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Redtube-Abmahnungen: 600.000 Euro Umsatz in den ersten Tagen

Kurz nach dem Versand von 36.000 RedTube-Abmahnungen wurden schon 600.000 Euro eingesammelt. Insgesamt generiert man bis zu 9 Millionen Euro.

Bereits wenige Tage nach dem Versand von 36.000 RedTube-Abmahnungen haben Unbekannte an ein Schweizer Konto 600.000 Euro überwiesen. Laut Staatsanwaltschaft Köln wurden in der Angelegenheit kürzlich mehrere Durchsuchungsbeschlüsse ausgeführt. Einem Berliner Anwalt wirft man zudem vor, vorsätzlich einen falschen Eid geleistet zu haben.

Redtube-Abmahnungen extrem rentabel

Wahrscheinlich haben in den ersten Tagen bei einer durchschnittlichen Forderung von ca. 250 Euro rund 2.500 Betroffene / Geschädigte gezahlt. Weitere 9.000 Abmahnungen befanden sich in der Vorbereitung. Nachdem sich die Presse auf das Thema gestürzt hatte, sagte die Kanzlei Urmann + Collegen (U+C) den Versand ab. Thomas Urmann hat zwischenzeitlich seine Zulassung als Anwalt zurückgegeben. Er tat dies angeblich freiwillig. Grund soll die Verurteilung Urmanns wegen der Insolvenzverschleppung einer Wurstfabrik sein, die er zeitweise betrieben hat.

Als bekannt wurde, dass die Redtube-Abmahnungen möglicherweise rechtswidrig waren, versuchte eine deutsche Bank, das Konto zu sperren. Nach Informationen von Welt Online wurde die Bank juristisch zur Freigabe des Geldes gezwungen. Ein Großteil des Geldes floss daraufhin in die Schweiz ab. Ob es die Abgemahnten jemals aus der Schweiz zurückerhalten, darf man ernsthaft bezweifeln. Wer also kann etwas zur Aufklärung beitragen?

redtube startseite Tomas UrmannGute Geschäfte mit den Werken Dritter

Die Hausdurchsuchungen wurden offenbar angewiesen, um den Ruf der Justiz in NRW zu verbessern. Zahlreiche Zivilkammern des Landgerichts Köln hatten sich im Dezember 2013 offenbar auf ein Gutachten verlassen, welches den Anträgen zur Herausgabe der Anschlussinhaber der Deutschen Telekom beigefügt war. Manche Richter haben den Antrag abgelehnt oder weitere Fragen gestellt. Dennoch wurden einige Anschriften von Anschlussinhabern auf Antrag preisgegeben. Die Pornos, die man laut der Redtube-Abmahnungen angeblich widerrechtlich konsumiert hat, waren übrigens allesamt Fälschungen.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass man bei den sechs abgemahnten Pornos einfach Szenen von US-Pornos zusammengeschnitten hatte. Die Strichcodes der Cover der angeblichen Pornofilme, die man den Anträgen an das LG Köln beigefügt hatte, gehören zu einer Modemarke. Wahrscheinlich waren auch die Cover der Streifen nichts als Fälschungen. War an den Redtube-Abmahnungen überhaupt etwas echt?

richterhammer anwaltskammer urmann + collegenDie meisten Abgemahnten zahlten sofort aus Scham.

Sie wollten offenkundig verhindern, dass andere Familienmitglieder etwas von ihrem Pornokonsum mitbekommen. In den ersten Tagen sollen deswegen bereits 600.000 Euro auf einem deutschen Bankkonto eingegangen sein. Hätte die Kanzlei u + c die restlichen 9.000 Abmahnungen verschickt, wäre es noch viel mehr geworden. Wenn alle Abgemahnten bezahlt hätten, wären bei 36.000 verschickten Schreiben mit einer Summe von jeweils 250 Euro rein rechnerisch 9 Millionen Euro zusammengekommen. Die Gesamtsumme, die man mit den RedTube-Abmahnungen tatsächlich generieren konnte, ist leider nicht bekannt. Wohl aber, dass es sich bestimmt für alle Beteiligten finanziell ausgezahlt hat.

Anwalt Tobias Röttger spricht von den Redtube-Abmahnungen von einer „Abzocke unschuldiger Bürger“. Er begrüßt den (wenn auch späten) Einsatz der Staatsanwaltschaft. Die Erfahrung zeigt, reguläre Abmahnungen werden von den Empfängern gar nicht oder erst sehr viel später beglichen. Lange Zeit wurde von Herrn Urmann und dem Berliner Anwalt Daniel Sebastian ausgesagt, die Abmahnungen seien legaler Natur. Einige Monate später litt Urmann vor Gericht angeblich an Gedächtnislücken.

Bildquelle: Hot Gossip Italia – (CC BY 2.0)

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.