HEVC
HEVC
Bildquelle: ChatGPT

Wie Hersteller die HEVC-Fähigkeiten moderner Hardware begrenzen

HEVC, ein Videokompressionsstandard, der schon längst bereitsteht. Doch aus Kostengründen verzichten immer mehr Hardwareanbieter darauf.

Die Abkürzung HEVC steht für High Efficiency Video Coding. Das ist ein Videokompressionsstandard, der auch unter dem Namen H.265 bekannt ist. Er ist der Nachfolger von H.264 und zielt darauf ab, die Dateigröße bei gleicher Bildqualität zu halbieren. HVEC wird für hochwertige Videoanwendungen wie Ultra-HD-Streaming, 4K-Fernsehen und Camcorder verwendet.

Viele aktuelle Systeme könnten HEVC mühelos in Hardware dekodieren. Die Media-Engines moderner Intel- und AMD-Chips sind seit Jahren darauf ausgelegt, H.265 problemlos zu stemmen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, denn der Codec ist in Smartphones, Kameras und bei Streamingdiensten längst Standard. 4K-Videos, 10-Bit-Material, HDR-Formate und platzsparende Aufnahmen, fast alles setzt heute auf HEVC.

Trotzdem bleibt bei immer mehr neuen Geräten davon wenig übrig. Besonders Modelle von HP und Dell zeigen, wie eine vorhandene Funktion im Hintergrund einfach deaktiviert wird. Auf dem Papier wirkt alles vollständig, im Alltag hingegen so, als hätte die Hardware diese Fähigkeit nie besessen.

Wenn technische Möglichkeiten nicht genutzt werden

Der Grund dafür liegt nicht in der Technik, sondern im Lizenzmodell. HEVC ist ein kostenpflichtiger Codec, der von mehreren Patentpools verwaltet wird. In den letzten Jahren haben sich die Gebühren spürbar erhöht. Einige Hersteller reagieren darauf, indem sie die Hardware zwar einbauen, die Funktion aber nicht mehr freischalten.

Für viele Nutzer wirkt das zunächst wie ein Defekt. Videos ruckeln, Windows verweigert die Wiedergabe oder fordert ein zusätzliches Add-on an. Je tiefer man sich einliest, desto deutlicher wird, dass es sich nicht um ein technisches Problem handelt, sondern um einen unsichtbaren Spardruck der Hardwarehersteller.

HEVC
Die HEVC-Videoerweiterung im Store. Die 99 Cent, die unter Windows den Unterschied ausmachen.

Dieses Verhalten beschränkt sich nicht auf Notebooks

Auch klassische Desktop-PCs bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Nach einer Neuinstallation oder dem Wechsel auf ein sauberes Windows-Image ist die HEVC-Unterstützung plötzlich vollständig verschwunden. Selbst starke Prozessoren geraten dann bei 4K-Material ins Taumeln, während die eigentlich dafür vorgesehene Videoeinheit ungenutzt bleibt.

Dabei zeigt sich ein wiederkehrendes Muster. Die Hardware kann HEVC. Windows nutzt es jedoch nur, wenn eine passende Lizenz vorhanden ist.

Das merkwürdige Add-on-Paradox

Microsoft liefert den HEVC-Decoder schon lange nicht mehr standardmäßig mit. Stattdessen verweist das Unternehmen auf das kostenpflichtige Add-on „HEVC Video Extensions“, der im Store 99 Cent kostet. Weniger bekannt ist eine frühere OEM-Version, die kostenlos verteilt wurde, sobald der Hersteller die Lizenz übernommen hatte.

Diese OEM-Ausgabe verschwand später aus dem Store und ist heute nur noch auf bestimmten Geräten verfügbar. Einige Nutzer berichten sogar, dass sich das Add-on gar nicht mehr installieren lässt. Andere sehen das Add-on nicht einmal mehr in der Suche.

HVEC

Alte HEVC-Pakete, neue Aufmerksamkeit

Im Netz kursieren inzwischen archivierte Versionen der früheren OEM-Datei. Man hat sie gesichert, bevor Microsoft die Verteilung umstellte. Auf Archivseiten, in Foren oder auf Softwareportalen tauchen diese kostenlosen Versionen immer wieder auf.

Ein Teil der Nutzer berichtet, dass diese älteren Pakete auf manchen Systemen funktionieren, obwohl Windows das aktuelle Angebot verweigert. Ob das überall gilt, ist schwer zu beurteilen. Allein die Popularität dieser Dateien zeigt jedoch, wie relevant das Thema inzwischen ist.

Hinweise, die Fragen offenlassen

In Diskussionen tauchen immer wieder Beobachtungen auf, die sich nicht eindeutig belegen lassen. So wollen einige Nutzer festgestellt haben, dass ältere OEM-Pakete die HEVC-Unterstützung wieder sichtbar machen. Andere berichten von Treibern, die je nach Quelle unterschiedliche Fähigkeiten melden und gelegentlich mehr freischalten, als man erwarten würde.

