Die aktuelle Situation führt bei Menschen zu Verunsicherung. Kriminelle nutzen die Situation aus, um sich mittels Cybercrime zu bereichern.
Angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus (Sars-CoV2) versuchen Kriminelle, aus den Ängsten und Bedürfnissen der Menschen Profit zu schlagen. Demnach finden zunehmend bewährte, alte Cybercrime-Tricks, zugeschnitten auf die neuen Bedingungen, Anwendung. Medienberichte darüber häufen sich. Unter anderem informiert auch der aktuelle Spiegel (Paywall) von einer Vielzahl solcher Fälle.
Cybercrime: altbewährte Methoden an neue Situation angepasst
Während in Zeiten der anhaltenden Corona-Krise Regierungen in ganz Europa ihre Bemühungen zur Bekämpfung der weltweiten Verbreitung des Coronavirus mit verschiedenen Maßnahmen verstärken, nutzen Gauner die außergewöhnliche Situation zur eigenen Bereicherung mittels Cybercrime skrupellos aus. Kaum hatte beispielsweise der Bundesrat einem Rettungsplan für Selbstständige und Kleinunternehmen zugestimmt, warten Kriminelle bereits mit einer professionellen Website auf. Diese hatte man extra hierfür passend zugeschnitten. Über Callcenter im Ausland wies man Geschäftsleute gezielt auf die neue Offerte im Netz hin. Man hatte es in der Webseite auf die personen- und firmenbezogene Daten abgesehen, die die Hilfesuchenden vor einer angeblichen Finanzspritze eingeben mussten.
Webseiten, die vorgeben, Unternehmer finanziell zu unterstützen: Abzocke oder Soforthilfe garantiert?
Beamte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg gaben an, auf der betreffenden Internetseite bot man sogar Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge zur staatlichen Soforthilfe an. Die Gauner versprachen, 30.000 Euro sofort auszuzahlen, sofern man dazu bereit wäre, ein paar Angaben zur eigenen Person oder dem Unternehmen, mit ihnen zu teilen. Ralf Michelfelder, Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, warnt.
„Die Betrüger machen sich die Sorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Corona-Virus schamlos zunutze. Das ist eine besonders abstoßende und niederträchtige Vorgehensweise skrupelloser Krimineller“.
Beim Cybercrime stets aktuell: der uralte Enkeltrick
Auch der Enkeltrick kommt einher in neuem Cybercrime-Gewand. Hierbei locken Kriminelle insbesondere ältere Menschen in die Falle. Sie geben sich am Telefon als Angehörige aus und behaupten, dass sie mit dem Corona-Virus infiziert seien. Sie bräuchten eine sofortige finanzielle Unterstützung für ihre Behandlung. Ihre Opfer bitten sie um Geld. Ein Freund wäre gerne bereit, es für sie abzuholen. Michelfelder rät hier: „Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen“. Generell sei stets Misstrauen angebracht, sobald Anrufe mit Geldforderungen verbunden seien. Die Polizei empfiehlt in einer solchen Situation:
- Fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, den Namen des Enkels, der Nichte usw. selbst zu nennen. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, den Namen vorher preiszugeben.
- Rufen Sie auf der Ihnen bekannten Telefonnummer des Verwandten zurück.
- Wenn Sie Anrufer nicht sofort erkennen: Fragen Sie nach Dingen oder Begebenheiten, die nur der echte Verwandte kennen kann.
- Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis.
- Wenden Sie sich sofort an die Polizei unter 110, wenn Sie einen Betrug vermuten.
Fakeshops mit Atemschutzmasken & Desinfektionsmitteln hoch im Kurs
Aber auch vor Fake-Shops muss man sich derzeit verstärkt vorsehen. Betreiber von solchen gefälschten Online-Plattformen reagieren besonders auf den neuen Bedarf an Atemschutzmasken oder Desinfektionsmitteln. Sie bieten diese Artikel in der Hoffnung auf hohen Absatz an, da die Produkte auf dem freien Markt nur unzureichend vorhanden sind. Bestellt man hier etwas aus deren Angebot, erhält man keine Ware und kann auch das eingezahlte Geld unter Verlust abbuchen. So nahm das US-Justizministerium die Seite „coronavirusmedicalkit.com“ vom Netz, auf der man für nur fünf Dollar Versandgebühr ein angebliches Testkit inklusive Impfstoff der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versprach zu verschicken. Wie Europol meldet, konzentrierte sich eine von deren Mitarbeitern unterstützte Untersuchung auf die Übertragung von 6,6 Mio. EUR durch ein Unternehmen an eine Firma in Singapur, um Alkoholgele und FFP3 / 2-Masken zu kaufen. Die Ware hat man nie erhalten.
Worauf muss ich beim Online-Einkauf achten?
Zur Prävention von Cybercrime hält die Poizei Hinweise bereit.
- Stets ist Vorsicht geboten, wenn die Ware ungewöhnlich günstig ist oder die Seitenbetreiber offensiv mit einer ständigen Verfügbarkeit ansonsten schwer erhältlicher Produkte werben.
- Finger weg, wenn das Impressum gar nicht oder nur unvollständig vorhanden ist!
- Gefahr droht auch, wenn man im Online-Shop die Ware ausschließlich gegen Vorkasse bestellen kann.
Aber eigentlich müssten auch dem letzten Surfer derartige Vorsichtsmaßnahmen bzw. Verhaltensregeln bekannt sein. Wäre das so, würden die Cyberkriminellen andererseits mangels Umsatz keine neuen Fakeshops mehr ans Netz bringen. Die Polizei rät vor einem Online-Einkauf zu folgenden Verhaltensweisen:
- Ein paar Minuten suchen hilft oft weiter! Recherchieren Sie den Shop, über den Sie bestellen möchten im Internet. Sollte es sich um einen Fake-Shop handeln, so gibt es ggf. schon Warnhinweise.
- Nutzen Sie seriöse Bezahldienste oder kaufen Sie auf Rechnung.
- Tätigen Sie keine Spontan- oder Panikkäufe. Sichten Sie alle Angebote in Ruhe.
- Wenn Sie den Verdacht haben, dass es sich um einen Fake-Shop handelt, wenden
Sie sich an die zuständige Polizeidienststelle.
Malware- und Phishing-Mails werden noch immer verschickt
Doch auch mit Malware- und Phishing-Mails nutzten Cybercriminelle die aktuelle Lage zu ihren Gunsten. So würden beispielsweise bereits seit Mitte März entsprechende E-Mails von vermeintlichen Sparkassen verschickt. Man bekommt mitgeteilt, Filialen werden geschlossen, „da die Gesundheit der Kunden und der Mitarbeiter »uns sehr am Herzen« liege. Weil die Sparkassenangestellten aber telefonisch, per E-Mail und im Onlinechat zur Verfügung stünden, sollten sich die »Kundinnen und Kunden« zwei Minuten Zeit nehmen, um Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. »Prävention ist keine Hysterie, und Ignoranz ist auch kein Mut!«, so endet das wohlformulierte Schreiben, »Ihr Sparkassenverband«.“
Cybercrime in Corona-Zeiten: ein Résumé
Kriminaloberrat Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, zieht gegenüber dem Spiegel ein erstes Résumé:
„Sehr schnell nach Beginn der Coronakrise mussten wir feststellen, dass die Betrüger keine neuen Tricks erfinden, sondern bekannte Modi Operandi einfach an die aktuelle Lage anpassen. Es ist schamlos und perfide, wie Kriminelle auf die Verunsicherung in der Bevölkerung setzen.“
Tarnkappe.info