Bookfab wird ein Teil von Calibre, mit dem man E-Books bearbeiten und die ganze Bibliothek bearbeiten kann. Klingt toll, aber macht das Sinn?
Was möchte der Programmierer von Calibre, Kovid Goyal, mit dem neuen Plug-in eigentlich abliefern? Das kommerzielle Tool Bookfab kann inzwischen deutlich mehr als die klassische Text-zu-Audio-Funktion, mit der es gestartet ist. Es nimmt sich Kobo-Bücher vor, entschlüsselt unsere Kindle-Sammlungen inklusive Unlimited-Abo und kann seit kurzem endlich auch Audible-Hörbücher rippen. Dazu kommt jetzt der Einzug in Calibre mit Version 1.2.1.4, mit dem viele ihre komplette Bibliothek verwalten. Auf dem Papier klingt das nach einem tollen Paket. Aber wir wissen ja, wie DVDfab arbeitet. Bücher laden, in Calibre pflegen, bei Bedarf in ein neues Format bringen und die E-Books ans Gerät senden.
Calibre als lokale Schaltzentrale. Warum Bookfab dort landen will
Wer täglich mit Büchern arbeitet, landet früher oder später sowieso bei Calibre. Selbst wenn ich Calibre inzwischen hauptsächlich zum Bearbeiten nutze und die fertigen Titel danach in Booklore exportiere, weil sie sich dort einfach besser verwalten lassen. Calibre bleibt die lokale Schaltzentrale, in der Metadaten gepflegt, Cover korrigiert und der Überblick über die Sammlung auf dem Rechner behalten werden kann.
Ein Plug-in, das im Hintergrund auf Bookfab zugreift und Bücher beim Einpflegen in Calibre automatisch in eine DRM-freie Variante verwandelt, klingt wirklich toll. Genau das versucht der Hersteller DVDFab zu liefern. Es funktioniert auch, aber nur unter bestimmten Bedingungen, die man kennen muss. Der Weg funktioniert nur mit E-Books, die kein KFX-Format (Kindle Format 10) haben, sondern im alten AZW-Gewand (AWZ = Amazon Word) auf der Platte landen. Mit diesem klassischen Format läuft es perfekt. Man zieht die Datei in Calibre, das Plug-in reicht das E-Book an BookFab weiter und am Ende liegt ein offenes (von allen Kopierschutzmaßnahmen befreites) Buch in der Bibliothek.
Das Problem ist nur, dass wir das AZW-Format im Alltag kaum noch zu sehen bekommen. Amazon drückt uns inzwischen fast überall KFX unter, gerne gut versteckt hinter Dateinamen, die genauso aussehen wie früher. Gerade das nervige Format, das uns ständig vorgesetzt wird, bleibt für den Calibre-Weg über das Bookfab-Plug-in außen vor.
Warum KFX in Calibre mal wieder außen vor bleibt
Das eigentliche Kunststück von Bookfab liegt nicht im Plug-in, sondern in der Entschlüsselung von KFX im Hintergrund. Bookfab selbst kann mit aktuellen Kindle-Installationen umgehen und KFX-Titel in eine lesbare Form bringen. Wer unsere bisherigen Artikel zu diesem Thema gelesen hat, weiß, dass es aktuell keinerlei Alternative zur Entsperrung von E-Books im KFX-Format gibt. Vielleicht kann man noch mit uralten Versionen und Kindle for PC etwas erreichen, samt Epubor. Aber die Kosten-Nutzen-Rechnung ist einfach nicht mehr gegeben.
Innerhalb von Calibre sieht es anders aus. Die Erweiterung dockt direkt an Calibre an, nutzt aber nur die Dateien, bei denen das Umgehen des Kopierschutzes technisch sauber möglich ist. Das sind die alten AZW-Varianten, nicht das, was Amazon uns heute standardmäßig vorsetzt. Wer also gehofft hat, dass das Calibre-Plugin KFX direkt beim Import knackt, wird enttäuscht. KFX bleibt innerhalb von Calibre ein Problem. Das E-Book mit samt dem Kopierschutz landet weiterhin als unbenutzbares Objekt im System, wenn man sich alleine auf das Plug-in verlässt.
