Verschlüsellungs-Umgehung
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Verschlüsselungs-Umgehung: EU-Zusammenarbeit mit Five Eyes

Hinsichtlich der Frage nach einer Verschlüsselungs-Umgehung streben die EU-Staaten künftig eine Zusammenarbeit mit den Five Eyes an.

Die EU-Staaten beziehen die angelsächsischen Geheimdienstallianz der „Five Eyes“ in ihre Pläne bezüglich einer Verschlüsselungs-Umgehung bisher sicherer digitaler Verschlüsselung mit ein. Dokumente der deutschen EU-Ratspräsidentschaft an die EU-Mitgliedsstaaten, die das belegen, liegen der Süddeutschen Zeitung vor. Im Bündnis „Five Eyes“ wirken die USA, Großbritannien (UK), Kanada, Australien und Neuseeland zusammen. Das Spionage-Netzwerk ging 1946 aus der britisch-amerikanischen „UKUSA“ hervor.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, würde der Inhalt der Erklärung „End-to-End-Encryption and Public Safety“ der Five-Eyes-Länder, einschließlich Indiens und Japans, einer Aufforderung an Unternehmen, Zugang zu verschlüsselten Inhalten zu gewähren, teilweise dem EU-Dokument „Empfehlungen für den künftigen Umgang mit dem Thema Verschlüsselung“ vom 16. November, ähneln. In beiden Papieren wird dabei ein „rechtmäßiger Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation“ mittels Verschlüsselungs-Umgehung verlangt. Das EU-Dokument fordert die EU-Mitgliedsstaaten unter Punkt sechs dazu auf, sich zu dem Thema „eng mit den Initiatoren des Papiers „End-to-End-Encryption and Public Safety“ austauschen“.

Gratwanderung Verschlüsselungs-Technik

Überwachung

Die EU-Innenminister wollen künftig entschiedener gegen Terrorismus vorgehen. Wegen der E2E-Verschlüsselung von Messengern sehen sie allerdings ihre Pläne gefährdet. Aktuell legten sie in einer gemeinsamen Erklärung dar, dass Behörden dennoch Zugang erhalten müssen. Hierbei will man sowohl der Polizei, als auch den Geheimdiensten Informations-Zugang gewähren. Die Daten-Öffnung solle sich einerseits auf Verbindungsdaten (Vorratsdatenspeicherung) und andererseits auch auf verschlüsselte Inhaltsdaten erstrecken. Wegen der tiefen Einschnitte in die Grundrechte der Menschen, stehen beide Erhebungsarten unter massiver Kritik. Zwar heißt es, „digitale Beweise“ seien von den zuständigen Behörden im Einklang mit den Gesetzen zu erheben und auszuwerten. Wie man dabei jedoch „die Vertrauenswürdigkeit der Produkte und Dienstleistungen erhalten“ will, die auf E2E-Verschlüsselungs-Techniken basieren, darauf bleibt man bisher die Antwort schuldig.

Wie nun aus beiden Dokumenten, sowohl aus dem der „Five Eyes“, als auch aus den Papieren der EU, hervorgeht, soll eine Allianz aus Telekom-Anbietern, Tech-Unternehmen und Behörden eine gemeinsame Lösung schaffen. Deren Aufgabe soll es sein, eine E2E-Verschlüsselung zu entwickeln, mit denen Ermittler einerseits auf die verschlüsselten Inhalte zugreifen können, ohne jedoch andererseits die Verschlüsselung zu schwächen. Bekannte Möglichkeiten zur Umsetzung würden gleichermaßen in der Schaffung eines Nachschlüssel, aber auch im Öffnen von Hintertüren oder im Einsatz von Staatstrojanern liegen.

Verschlüsselungs-Umgehung stößt auf erneute Kritik

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Martin Blatter, Chef des Messenger-Dienstes Threema, kritisierte infolge solche Forderungen nach einem Aufweichen der Verschlüsselung, berichtet die Welt am Sonntag.

„Diese Forderungen nach einem Generalschlüssel zeugen von der Unbedarftheit der Behörden. Technisch sei das gar nicht möglich. „Wir haben gar keinen Generalschlüssel, den wir hinterlegen könnten. Die Verschlüsselung wird von den Nutzern vorgenommen und nicht von uns.“

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.