Beim Monat Juli denkt man eher an den Urlaub und weniger an einen satirischen Monatsrückblick voller Peinlichkeiten, die sich im Vormonat ereignet haben.
Auch im Urlaubsmonat Juli hat sich trotz parlamentarischer Sommerpause so manches ereignet, an das man im Rahmen eines Monatsrückblicks erinnern sollte. Annika Kremer fasst die „Glanzpunkte“ des Vormonats zusammen. Wie gewohnt bissig und böse. Also ganz so, wie es unsere Leser mögen.
Monatsrückblick Juli 2015
Der Monat Juli – die meisten Menschen denken dabei wohl an Sonne, Pool und Eiscafé, womöglich auch ganz nostalgisch an die großen Ferien. Nicht vergessen darf man aber angesichts dieses positiven Bildes, dass nicht jedem die Hitze bekommt. Und dabei meine ich weniger Serverräume oder das notorisch zartbesaitete iPhone. Nein, ganz offensichtlich sind die sommerlichen Temperaturen vielen Menschen in Politik, Wirtschaft und sonstigen Entscheidungspositionen ganz ordentlich auf’s Hirn geschlagen. Oder aber es handelt sich doch um die ersten Vorboten der Zombie-Apokalypse. Während wir uns also vor allem mit der Frage „Schoko, Vanille oder Erdbeer?“ beschäftigen, treffen diese Menschen weitaus gewichtigere Entscheidungen. Sie sind dabei so inkompetent, dass wir uns sehnsüchtig wünschen, sie wären beim Eisbecher geblieben. Doch lest selbst unseren Monatsrückblick.
Animal Farm im Reichstag
Eine gar nicht so überraschende Enthüllung gab es Anfang des Monats von WikiLeaks. Demnach spioniert die NSA die deutsche Bundesregierung seit Jahren systematisch aus. Ebenso übrigens das Auswärtige Amt. Abgesehen davon, dass das Abhören unserer Regierung wahrscheinlich dem Anschauen einer Pannen-Show oder Failvideo-Kollektion gleichen dürfte. So sollte man meinen, das falle nicht so ins Gewicht angesichts der Tatsache, dass die NSA absolut jeden – natürlich auch uns – systematisch ausspäht. Aber da greift natürlich wieder das aus George Orwells „Animal Farm“ hinlänglich bekannte Prinzip, dem zufolge alle Tiere gleich sind, manche allerdings gleicher als andere. Dementsprechend war die Empörung groß. Die Privatsphäre der Bürger, die man eigentlich beschützen und für deren Interessen man eintreten soll, auf dem Altar internationaler Kooperation zu opfern – geschenkt. Aber sich selbst überwachen zu lassen, das geht eindeutig zu weit. Da muss man gleich den Botschafter einberufen und lautstark seine Empörung kund tun.
Es bewahrheitet sich wieder einmal. Wenn wir dafür sorgen könnten, dass die ganzen freiheitsfeindlichen Maßnahmen unserer Politiker selbige auch selbst betreffen, würde sich das Thema ganz schnell erledigen. Unsere aufrechten Kämpfer für die nationale Sicherheit würden dann sehr zügig merken, dass individuelle Freiheiten doch gar nicht so übel sind. Leider ist diese Erkenntnis ebenso alt (siehe Orwell) wie schwer in die Tat umzusetzen. Somit bleibt uns nur die Hoffnung, dass sich die USA weiterhin dämlich genug anstellen, um neben unseren Handys auch das der Kanzlerin zu überwachen (und sich dabei auch noch erwischen zu lassen).
