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Facebook: Unerlaubte Daten-Nutzung betrifft 50 Millionen User

Cambridge Analytica zapfte von Facebook für den Präsidentschafts-Wahlkampf von Donald Trump Daten von über 50 Millionen Nutzern ab.

Wie New York Times, Guardian und Facebook mitteilen, haben Datenanalysten der Organisation Cambridge Analytica im Jahre 2014 etwa 50 Millionen gesammelte, private Userdaten des sozialen Netzwerks Facebook dazu genutzt, um eine Analysesoftware zu entwickeln, die Donald Trump beim Wahlkampf unterstützte. Ein Mitbegründer von Cambridge Analytica, Christopher Wylie, verriet nun Details.

Cambridge Analytica zapfte massenweise Daten von Facebook ab

So bot Psychologe Aleksandr Kogan, der an der Universität Cambridge forscht, auf Facebook im Rahmen eines Forschungsprogramms über eine App mit Namen thisisyourdigitallife einen Persönlichkeitstest an, an dem sich 270.000 Personen, die teilweise auch dafür bezahlte wurden, beteiligen. Zudem konnte er jedoch über die Schnittstelle der App auch auf Daten der Freunde der Teilnehmer an dem Test zugreifen, also auf insgesamt 50 Millionen Profildaten. Diese hat er von den Facebook-Servern heruntergeladen und später an Cambridge Analytica weitergegeben.

Die Organisation Cambridge Analytica haben diese Daten dann dazu genutzt, um darauf aufbauend eine Analysesoftware zu entwickeln. Diese sollte das Verhalten von US-Wählern vorhersagen und deren Vorlieben und Ängste herausfinden sollten. Stets ging es darum, Donald Trump beim Wahlkampf zu unterstützen. Die 50 Millionen Datenprofile entsprachen etwa einem Viertel der US-Wählerschaft und einem Drittel aller in den USA ansässigen Facebook-Nutzer. Jedoch sind die Daten dafür unrechtmäßig weitergegeben worden. Denn der Großteil der User, dessen Daten dafür genutzt wurden, wusste davon nichts. Außerdem hat niemand der Weitergabe ihrer Daten an Cambridge Analytics zugestimmt.

Facebook gerät zunehmend unter medialen Druck

Nach den Berichten gerät Facebook nun zunehmend unter stärkeren politischen Druck. So fordern Abgeordnete in den USA und Europa Antworten von der Facebook-Spitze um Mark Zuckerberg, auch Großbritannien hat Untersuchungen eingeleitet. Es könnte Facebook mit der Datenweitergabe an Cambridge Analytica gegen Datenschutzrichtlinien der US-Verbraucherschutzbehörde verstoßen haben.

Bis zu zwei Billionen Dollar Strafe könnte Facebook drohen (Bis zu 40.000 Dollar Strafe müssen Unternehmen pro Verstoß gegen die Richtlinie zahlen). Die US-Aufsichtsbehörde FTC habe bereits Ermittlungen zu dem Fall eingeleitet. Im Kern gehe es bei den Ermittlungen um die Frage, ob das soziale Netzwerk der Datenanalysefirma Cambridge Analytica erlaubt habe, an einige Nutzerinformationen zu gelangen, obwohl dies gegen die Richtlinien verstoße. Aber auch Cambridge Analytica ist ins Visier geraten. Die britische Datenschutzbehörde beantragte einen Durchsuchungsbefehl für die Londoner Zentrale von Cambridge Analytica.

Wie will man die Daten künftig besser schützen?

Dazu schalteten sich auch deutsche Behörden in den Fall ein. Bundesjustizministerin Katarina Barley forderte, Facebook müsse sich an geltendes Datenschutzrecht halten. Zudem solle das Unternehmen erklären, wie es künftig die Daten seiner Nutzer besser schützen will. „Wenn die persönlichsten Interessen von Millionen Facebook-Nutzern für die Trump-Kampagne ausgeforscht wurden, dann ist das eine neue Qualität des Missbrauchs persönlicher Daten“, sagte Barley der „Passauer Neuen Presse“.

Die in Deutschland für Facebook zuständige Hamburger Datenschutzbehörde verlangt ebenso Auskunft. Er will wissen, ob etwa deutsche Nutzer von einem solchem Datenmissbrauch bedroht sind. Denn „vielen Nutzern ist nicht bewusst, dass Facebook weitere Schnittstellen bietet, über die Dritte ihre Profilinformationen abgreifen können“, erklärte Behördenleiter Johannes Caspar.

Der Zuckerberg-Konzern blieb untätig

Obwohl Facebook seit über zwei Jahren von der Verwendung der Daten durch Cambridge Analytica weiß, blieben sie bis noch vor wenigen Tagen untätig. Die betroffenen Nutzer wurden nicht über den Datenmissbrauch benachrichtigt. Einzig schloss Facebook am Samstag Cambridge Analytica und dessen Mutterkonzern SCL von seinem Netzwerk aus und verlangte wiederholt eine Löschung der Daten. Kurz darauf wurde zudem das Konto des Whistleblowers Christopher Wylie, der dem Guardian die Informationen zu der Datenaffäre lieferte, gelöscht.

Grafik geralt, thx! (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.