Wie gut funktioniert das auf der Cubbit Cell aufbauende Cloud System in der Praxis? Verträgt das System den Ausfall der eigenen Bienenwabe?
Nachdem ich mir die Cubbit Cell von innen angesehen habe, gilt es nun auszuprobieren, wie gut das System vom Cubbit im Zusammenspiel von Hardware, Software und Cloud funktioniert.
Was ist Cubbit beziehungsweise die Cubbit Cell?
Bei Cubbit handelt es sich um ein Unternehmen, welches es sich zum Ziel gesetzt hat, eine Speicherlösung zu entwickeln, die die Vorteile von lokaler Hardware und einer Cloudlösung kombinieren möchte.
Die Daten sollen vom Benutzer von überall ausgelesen werden können, einen lokalen Ausfall der Hardware überstehen und keine laufenden Kosten verursachen. Dazuverschlüsselt man die Daten per AES256 auf jeder Cubbit Cell komplett Ende-zu-Ende mit einem nur für den jeweiligen Nutzer zugänglichen Token. Anschließend verteilt man die Daten über ein von BitTorrent abgeleitetes Protokoll auf andere „dem Schwarm“ angebundene Cubbit Cells von anderen Nutzern.
Oder wie Cubbit selbst schreibt:
Wir schaffen eine 100% private, sichere und umweltfreundliche Cloud-Speicherlösung.
Unsere auf Zero-Knowledge basierende, verteilte Architektur wird von Peer-to-Peer-Zellen (Cells) im Nutzerbesitz angetrieben? zusammen bilden sie den Schwarm (The Swarm). Diese einzigartige Architektur hat drei entscheidende Vorteile: Die Nutzer haben immer die volle Kontrolle über ihre Dateien, die höchstmögliche Sicherheit und keine Notwendigkeit für umweltbelastende Datenzentren.Lassen Sie uns gemeinsam das Internet verändern. Treten Sie dem Schwarm bei.
Übersetzter Auszug von Cubbit
Cubbit Cell – Lieferumfang und Anschlüsse
Die Bienenwabe kommt in einer schlichten Verpackung aus Pappe. Im Lieferumfang sind neben der Cubbit Cell ein 12V/2A Hohlstecker-Netzteil und ein RJ45-Netzwerkkabel enthalten. Die kleine Box verfügt über insgesamt drei Anschlüsse. Auf der einen Seite die Netzteilbuchse, auf der anderen Seite ein USB-A 3.0 Port und eine Netzwerkbuchse.
Cubbit Hatch– oder auch Beta
Die Cubbit Cloud nennt sich aktuell Cubbit Hatch (Cubbit in the making). Wie der Name schon andeutet, sind daher noch nicht alle geplanten Features verfügbar. Seit dem Start 2020 hat man aber mittlerweile die meisten Funktionen implementiert. Aktuell fehlen noch eine Smartphone-App, der direkte, temporäre Upload auf die Cubbit Cell und weitere Performance-Verbesserungen.
Auf die eigenen Daten kann über den Browser zugegriffen werden. Zusätzlich lässt sich auch eine Desktop-App installieren (Windows, macOS und Linux), um die Daten auf der eigenen Festplatte wie bei OneDrive oder Dropbox zu synchronisieren.
Cubbit im Browser
Neben der Desktop-App kann auch über den Browser auf die eigenen Dateien zugegriffen werden. Das Design erinnert an Dropbox im Dunkelmodus. Über die Oberfläche können beliebige Dateien hoch- und heruntergeladen werden.
Auch ist es möglich, Dateien für andere bereitzustellen. Dazu muss man lediglich ein Link generieren, den man dann anschließend teilen kann.
Registrierung bei Cubbit und der Cubbit Cell
Die Registrierung erfolgt wie bei einem Online-Service üblich über eine Mail-Adresse und ein Kennwort. Anschließend wird man gebeten, seine Wiederherstellungspassphrase sicher abzulegen. Ohne diese Passphrase ist es später nicht möglich, sollte man sein Kennwort in Zukunft vergessen, dieses zurückzusetzen. Damit wären dann alle eigenen Daten verloren.
