist Facebook bei anderen Verstößen nachsichtig. Ohne Konsequenzen bleibt es, dort Bilder und Videos zu teilen, auf denen man Tiere quält. Für Zuckerbergs Konzern ist es offenbar wichtiger, ihr Publikum vor nackten Brüsten als vor Straftaten nach dem Tierschutzgesetz zu bewahren. Ein Rant.
Facebook hat merkwürdige Prioritäten
Machen wir uns bitte nichts vor: Prüderie ist in den USA nichts Neues. Das gilt auch für das soziale Netzwerk Facebook, wo man vehement gegen erotische Darstellungen vorgeht. In BDSM- und anderen Erotik-Gruppen bei Facebook wird explizit von den Admins davor gewarnt, Fotos mit zu viel Haut oder weiblichen Brustwarzen zu posten. In erster Instanz verhängt Facebook eine mehrtägige Sperre gegen den Verbreiter der Erotik. Im Wiederholungsfall ist eine vierwöchige Sperre fällig. Hat man es noch immer nicht gelernt, deaktiviert die Betreibergesellschaft den Account dauerhaft. Und zwar nicht von den Admins der FB-Gruppen, sondern von Facebook selbst.
So geschehen bei Nutzer I. aus dem Osten der Republik, auf dessen Profil immer mal wieder Frauen in leichter Bekleidung zu sehen waren. Nach seiner vierwöchigen Sperre hat er sich allerdings eines Besseren belehren lassen. Seitdem unterlässt er die Verbreitung erotischer Bilder. Wären die Fotos pornografischer Natur gewesen, hätte Facebook sehr viel härter sanktioniert. Das war aber nicht der Fall.
Zuckerbergs Doppelmoral
Das ist die eine Seite der Medaille (bzw. der Doppelmoral) von Facebook. Die andere Seite ist die mangelnde Bereitschaft, Videos oder Fotos zu verbieten, auf denen Tiere eindeutig gequält werden. Die später von mir gemeldete Person verbreitete beispielsweise ein Foto mit mehreren Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die stolz den Körper und den abgetrennten Kopf einer enthaupteten Katze in die Kamera halten. Einer der Täter, sofern es sich nicht um eine Fotomontage handelt, hat das Messer noch in der Hand. Das Foto wird von Facebook als Motiv drastischer Gewalt eingestuft, weswegen man es den Betrachtern nicht direkt zeigt (siehe Screenshot rechts). Das Foto der vier Katzenmörder wurde nicht weniger als 3.053 Mal geteilt.
Besonders brutale Videos werden zwar von Facebook als solche erkannt. Das heißt aber nicht, dass man sie unterbindet. Sie starten nicht automatisch, sind schwarz unterlegt und werden mit dem Hinweis versehen, dass dort Inhalte gezeigt werden, die die Betrachter schockieren, kränken oder verärgern könnten (siehe Screenshot unten). Auf dem gemeldeten Profil wird ein geschundener Affe im Käfig vorgeführt (mehr als 550.000 Aufrufe, über 310 Likes) und z.B. ein Hund, der in Vietnam über mehrere Minuten hinweg über den Bordstein geschleift wird. Das wollten immerhin fast 100.000 Personen sehen. In Fachkreisen werden derartige Darstellungen als „Animal Crushing“ bezeichnet.
Titten sind streng verboten, Tierquälerei ist okay!
Ich habe dann das zweite Mal überhaupt ein Profil gemeldet. Die Antwort fiel selten frustrierend aus. Laut Facebook verstoßen die Inhalte nicht gegen deren Gemeinschaftsstandards. Ich könnte die Dame ja blockieren. Dann würde ich ihre Postings nicht mehr sehen. Tolle Idee! Die Videos und Fotos sind noch alle da. Man kann sie munter lustig weiter verbreiten. Warum? Weil es Facebook schlichtweg egal ist, ob man in ihrem „sozialen Netzwerk“ Darstellungen von Tierquälerei zeigt. Da spielt es auch keine Rolle, dass in den USA und in Deutschland die Darstellung von Brüsten legal ist.
