Gesichtserkennungssoftware
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Gesichtserkennungssoftware hielt unschuldigen Schwarzen für Täter

Fälschlicherweise wurde ein Afro-Amerikaner von der Polizei abgeführt. Die eingesetzte Gesichtserkennungssoftware schlug ihn als Täter vor.

Die Rassismus-Vorwürfe gegen US-amerikanische Ordnungshüter und ihre Methoden reißen nicht ab. Nun gibt es Diskussionen rund um die umstrittene Gesichtserkennungssoftware. Der Grund: Die erste bekannte unrechtmäßige Verhaftung mithilfe der Technologie traf ausgerechnet einen Afroamerikaner. Die American Civil Liberties Union (ACLU) reichte eine Beschwerde bei der Polizei Detroit ein.

Vor der Familie abgeführt

Die Geschichte fasste die ACLU in einer offiziellen Beschwerde zusammen. Einige US-amerikanische Medien wie CNN berichteten ausführlich über die Panne der Gesichtserkennungssoftware – oder viel mehr der Ermittler.

Robert Williams fuhr in die Einfahrt seines Hauses in Farmington Hills, Michigan, als ein Polizeifahrzeug erschien und ihn blockierte. Beamte nahmen den völlig verdutzten Williams unter Arrest. Seine Frau und seine Kinder sahen derweil von ihrer Haustür zu, wie ihn Polizisten in ein Untersuchungsgefängnis in Detroit brachten.

Gesichtserkennungssoftware gab „entscheidenden“ Hinweis

ACLUDie Polizei in Detroit vermutete zu diesem Zeitpunkt, dass Williams für den Diebstahl mehrerer Uhren aus einem örtlichen Shinola-Luxusgüterladen verantwortlich war. In einer Erklärung sagt die Polizei, die eingesetzte Gesichtserkennungssoftware habe den Hinweis geliefert.

Die Technologie sei allerdings lediglich ein investigatives Werkzeug, das die Ermittler „zur Generierung von Hinweisen verwendet“. Deshalb erfordere eine Verhaftung eigentlich neben zusätzlicher Ermittlungsarbeit auch bestätigende Beweise. Die Software stammt Medienberichten zufolge angeblich von einer Firma namens DataWorks Plus.

Wie Gesichtserkennungssoftware: Wachmann hielt Williams für Täter

Laut der Beschwerde der ACLU stellte die Polizei von Detroit der Staatspolizei von Michigan die Videoüberwachung eines Schwarzen zur Verfügung. In dieser war zu sehen, wie die Person Uhren aus einem Shinola-Laden stiehlt. Das Filmmaterial lief durch ein Gesichtserkennungssystem und schlug ein Foto von Williams als mögliche Übereinstimmung vor.

Dennoch zeigte die Polizei einem Shinola-Sicherheitsbeamten eine ganze Reihe Aufnahmen des Kopfes. Der Mitarbeiter war nicht Zeuge des Diebstahls, hatte sich aber das Video wohl als erster angesehen. Anscheinend wollten sich die Beamten eine zweite Meinung holen. Der Wachmann identifizierte Williams dann wie die Gesichtserkennungssoftware als den Verdächtigen. Irrtümlicherweise, wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte. Der Schuldige sah allerdings in echt überhaupt nicht aus, wie die Person in dem Video. Der zu Unrecht Beschuldigte saß fast 30 Stunden in Haft.

ACLU und Opfer fordern öffentliche Entschuldigung

Mit der Beschwerde erhoffen sich die ACLU und Williams, dass sich die Polizei von Detroit öffentlich bei Williams und seiner Familie entschuldigt. In der Beschwerde wird auch nach allen Aufzeichnungen der Ermittlungen im Zusammenhang mit Williams‘ Verhaftung gesucht. Des Weiteren fordern sie die Polizei von Detroit auf, die Gesichtserkennungssoftware nicht länger als Instrument einzusetzen.

Tarnkappe.info

Über

Student und schon lange im Journalismus unterwegs. In der Vergangenheit Mitarbeiter für eine Vielzahl von klassischen Printzeitungen und Newsportalen. Erst für Lokalredaktionen, dann Sport und Gaming, seit Anfang 2020 im Dienst für die Tarnkappe. Abseits davon bin ich vor allem interessiert an Geopolitik, Geschichte und Literatur.