facebook-hack, strafanzeige
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Bildquelle: Luca Sammarco, Lizenz

Strafanzeige gegen den Betreiber von Tarnkappe.info ergangen

Vor einem Jahr schickte die Polizei Bergisch Gladbach nach Eingang einer Strafanzeige eine Vorladung an den Betreiber von Tarnkappe.info.

Im idyllischen Bergisch Gladbach wurde im Frühjahr 2021 die Polizei gegen Lars Sobiraj aktiv. Da schon zwei Verfahren gegen mich eingestellt wurden, gelte ich in den Augen der Polizei offenkundig noch immer als verdächtig. Ich musste mich von meinem Anwalt belehren lassen, dass Polizisten bei der Einstellung von Verfahren nicht davon ausgehen, dass der Betroffene tatsächlich unschuldig ist. Eine Einstellung ist kein Freispruch. Der Kriminaloberkommissar, der die Durchsuchung im Jahr 2014 veranlasst hat, war auch mit der Bearbeitung der aktuellen Strafanzeige beschäftigt. Mit einer erneuten Durchsuchung ist immerhin nicht zu rechnen.

Eine Strafanzeige ohne Anhaltspunkte

Für die Strafanzeige gegen Lars Sobiraj hat der Ersteller keine Indizien und auch keine Beweise vorgelegt. Man wirft mir vor, ich soll angeblich wiederholt versucht haben, seinen Facebook-Account zu hacken. Einziger Hinweis, der meine Schuld beweisen soll: Da ich der Betreiber von Tarnkappe.info bin, müsste ich vom Hacken doch Ahnung haben.

Der Geschäftsführer eines sozialen Dienstes im Rheinisch-Bergischen Kreis vermutet, ich sei dafür verantwortlich, dass Unbekannte im Vorjahr bei Facebook häufiger mit verschiedenen IP-Adressen sein Passwort zurücksetzen lassen wollten. Der Geschäftsführer bekam deswegen im Frühjahr 2021 wiederholt E-Mails von Facebook, die dies belegen. Allerdings hatte der oder die Hacker wohl keine Gewalt über den entsprechenden E-Mail-Account, weswegen es jeweils beim Übernahme-Versuch geblieben ist. Die Hacker haben es dann immer wieder versucht.

Strafanzeige – Wer ist hier eigentlich der Kriminelle?

In diversen E-Mails bezeichnet mich mein früherer Chef als „kriminell„. Dabei hat er vor vielen Jahren selbst ein Warez-Forum betrieben. Auch sonst könnte man ein Buch über seine Taten schreiben. Vom Abrechnungsbetrug über die feindliche Übernahme einer Abteilung bis zum außerehelichen Geschlechtsverkehr mit Mitarbeiterinnen war wirklich alles dabei. Der Ersteller der Strafanzeige war früher der Leiter meiner Abteilung. Später hat er sich mit einem eigenen Unternehmen im sozialen Bereich selbstständig gemacht. Dafür nutzte er gnadenlos die Tatsache aus, dass die Leiterin des betroffenen mittelständischen Unternehmens mit mehr als 300 Angestellten aufgrund des Todes ihres Ehemanns mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. In der Folge stellte gegen ihn niemand Strafanzeige.

Falldatei Rauschgift, Tarnkappe.info Lars Sobiraj
Polizei Bergisch Gladbach

Die besten Geschichten schreibt das Leben

Ich mag nicht weiter ins Detail gehen. Doch die besten Geschichten schreibt bekanntlich noch immer das Leben selbst. Das Ironische dabei: So jemand erhebt den moralischen Zeigefinger gegen einen früheren Angestellten, obwohl er selbst jede Menge Dreck am Stecken hat. Und das, obwohl ich ihm damals mit seinem Firmen-Blog und dem Aufbau seiner Facebook-Seite ohne eine Forderung zu stellen, geholfen habe.

Schon vor einem Jahr erhielt ich eine Vorladung zur örtlichen Polizeidienststelle, um als Verdächtiger eine Aussage zu den Vorwürfen zu machen. Mein Ex-Chef hat bei der Polizei für seine Anschuldigungen wie gesagt keinerlei Beweise vorgelegt. Trotzdem hat man das Verfahren aufgenommen. Ich lehnte die Befragung ab. Mein Anwalt beantragte im Mai 2021 Akteneinsicht. Die Akte trudelte kürzlich nach einem Jahr Verzögerung (!) bei ihm ein. Man sieht also, dass die Staatsanwaltschaft den Fall mit einer extrem geringen Priorität bearbeitet. Die Vorwürfe hat der Ersteller der Strafanzeige ausnahmslos sehr vorsichtig formuliert. Laut meinem Anwalt würde die Polizei in einem solchen Fall ohne konkrete Hinweise eigentlich keine Ermittlung aufnehmen. Doch da ich „einschlägig bekannt“ bin, das hat der Polizist in der Akte tatsächlich so formuliert, legte man die Strafanzeige nicht zu den Akten.

Einmal verdächtig, immer verdächtig!

Interessant ist in dem Zusammenhang vor allem die Einstellung der Polizei. Man lässt keine Gelegenheit aus, gegen mich vorzugehen, egal wie haltlos die Vorwürfe sein mögen. In was für einem Land leben wir, wo man in den Augen der Justiz dauerhaft als schuldig gilt, selbst wenn man nichts Verkehrtes getan hat? Und selbst dann, wenn es nie zu einer Anklage oder Verurteilung gekommen ist? Wenn jetzt noch 20 Personen behaupten würden, ich hätte sie gehackt, wird man dann noch 20 neue Verfahren eröffnen? Das alles nur aufgrund der Tatsache, weil jemand vor Jahren aktenkundig wurde?

Ich habe den Glauben an unseren Freund und Helfer schon vor Jahren bei der ersten Durchsuchung verloren. Doch die jetzige Vorgehensweise hatte ich, naiv wie ich bin, noch immer für unmöglich gehalten. Laut meinem Anwalt ist das aber bei den Polizeien und Staatsanwaltschaften gängige Praxis. Einmal verdächtig bedeutet, dass man immer verdächtig ist.

Der Hacker hatte bei seinen Versuchen die IP-Adressen verschiedener Server von mehreren VPN-Anbietern genutzt. Das und die Befragung wären die einzigen Anhaltspunkte gewesen, um die Ermittlungen voran zu treiben. Somit kann man bald mit der Einstellung der Strafanzeige rechnen. Und wieder ein Verfahren mehr, was den Polizisten vor Augen halten dürfte, was für ein schlimmer Finger ich sein muss.

Polizei Bergisch Gladbach, ZAC NRW
Polizeipräsidium Eingang

Keine Chance auf einen versöhnlichen Ausgang

Ich hatte dem Ex-Chef übrigens geschrieben, dass ich schlichtweg keine Facebook-Accounts hacken kann. Und auch, dass mich sein Account überhaupt nicht interessiert. Auf seine E-Mails zu reagieren, war aber schon ein grober Fehler. Es folgten von ihm nur noch schlimmere Beschimpfungen.

Auf meinen Versuch, das Ganze versöhnlich abzuschließen, schließlich haben wir schon seit Jahren nichts mehr miteinander zu tun, reagierte er nicht. Mittlerweile habe ich ihn blockiert, von ihm kommen hier keine E-Mails mehr an. Ich hätte mir wahrlich einen anderen Ausgang gewünscht, doch manches hat man im Leben nicht selbst in der Hand.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.