Anmelden der Cubbit Cell
Um den Speicherplatz der Cubbit Cell zu verwenden, verbindet man diese zunächst per LAN an das eigene Netzwerk. In den Einstellungen der Desktop App bindet man die Bienenwabe dann an den eigenen Account. In der Regel wird sie im Heimnetzwerk auch automatisch erkannt und die ID der Cell muss nicht manuell eingegeben werden.
Weiterhin kann am USB-A 3.0 Port der Cubbit Cell auch noch ein USB-Stick oder eine externe Festplatte angeschlossen werden, um den Speicher nachträglich zu erweitern. Wie auch bei der internen Festplatte des Geräts ist nur die Hälfte des Speichers nutzbar.
Ich habe zum Test einen 128 MB (sic!) USB-Stick verwendet. Damit hatte sich der nutzbare Speicher um knapp 64 MB erweitert. Dazu wurde der Stick nach einer Sicherheitsabfrage auf ext4 formatiert. Leider wurden bisher keine Daten auf dem USB-Stick abgelegt. Lediglich eine versteckte Datei mit einer ID liegt im Wurzelverzeichnis des Sticks.
Warum ist nur die Hälfte des Speichers nutzbar?
Die in der Cubbit Cell abgelegten Daten werden verschlüsselt und auf alle Cubbit Cells im weltweiten Cubbit Netzwerk verteilt. Die eigenen Daten liegen somit nicht (nur) auf dem eigenen Speicher. Zudem liegen die Daten vieler anderer Nutzer auf der eigenen Cubbit Cell. Dabei werden die Daten redundant gespeichert, sodass bis zu einem Drittel aller Cubbit Cells (Der Schwarm) weltweit ausfallen könnte, ohne dass es zu einem Datenverlust kommt. Genau aus diesem Grund kann nur ein Teil des Speichers aktiv verwendet werden.
Aus diesem Grund ist in meinem Testgerät, welches als Cubbit Cell 512 GB bezeichnet wird, eine 1 TB Festplatte verbaut.
Wichtige Praxisfragen
- Wie schnell ist der Upload?
- Wie schnell ist der Download?
- Funktioniert der Download, wenn die eigene Cubbit Cell Hardware defekt ist?
- Funktioniert der Download, wenn das Internet nicht verfügbar ist?
- Wie hoch ist der Stromverbrauch?
Wie schnell ist der Upload?
Ich habe aktuell eine auf Kabel basierende Internetleitung mit 120 Mbit/s Download und 10 Mbit/s Upload.
Der Upload von kleineren Testdateien läuft, ist nach einem Wimpernschlag erledigt. Zum Test von größeren Dateien habe ich mehrere Testfiles mit circa 1 GB Größe verwendet. Der Upload hat dort jeweils circa 20 Minuten gedauert. Umgerechnet wären das in etwa 3 Mbit/s.
Wie schnell ist der Download?
Nachdem ich Cubbit Hatch in einer Windows 8.1 VM installiert hatte, dauerte dort der Download der je 1 GB großen Dateien wieder ungefähr 20 Minuten.Umgerechnet sind das auch wieder in etwa 3 Mbit/s.
Fazit Upload und Download
Die Geschwindigkeit von nur 3 Mbit/s beim Upload und Download ist weniger, als ich erwartet hätte. Die langsame Upload-Geschwindigkeit ist zumindest im Internet-Entwicklungsland Deutschland zu verschmerzen. Der Download aber ist für eine ernsthafte Nutzung viel zu langsam.
Für den Upload hat Cubbit eine Lösung oder mehr einen Workaround geplant. Dabei kopiert man die Daten nicht sofort in der Cubbit Cloud, sondern zunächst vom Rechner auf die eigene Cubbit Cell. So muss der eigene Computer zumindest nicht länger als nötig eingeschaltet bleiben.
Allgemein arbeitet Cubbit daran, die Geschwindigkeit im Allgemeinen zu verbessern. Dies wird sicher auch daran hängen, wie viele Nutzer das System auf lange Sicht wirklich hat und halten kann.
Funktioniert der Download, wenn die eigene Cubbit Cell Hardware defekt ist?