Amnesty-Qaida
Kommen wir im Monatsrückblick zu unseren Politikern. Diese sind wahrscheinlich so inkompetent, dass der Erkenntnisgewinn beim Abhören eher überschaubar sein dürfte. Kommen wir also zu bösen Buben, die man definitiv unbedingt im Auge behalten muss, wenn man verhindern will, dass die ganze Welt im Terror versinkt. Beispielsweise Amnesty International. Ist doch klar. Wenn man irgendwen mit Gewalt, Anschlägen und Bomben assoziiert, dann ja wohl Amnesty. Ich kann kaum noch ruhig schlafen vor lauter Angst, dass im Morgengrauen eine Horde Menschenrechts-Aktivisten mit Kalaschnikows meine Bude stürmt.
Das versuchte auch das britische GCHQ – die mit dem coolen UFO in Cheltenham und der Lizenz zum ungebremsten Bespitzeln – Gerichten, Medien und Öffentlichkeit klar zu machen, nachdem sie bei ihrer umfangreichen Überwachung gegen Amnesty erwischt worden waren. Überraschenderweise blieb das einigermaßen erfolglos. Da ist dringend mal eine öffentliche Aufklärungskampagne vonnöten. Wir brauchen dringend das eine oder andere Video, das auf die Gefahren durch aggressive Lichterketten, Mahnwachen mit Sprengstoffgürtel und mit Anthrax verseuchte Briefappelle aufmerksam macht. Amnesty ist eine ganz gefährliche Truppe. Da gilt, wie Weiland schon Mad-Eye Moody zu sagen pflegte: Constant vigilance!
Spaß beiseite. Dass eine Institution in einem angeblichen Rechtsstaat sich von einer NGO wie Amnesty bedroht fühlt, sollte echt zu denken geben. Das hat sicher mit den Kampagnen der Menschenrechtler gegen ausufernde staatliche Überwachung auch in westlichen Ländern überhaupt rein gar nichts zu tun. Entweder, wir glauben die oben entwickelte Theorie von wild um sich schießenden und explodierenden Menschenrechts-Aktivisten, oder wir sollten die Werte unserer Geheimdienste mal ganz ernsthaft hinterfragen.
Monsieur A. und die Feinheiten der internationalen Diplomatie
Keine Croissants, Baguettes und hübschen französischen Verehrerinnen gibt es in absehbarer Zeit für WikiLeaks-Chefredakteur Julian Assange. Frankreich nämlich will dem umstrittenen Aktivisten kein Asyl gewähren. Angeblich ist dieser nicht bedroht genug. Wahrscheinlicher ist, dass es der französischen Regierung das doch zu kontrovers und zu gefährlich ist, einem Staatsfeind wie Assange Asyl zu gewähren. Man könnte hier fein trefflich Witze über weiße Flaggen machen. Wenn man nicht sicher wäre, dass andere Regierungen, einschließlich der deutschen, genauso feige vor den USA kuschen.
Assange indes leidet offenbar unter verletztem Stolz und kompensiert das ganz klassisch mit der Mär von den sauren Trauben. Er habe gar kein Asyl gewollt, lässt der Australier verlauten. Wahrscheinlich ging es ihm vielmehr nur um einen potentiellen Sommerurlaub an der Cote d’Azure. Schließlich ist die Tatsache, dass Assange sich einem einflussreichen, freiheitlichen Land wie Ecuador seit Jahren anvertraut, keinerlei Indiz dafür, dass er in Sachen Asyl ein wenig verzweifelt sein könnte. Das hat er ganz sicher nicht nötig. Eigentlich wollte er nur nett mit Frankreichs Politikern plaudern, womöglich mit anschließender Weinprobe (aus sauren oder nicht so sauren Trauben).
Der Sommer bleibt heiß
Auch nun, da der Juli vorbei ist, bleibt der Sommer heiß – dafür sorgt politisch gesehen schon die unsägliche Affäre rund um den angeblichen Landesverrat von Netzpolitik. Ich bin also zuversichtlich, dass auch nächsten Monat wieder genug passieren wird, das uns das gepflegte Kopfschütteln ermöglicht. Bis dahin macht es gut bis zum nächsten Monatsrückblick, egal ob mit oder ohne Eisbecher.
Eure Annika Kremer.
Tarnkappe.info