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Bildquelle: alexskopje

Onlinebetrug: Razzia gegen OK führte zu 106 Festnahmen

Die spanische und die italienische Polizei haben 106 Personen wegen Onlinebetrug verhaftet, die der Organisierten Kriminalität angehören.

In einer gemeinsamen Aktion haben die spanische Nationalpolizei (Policía Nacional), unterstützt von der italienischen Nationalpolizei (Polizia di Stato), sowie Europol und Eurojust, eine mit der italienischen Mafia in Verbindung stehende Gruppe der Organisierten Kriminalität aufgelöst. Die Maßnahme führte zu 106 Festnahmen. Den Verhafteten wird die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Onlinebetrug, Drogenhandel, Geldwäsche, Entführung, Urkundenfälschung und Körperverletzung vorgeworfen. Zudem sollen sie sich für Bedrohung, Nötigung, Diebstahl, Raub, Sozialversicherungsbetrug und illegalen Waffenbesitz verantworten müssen, gab Europol in einer gestrigen Pressemitteilung bekannt.

Den Verdächtigen wird konkret zur Last gelegt, Hunderte von Opfern durch Phishing-Angriffe betrogen zu haben. Die Bande war allerdings auch an anderen Arten von Onlinebetrug wie SIM-Swapping und Business-E-Mail-Kompromittierung (BEC) beteiligt. Anschließend hätten sie das Geld über ein breites Netzwerk von Geldmules und Briefkastenfirmen gewaschen. Allein im vergangenen Jahr wird der illegale Gewinn auf etwa 10 Millionen Euro geschätzt.

Organisation operierte von Teneriffa aus

Die Ermittlungen der Polizia di Stato begannen im Juni 2020. Man stellte zu der Zeit fest, dass eine Gruppe von Personen, die mit verschiedenen italienischen Mafia-Clans in Verbindung steht, auf Teneriffa ansässig war. Deren Aufgabe bestand offenbar darin, das Geld zu waschen, das man durch mehrere in Spanien, Deutschland, Irland, Italien, Litauen und dem Vereinigten Königreich begangene Computerverbrechen erlangte. Die Polizia di Stato gibt an:

„Dieses Geld wurde dann durch den Kauf von Kryptowährungen gewaschen oder in andere kriminelle Aktivitäten wie Prostitution, Drogen- oder Waffenhandel reinvestiert.“

Laut Europol setzten die Verdächtigen verschiedene Köder ein, um Opfer (meist italienische Staatsbürger, aber auch spanische, englische, deutsche und irische Ziele) davon zu überzeugen, Geld auf Bankkonten zu überweisen. Diese hat infolge das kriminelle Netzwerk kontrolliert. Europol informierte:

„Dieses große kriminelle Netzwerk war sehr gut in einer Pyramidenstruktur organisiert. Es umfasste verschiedenste Fachgebiete und Rollen. Unter den Mitgliedern der kriminellen Gruppe befanden sich Computerexperten, die die Phishing-Domains erstellt und den Cyber-Betrug durchgeführt haben. Weiterhin gehörten Anwerber und Organisatoren des Money Muling, Geldwäscheexperten, einschließlich Experten für Kryptowährungen dazu.“

Hochtechnisierte Organisation mit Mafia-Verbindungen deckte breite Palette an Onlinebetrug ab

Die Organisation war hochtechnisiert, was es ihr ermöglichte, gleich verschiedene Arten von Onlinebetrug abzudecken: Phishing, Smishing, Vishing, SIM-Swapping, CEO-Betrug und Hacking von Handelsunternehmen. All dies brachte der Gruppe enorme Einnahmen. Dieses Geld wurde, nachdem es auf kontrollierten Bankkonten eingegangen war, über ihre Unternehmen oder in Krypto-Vermögenswerten gewaschen und dann an die Mafiaorganisationen zurückgeleitet, führte die Polizia di Stato an.

Die Bandenmitglieder operierten vom Süden Teneriffas aus. Sie wuschen Geld für verschiedene italienische Mafiaclans, wie Casamonica, Camorra napolitana, Nuvoletta und Sacra Corona Unita. In einer Erklärung der Policía Nacional heißt es:

„Diese Gruppe von Kriminellen hatte es geschafft, sich niederzulassen und in verschiedene Gesellschaftsschichten einzudringen. Unter anderem Geschäftsnetzwerke, Anwaltskanzleien und Banken. Dieses Niveau der Einigung gab der Organisation nicht nur Straffreiheit für Geldwäsche, sondern auch für die verschiedenen kriminellen Aktivitäten dieser Mafiagruppen in Spanien.“

Organisation war extrem gewaltbereit

Zu diesen Aktivitäten gehörten Raubüberfälle und Körperverletzungen sowie die Beteiligung mehrerer ihrer Mitglieder an zwei verübten Morden. Die spanische Polizei informierte:

„Bei einer Gelegenheit entführten sie eine Frau und brachten sie, nachdem sie sie mit vorgehaltener Waffe bedroht hatten, zu einem Geldautomaten, um das gesamte Geld zu stehlen und 50 Online-Bankkonten für die Organisation zu eröffnen. Nach der Festnahme bedrohten sie das Opfer und ihre Angehörigen, um sie an der Aussage zu hindern.“

„Die extreme Gewalt dieser Gruppe hat sich auch in anderen kriminellen Handlungen manifestiert. Sie verprügelten, beraubten und erpressten sowohl Mitglieder der Organisation, die von internen Vorschriften abgewichen waren. Aber zudem andere Personen oder Unternehmen auf Teneriffa, die sich aus Angst vor Repressalien nicht meldeten. Auch das verschaffte ihnen ein erhebliches Maß an Straflosigkeit.“

Die Strafverfolgungsbehörden führten 16 Hausdurchsuchungen durch. Des Weiteren sperrten sie bisher 118 Bankkonten. Bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmten die Beamten verschiedene elektronische Geräte, 224 Kreditkarten, SIM-Karten und Point-of-Sale-Terminals, 12.615 Euro Bargeld sowie ein Elektroschockgerät. Zudem eine Marihuana-Plantage und Ausrüstung für den Anbau und Vertrieb.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.