EU-Kommission, Piraterie
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EU-Kommission: Geheimhaltung einer unerwünschten Piraterie-Studie

Die EU-Kommission hielt eine selbst in Auftrag gegebene Studie zum Thema Piraterie über mehrere Jahre versteckt, weil dessen Ergebnis "zu positiv" war.

Nach Angaben von Netzpolitik.org hielt die EU-Kommission eine selbst in Auftrag gegebene Studie zum Thema Piraterie über mehrere Jahre unter Verschluss: Die Ergebnisse waren „zu positiv“ und dienten nicht den Interessen der Urheberrechtgesellschaften.

EU-Kommission unterdrückte unerwünschte Studie

Demnach hat die EU-Kommission im Jahr 2013 eine Studie in Auftrag gegeben zu den Auswirkungen von Piraterie im Internet auf das Urheberrecht. Deren völlig unerwartete Ergebnisse, die bereits im Jahre 2015 abgeschlossen waren, wurden nicht veröffentlicht. Erst aufgrund einer Anfrage im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes der EU-Abgeordneten Julia Reda sind die Resultate nun einsehbar.

Auf Grundlage einer Online-Befragung zwischen September und Oktober 2014 wurden vier Branchen (Musik, Film/Serien, Bücher und Games) in sechs nach Repräsentativitätskriterien ausgewählten Mitgliedsländern (Deutschland, Frankreich, Polen, Spanien, Schweden, UK) vergleichend ausgewertet. Für die Umfrage wurden ca. 5.000 Probanden pro Land ausgewählt, es waren also insgesamt knapp 30.000 Teilnehmer. So fragte man beispielsweise nach „file sharing and hosting sites“, nannte aber auch länderspezifische Beispiele für illegale Angebote. Der Anteil an Befragten, die (auch) illegale Nutzung bejahten, schwankte je nach Bereich zwischen 14 bzw. 16 Prozent für Bücher und Games bis hin zu 32 bzw. 35 Prozent für Musik und Filme/TV-Serien.

Keine Verdrängungseffekte feststellbar

Die StudienautorInnen um Martin van der Ende gelangten nach Auswertung des Materials zu der Schlussfolgerung, dass sich keine statistisch nachweisbaren Verdrängungseffekte zwischen illegalen und legalen Angeboten feststellen lassen:

In general, the results do not show robust statistical evidence of displacement of sales by online copyright infringements.

Somit erfüllte diese Studie wohl nicht die Erwartungen der EU-Kommission. Sie zeigte im Gegenteil, dass viele Unternehmen durch Filesharing und ähnliche Aktionen der Internet-Nutzer grundsätzlich nicht an Umsatz einbüßen. Lediglich bei großen Blockbustern könnte es einen geringen Zusammenhang geben. Das Ansehen illegaler Streams beim Verkaufsstart in den Kinos führt kurzzeitig zu einem Umsatzrückgang von ca. 5 Prozent. Das wäre jedoch zurückzuführen auf die hohen Preisen für aktuelle Kinofilme. Jedoch Streaming-Dienste wie Netflix, dürften dafür sorgen, dass dieser Effekt nochmals abgenommen hat.

Piraten kaufen mehr Games

Bei Games sei sogar ein positiver Zusammenhang erkennbar: Eine höhere illegale Nutzung von Spielen führe gleichzeitig zu einem Anstieg der legalen Nutzung, beispielsweise weil Nutzer nach dem Antesten der illegalen Version schließlich doch den Entwickler unterstützen möchten oder Freunden und Bekannten davon erzählen.

Faire Preise das beste Argument im Kampf gegen Schwarzkopien

Das Gesamtergebnis bot der EU-Kommission jedenfalls Grund genug, die bereits seit 2015 abgeschlossene Studie für rund zwei Jahre versteckt zu halten. Anderenfalls hätte man keinen Grund gehabt, strengere Maßnahmen zur Rechtsdurchsetzung, wie die von EU-Kommission und Rat angedachten Upload-Filter, zu rechtfertigen. Die Studie bestätigt hingegen die Argumente all jener, die in komfortablen, legalen Angeboten und fairen Preisen das bestes Mittel im Kampf gegen Online-Piraterie ansehen.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.