Auch der Hinweis, dass bestimmte Player oder alternative Betriebssysteme die Videoeinheit direkter ansprechen, wird immer wieder genannt. Ob das im Einzelfall wirklich eine spürbare Verbesserung bringt, bleibt offen. Bemerkenswert ist jedoch, wie viele Anwender inzwischen genauer hinschauen als früher.

Ein Blick auf die Alternativen von HEVC

Während Hersteller bei HEVC sparen, wächst der Druck auf andere Formate. AV1, ein lizenzfreier Codec, wird inzwischen von Anbietern wie Google, Netflix oder Meta aktiv gefördert. Neue GPU-Generationen besitzen ab Werk AV1-Hardwaredecoder, während VP9 vor allem im Streaming weiterhin eine wichtige Rolle spielt.

Damit vollzieht sich ein stiller Trendwechsel. HEVC bleibt wichtig, verliert aber an strategischer Bedeutung. Für Hersteller, die jede zusätzliche Lizenz vermeiden wollen, ist dieser Wechsel zu offenen Formaten bequem.

Linux als Ausweg

Ein alternativer Weg, der öfter genannt wird, ist der Wechsel auf Linux. Da Windows 10 seinem Ende entgegengeht, erscheint manchen die Idee eines Wechsels weniger abwegig. Linux spricht die Media-Engine vieler Systeme direkter an und umgeht damit einige Hürden, die unter Windows entstanden sind.

Gerade bei Dell liest man häufig, dass die Unterstützung unter Linux erstaunlich reibungslos läuft. Ob das im Alltag tatsächlich eine Verbesserung bringt, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Trotzdem taucht der Gedanke zunehmend auf, meist genau dann, wenn Nutzer zum dritten Mal über dasselbe Windows-Problem stolpern.

HEVC wird zum Nadelöhr für Plex und Jellyfin

Auch bei Mediaservern wie diesen zeigt sich die Einschränkung deutlicher, als vielen bewusst ist. Beide verlassen sich auf die Hardwarebeschleunigung der GPU, um 4K-Material, HDR-Videos und 10-Bit-Inhalte sauber darzustellen. Wenn Windows die HEVC-Funktion jedoch nicht freischaltet, fällt diese Beschleunigung ersatzlos weg. Die Dienste greifen automatisch auf Transcoding per Software zurück und genau dort beginnt das Problem.

Für klassische Full-HD-Streams reicht das oft noch aus. Sobald jedoch 4K ins Spiel kommt, kippt die Balance. Jellyfin gerät ins Stocken, Plex läuft heiß und selbst leistungsstarke CPUs wirken überfordert, obwohl die Hardware eigentlich alle erforderlichen Komponenten mitbringt. Der Mediaserver klingt dann wie ein startendes Flugzeug, obwohl er theoretisch kaum etwas tun müsste.

Jellyfin, Media Player

Jellyfin ist davon besonders stark betroffen, da der Dienst transparenter arbeitet und konsequent auf offene Schnittstellen setzt. Der Marktführer Plex kann manches kaschieren, erreicht am Ende aber das gleiche Ergebnis. Ohne freigeschaltete HEVC-Einheit wird jeder anspruchsvollere Stream zur Belastungsprobe.

Viele Anwender stellen deshalb fest, dass die gleiche Hardware unter Linux mehrere 4K-Streams mühelos schafft, während Windows mit denselben Dateien bei einem einzigen 4K-Stream ins Schwitzen gerät. Das liegt nicht daran, dass die verwendete Hardware zu schwach wäre. Nein, es geht um die 99 Cent. Das Problem liegt darin begründet, dass eine einzelne Lizenzfrage darüber entscheidet, ob Plex und Jellyfin problemlos laufen darf oder es die Hardware ständig an ihre Grenzen und darüber hinaus bringt.

Der kleine politische Unterton

Am Rande lohnt sich ein Blick auf den Digital Markets Act der meist inkompetenten EU. Er zwingt große Plattformen zu mehr Transparenz und verbietet, zentrale Funktionen willkürlich zu verstecken oder zu blockieren. Codec-Lizenzen sind aktuell nur ein Randthema, könnten aber künftig stärker in den Fokus rücken, wenn grundlegende Medienfunktionen ohne klare Kommunikation eingeschränkt werden.

Ein Detail, das erst beim Kauf entscheidend wird

Wer regelmäßig mit 4K- oder 10-Bit-Material arbeitet, spürt die Einschränkung sofort. Die Hardware unterstützt HEVC, doch das bedeutet nicht, dass man diese Funktion auch aktiv nutzen kann.

Beim nächsten Kauf lohnt es sich daher, einen genauen Blick auf die technischen Angaben und Erfahrungsberichte zu werfen. Außerdem muss man prüfen, ob der Hersteller die Lizenzierung vollständig abdeckt. Denn im Zweifel entscheidet nicht die Hardware über die Fähigkeiten eines Systems, sondern die Software, die sie ausbremst oder freigibt. Oder anders gesagt: die 99 Cent für die HEVC-Videoerweiterung machen den entscheidenden Unterschied aus.