Juwelenraub Dresden: Offenbar boten Unbekannte im Darknet zwei gestohlene Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe an. Auch der MDR mischte mit.
Reiche Beute machten Kunstdiebe Ende November im Grünem Gewölbe beim Juwelenraub Dresden und sorgten damit weltweit für Schlagzeilen. Jetzt soll laut einem Bericht der Bild-Zeitung ein Angebot aus dem Darknet eingegangen sein – ausgerechnet adressiert an eine angeblich zur Aufklärung engagierte Sicherheitsfirma. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dementierten jede Zusammenarbeit. Es gibt hierbei viele Fragen, aber keine Antworten.
Juwelenraub Dresden: 9 Millionen Euro in Bitcoin gefordert
Eine israelische Sicherheitsfirma soll von Unbekannten durch einen Darknet-Chat kontaktiert worden sein und ein Angebot für zwei Schmuckstücke erhalten haben. Dabei handelt es sich um die zwei wertvollsten Stücke des spektakulären Juwelenraubs, der bundesweit und international für Aufsehen sorgte. Das Achselband mit dem 50 Karat schweren „Sächsischen Weißen“ und der Bruststern des „Polnischen Weißen Adler-Ordens“ sind zwei von den zahlreichen gestohlenen Wertobjekten.
Der Gründer und Geschäftsführer von CGI, Zvika Nave, teilte gegenüber der Bild-Zeitung mit, dass sich nach dem Einbruch die Täter bei seiner Sicherheitsfirma gemeldet hätten. Nach eigenen Angaben überprüft das Unternehmen die Sicherheitsmaßnahmen im Grünen Gewölbe. Demnach bestünden die Täter bei ihren Forderungen auf 9 Millionen Euro – ausgezahlt in Bitcoin. Sie behaupteten, ihre Nachricht sei dank augeklügelter Verschlüsselungstechniken nicht zurück zu verfolgen.„Alle Informationen wurden in Echtzeit an die Dresdner Staatsanwaltschaft übergeben“, sagte Nave.
Sicherheitsfirma CGI wegen Juwelenraub Dresden in Erklärungsnot
Es häufen sich die Zweifel an der Plausibilität der Geschichte, denn viele Fragen sind noch offen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bestreiten eine Beauftragung der Firma CGI. Das Online-Business-Magazin „Globes“ hat hingegen am 09. Dezember darüber berichtet und behauptet, man habe CGI offiziell beauftragt, um den Juwelenraub Dresden aufzuklären.
Anders als in der Bild-Zeitung geschildert, seien laut Dresdener Staatsanwaltschaft überhaupt keine Hinweise von der Firma eingegangen. Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Dresden, Lorenz Haase, räumte allerdings ein, dass eine dritte Person oder Firma möglicherweise den Auftrag erteilte. „Ich kann nur sagen, dass wir es nicht waren. Im Moment deutet es ja mehr darauf hin, dass das, was die Firma bisher verbreitet hat, nicht ganz mit der Wahrheit übereinstimmt.“
MDR-Rechercheteam gab sich als Kaufinteressenten aus
Mit etwas Verzögerung haben die Kollegen vom Mitteldeutschen Rundfunk (mdr) über die gleiche E-Mail-Adresse der Kriminellen ihr Interesse an den gestohlenen Juwelen bekundet. Die Anfrage geschah natürlich ohne Preisgabe der wahren Absichten der Abnehmer. Die Einbrecher boten den under cover tätigen Mitarbeitern der MDR-Redaktion „Kripo Live“ u.a. ein drittes Schmuckstück zum Kauf an. Auch dafür verlangte man mehrere Millionen Euro in Bitcoin (BTC). Der genaue Preis geht aus dem mdr-Beitrag nicht hervor.
Man versuchte die Abwicklung des Deals zu beschleunigen, indem man den Interessenten androhte, man würde die Diamanten aus den Juwelen entfernen, um sie dann einzeln oder gesammelt zu verkaufen. So kann man natürlich auch versuchen, als Krimineller den Druck auf die potentiellen Käufer zu erhöhen. Weitere Details zu den Verhandlungen vom Juwelenraub Dresden sind hier bei „MDR Aktuell“ verfügbar. Fachleute gehen bei diesem neuen Angebot allerdings von Trittbrettfahrern aus. Offenbar wollte jemand schlichtweg die aktuelle Entwicklung zu seinen eigenen Gunsten ausnutzen.
Hintergrund: mit Axt ins Grüne Gewölbe
Das Grüne Gewölbe gehört zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ist die historische Museumssammlung der ehemaligen Schatzkammer der Wettiner Fürsten. Am Morgen des 25. Novembers 2019 durchtrennten die Täter die Fenstergitter und stiegen so in das Innere des Grünen Gewölbes im Erdgeschoss des Residenzschlosses ein. Dort schlugen sie mit einer Axt Löcher in die Vitrine und entwendeten die Juwelen. Derweil erwies sich die Suche nach den Tätern als schwer, denn um ihre Spuren zu verwischen, entleerten die Diebe Pulverfeuerlöscher.
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