Wo Bookfab wirklich hilft
Für neue KFX-Titel gibt es nur die Möglichkeit, den normalen Weg über den Download in „Kindle for PC” zu gehen, ein neu geladenes E-Book zu öffnen und zu hoffen, dass Bookfab alles richtig erkennt und es vom Kopierschutz befreit. Danach kann man es je nach Belieben in Calibre anpassen und anschließend in Booklore einpflegen.
Schön ist auch, dass kürzlich das Rippen von Audible dazugekommen ist. Alle paar Monate bekommt man von Amazon ein Abo für 1–2 € angeboten, also warum es nicht nutzen? Ich lese gerne Bücher. Doch unterwegs lasse ich mich gerne auch mit einem guten Hörbuch unterhalten, damit ich die Dummheit meiner Mitmenschen nicht so deutlich wahrnehme. Audiobooks mit ANC-Kopfhörern sind da für die Fahrt wahre Lebensretter.
Für die Verwaltung der E-Books bleibt Calibre zweifellos die erste Wahl. Hörbücher landen je nach eigenem Geschmack auf dem Smartphone und man verwaltet sie mit Plex, Jellyfin oder einer anderen Software.
Was hat DeDRM und andere Shops damit zu tun
Für die anderen Online-Shops ist die Situation wesentlich einfacher und angenehmer. Thalia, Hugendubel und andere Händler setzen bei ihren E-Books auf eine weiche Version des Adobe DRM. Diese lässt sich nach vorheriger Bestätigung des Kopierschutzes in Adobe Digital bei E-Books mit der Endung acsm mit dem normalen DeDRM-Plugin in Calibre entfernen, wenn man es einmal eingerichtet hat. Man greift in Calibre dann auf die in den Dokumenten unter My Digital Editions gespeicherte Version zu.
Die zusätzlich im Buch versteckten Wasserzeichen bleiben dabei erhalten, was das Raubkopieren aus Sicht der Verlage erschweren soll. Für viele spielt das digitale Wasserzeichen eigentlich keine Rolle. Sie wollen keine E-Books massenhaft verteilen, sondern lediglich die Kontrolle über ihre eigenen Käufe zurückerlangen, um sie so lesen zu können, wie es für sie sinnvoll ist. Aber ich habe auch schon oft beim Kauf bei Thalia direkt eine EPUB-Datei erhalten, die ich direkt in Calibre importieren kann.
Genau deshalb braucht man Bookfab aktuell wirklich nur für Amazon. Kobo spielt in Deutschland derzeit keine große Rolle. Für die klassischen Adobe-DRM-Titel reicht Calibre mit DeDRM völlig aus. Erst wenn KFX ins Spiel kommt oder Audible schnell und komfortabel gerippt werden soll, ist man auf Bookfab angewiesen.
Rechte an den eigenen Büchern
Letztendlich bleibt die gleiche Grundfrage wie in unseren früheren Artikeln zu Bookfab bestehen. Es geht nicht darum, ob technische Sperren überwunden werden können. Es geht darum, welche Rechte Käufer von Büchern überhaupt noch praktisch ausüben können. Solange Amazon über KFX und die eigene Infrastruktur bestimmt, auf welchem Gerät welches Buch in welcher App läuft, bleibt die Privatkopie zwar theoretisch vorhanden. Sie ist aber in der Praxis stark eingeschränkt.
Bookfab mit oder ohne Calibre-Integration ist ein Werkzeug, um genau diese Lücke zu schließen. Das Plug-in macht den Alltag mit älteren AZW-Beständen etwas bequemer, löst das KFX-Problem jedoch nicht im Geringsten. Die eigentliche Arbeit findet weiterhin direkt im Programm von Bookfab statt. Wer das im Hinterkopf behält, erspart sich falsche Erwartungen. Calibre und DeDRM sind für alle E-Books geeignet, die noch mit Adobe oder alten Formaten ausgestattet sind. Das Tool Bookfab ist für Kindle und Audible gedacht. Bei diesen Angeboten versucht Amazon seit Jahren, uns trotz der Bezahlung des vollen Kaufpreises jede Kontrolle zu nehmen.



