Wäre es anders, wären hüben wie drüben jede Menge Fotos aus der Werbung verboten, weil dort oftmals recht viel nackte Haut gezeigt wird. In Deutschland gibt es hingegen das Tierschutzgesetz, was derartige Verstöße regelt. Ist es Zensur, wenn man solche Bilder verbieten will? Ist es wirklich zu viel verlangt, die Beiträge zu löschen, die von einer deutschen Nutzerin gepostet wurden, die ganz offensichtlich gegen das hiesige Tierschutzgesetz verstoßen? Für Facebook schon. Aber wehe ich käme auf die Idee, selbst ein paar zu wenig bedeckte Damen auf meinem Profil zu posten, dann würde auch ich den Zensurhammer von Zuckerbergs Imperium unmissverständlich und zeitnah zu spüren bekommen.
Denunziantentum – wer will das schon?
Freunde haben mir dazu geraten, eine Meldeaktion mit vielen Teilnehmern ins Leben zu rufen. Wenn nur genug Personen die fraglichen Beiträge melden, würde Facebook mittelfristig anders auf die vielen Beschwerden reagieren. Von anderer Seite wurde mir wegen meiner Meldung sogar „Denunziantentum“ vorgeworfen (siehe Zitat unten). Kinder und andere Surfer finden den Warnhinweis der gewalttätigen Bilder und Videos sicher interessant und klicken erst recht darauf. Stellt sich für mich die Frage, ob man anderen Menschen dieses Material allen Ernstes zumuten sollte. Wirklich ekelhaft finde ich aber die Doppelmoral der Facebook-Betreiber. Sie handeln proaktiv bei Erotik und stecken die Grenzen des Möglichen bei fast allen anderen Beiträgen so extrem weit – was soll das? Kommentar eines Facebook-Kontaktes:
Einige lernen es halt nicht. Das Problem mit „Melden durch andere Benutzer“ – böse Zungen könnten es auch Denunziantentum nennen – hat IMMER das Problem des Missbrauchs bzw. dass die Mehrzahl der Meldungen Falschmeldungen sind – meist aus niederen Beweggründen. Wenn dann doch mal jemand eine legitime Meldung macht ist das eher die Ausnahme und geht oft in der Masse der Falschmeldungen unter. (…)
Und was die viel benannten „Titten“ angeht. Nur weil bei einer Sache zensiert wird, ist das keine Rechtfertigung für weitere Zensur weil man sich „betroffen fühlt“. (…)“
Mein Profil gehört nicht mir
Last, but not least erinnert mich der Vorfall daran, dass mein Profil eben nicht mein Profil ist. Es ist das Hoheitsgebiet von Facebook. Sie bestimmen die Regeln, auch wenn mir das in den letzten Jahren nur selten bewusst war. Sofern ich mich juristisch korrekt verhalte, kann ich auf meinem Blog hingegen veröffentlichen, was immer ich mag. Bei Facebook bestimmt nur Facebook über die Regeln. Dahinter steckt natürlich die Grundeinstellung. Wir haben das Monopol, wem die Regeln nicht gefallen, der kann gehen.
P.S.: Tierschutorganisationen wie Peta raten dazu, bei der Polizei eine Strafanzeige gegen Unbekannt zu stellen. Soweit wollte ich allerdings nicht gehen. Wer sich ihr Profil näher anschaut, kommt schnell zu dem Ergebnis, dass die Nutzerin offenbar glaubt, sie könne ihre Mitmenschen zum Tierschutz bekehren, indem sie derartige Gewaltdarstellungen verbreitet. Gewalt als Abschreckung? Dummheit kann man zwar auch anzeigen. Intelligenz und Empathie kann man aber leider nicht erzwingen, auch nicht mit dem StGB. Deswegen habe ich von einer Anzeige abgesehen.
Titten nein, Tierqälerei ja – was haltet ihr eigentlich davon?
Foto von geralt, thx! (CC0 1.0)
Tarnkappe.info