Ich hatte die Cubbit Cell nach dem Upload der Dateien für mehrere Wochen abgeschaltet. Auch hatte ich die Cubbit Software auf meinem System nicht korrekt beendet. Trotzdem konnte ich über den Browser auf alle meine Dateien problemlos zugreifen.
Funktioniert der Download, wenn das Internet nicht verfügbar ist?
Leider ist für den Zugriff auf die eigenen Dateien zwingend eine Internetverbindung notwendig. Um das zu testen, habe ich einfach meinen Router vom Internet genommen. Die Cubbit Cell war eingeschaltet. Der Zugriff über den Browser war so natürlich nicht möglich. Aber auch der Cubbit Hatch Software hat keine neuen Dateien bereitgestellt. Hintergrund ist, dass die eigene Cubbit Cell die eigenen Dateien nicht vollständig speichert.
Fazit Ausfallsicherheit
Durch die Verteilung der eigenen Daten auf alle Cubbit Cells weltweit, ist es unerheblich, ob die eigene Cubbit Cell noch betriebsbereit ist. Der Zugriff auf die eigenen Daten bleibt weiterhin möglich. Wie oben geschrieben verträgt das System einen Ausfall von einem Drittel der Geräte. Dabei sorgt das System selbst dafür, dass bei einem Ausfall von Zellen die Daten erneut repliziert werden, sodass mehr als ein Drittel des Schwarms quasi gleichzeitig ausfallen müssten, damit es zu einem Datenverlust kommen kann.
Konzeptbedingt bedeutet das aber auch, dass die eigenen Daten nicht auf der eigenen Cubbit Cell lagern. Dies bedeutet, dass eine Internetverbindung zwingend erforderlich ist und nur der Zugriff auf das eigene Gerät nicht ausreicht.
Wie hoch ist der Stromverbrauch?
Die Cubbit Cell verwendet ein 12V/2A Hohlstecker-Netzteil. Im laufenden Betrieb wird diese Leistung aber kaum benötigt. Eine Messung mit einem Voltcraft Energy Logger 4000 ergab einen Energieverbrauch von 4.8 Watt im Durchschnitt. Bei einem Strompreis von 0,33 € pro kWh macht das knapp 14 € pro Jahr.
Weitere Auffälligkeiten
Beim automatischen Download der sechs Testdateien mit je 1.1 GB Größe vermeldete die Windows 8.1 nach einiger Zeit vollen Arbeitsspeicher. Die VM war mit insgesamt 8 GB ausgestattet, wovon sich einer der Cubbit Prozesse mehr als 6 GB genehmigte. Dies fiel aber nach erfolgreichem Download der Testdaten auf wenige MB zurück. Insgesamt verbrauchen alle Cubbit Prozesse im Normalbetrieb um die 300 MB Arbeitsspeicher. Bei einem weiteren Download einer großen Datei stieg der Speicherverbrauch erneut auf circa 1,5 GB an. Aber anschließend fiel er auf die üblichen 300 MB zurück.
Gesamtfazit Cubbit Cell
Der Upload und besonders der Download lässt aktuell noch zu wünschen übrig. Mit 3 Mbit/s liegt besonderes letztes in einem kaum vertretbaren Geschwindigkeitsbereich. Es bleibt abzuwarten, ob das in Zukunft besser wird.
Das Herunterladen der eigenen Dateien lief auch mit einer vom Netz getrennten Cubbit Cell einwandfrei. Leider erlaubt die aktuelle Architektur keinen Zugriff auf die eigenen Daten, sollte keine Internetverbindung zur Verfügung stehen.
Da in der Cubbit Cell kein Lüfter verbaut ist, hört man nur die gelegentlichen Festplattenzugriffe, die aber aufgrund von der verwendeten 2,5″ Festplatte nur in unmittelbaren Umgebung zu vernehmen sind. Auch der Stromverbrauch liegt mit knapp 5 Watt im absolut vertretbaren Bereich.
Wer sich für die verbaute Hardware interessiert und wissen möchte, wie die Cubbit Cell von innen aussieht, findet in meinem ersten Artikel zur Bienenwabe weitere technische Details. Genau wie die Toniebox und Tigerbox habe ich das Gehäuse geöffnet und einmal genauer hingesehen.